NEW YORK (awp international) - Nach neuen geldpolitischen Lockerungen der Europäischen Zentralbank (EZB) und einer weiteren Entspannung im Handelsstreit zwischen den USA und China befindet sich die Wall Street am Donnerstag auf Kurs zu ihrem siebten Gewinntag in Folge.

Der Broker IG taxierte den Dow Jones Industrial eine halbe Stunde vor Handelsbeginn 0,25 Prozent höher auf 27 204 Punkte. Damit rückt das Rekordhoch bei fast 27 399 Zählern aus dem Juli allmählich näher. Die markttechnischen Signale des Leitindex seien alle positiv, konstatierten die Experten des Börsenstatistik-Magazins Index Radar.

Die EZB zog am Donnerstag alle Register und erfüllte die hohen Erwartungen der Anleger. Insbesondere stemmen sich Europas Währungshüter mit weiteren Anleihenkäufen gegen die Konjunkturschwäche. Zudem wurde der Strafzins für Bankeinlagen erhöht, zur Entlastung der Banken aber gleichzeitig ein Staffelzins eingeführt.

In der kommenden Woche steht dann der Zinsentscheid der US-Notenbank Fed auf der Agenda. Es wird erwartet, dass die US-Währungshüter den Leitzins senken. Von den Ökonomen der Helaba hiess es, das umfassende Lockerungspaket der EZB dürfte bei der Fed die Bereitschaft zum Handeln erhöhen.

Stützend wirken zudem weitere Entspannungssignale im Handelsstreit zwischen den USA und China. Beide Seiten versuchen derzeit, den Konflikt zu entschärfen. So will die US-Regierung die für Anfang Oktober angekündigte Anhebung der Strafzölle auf chinesische Importe im Umfang von 250 Milliarden US-Dollar um zwei Wochen auf Mitte Oktober verschieben. Zuvor hatte bereits China einige US-Produkte von Strafzöllen ausgenommen.

Die Inflation in den USA schwächte sich derweil im August überraschend etwas ab. Die Verbraucherpreise legten zum Vorjahresmonat um 1,7 Prozent zu. Im Vormonat hatte die Rate noch 1,8 Prozent betragen und Ökonomen hatten mit einem unveränderten Wert gerechnet.

Unter den Einzelwerten verloren Oracle vorbörslich mehr als zweieinhalb Prozent. Der Softwarehersteller hatte seinen Quartalsbericht am Vorabend nach Börsenschluss vorgelegt und mit dem Umsatz die Markterwartungen enttäuscht. Dem SAP-Konkurrenten machte unter anderem der starke Dollar zu schaffen, der Auslandseinnahmen nach Umrechnung in US-Währung schmälert. Zudem kündigte Oracle-Chef Mark Hurd überraschend eine Auszeit an - aus gesundheitlichen Gründen, wie es hiess. Seine Aufgaben sollen zunächst von Oracle-Gründer und Tech-Vorstand Larry Ellison sowie Co-Konzernchef Safra Catz mit übernommen werden.

Im Blick steht ausserdem der Chiphersteller Broadcom mit Quartalszahlen./ajx/jha/