NEW YORK (dpa-AFX) - Wieder steigende Ölpreise und eine Reihe starker Unternehmensbilanzen dürften den US-Börsen am Dienstag wieder Aufwärtsimpulse geben. Vor allem der Videostreaming-Dienst Netflix meldete beeindruckende Quartalszahlen. Zugleich allerdings lieferten die just veröffentlichten Inflationsdaten der US-Notenbank einen weiteren Grund, den Leitzins noch in diesem Jahr anzuheben, wie Marktanalyst Jasper Lawler von CMC Markets kommentierte.

Rund eine Dreiviertelstunde vor dem Handelsauftakt an der Wall Street rechnet das Brokerhaus IG mit einem freundlichen Start und signalisiert ein Plus für den Dow Jones Industrial von 0,66 Prozent. Am Vortag hatte der US-Leitindex mit moderaten Verlusten geschlossen.

Im Auge behalten werden sollte aus charttechnischer Sicht allerdings am heutigen Dienstag auch der marktbreite S&P-500-Index , der erneut mit der Hürde bei 2135 Punkten kämpfen könnte. Gelinge der Sprung darüber nicht rasch und nachhaltig, dürfte ein kurzfristiger Abwärtstrend ins Haus stehen, erwartet Analyst Martin Utschneider von der Privatbank Donner & Reuschel.

Die Teuerungsrate in den USA legte wie erwartet im Vergleich zum Vorjahr kräftig auf 1,5 Prozent zu. Da die Fed ihre Entscheidung, die Zinsen anzuheben, wesentlich von der US-Konjunktur abhängig macht, könnte dies für die Börsenstimmung womöglich ein kleiner Wermutstropfen sein, denn steigende Zinsen machen alternative Anlageformen wie etwa Anleihen wieder attraktiver. Zugleich allerdings warten bereits viele Anleger bereits seit längerem auf einen Zinsschritt.

Erst in der vergangenen Woche hatte die US-Notenbankpräsidentin Janet Yellen auf mögliche Nachteile einer zu lange lockeren Geldpolitik verwiesen und dabei explizit Risiken für die Finanzstabilität und die Preisstabilität verwiesen.

Unternehmensseitig dürften die Aktien von Netflix wohl die größte Aufmerksamkeit auf sich ziehen. Allein im vergangenen Quartal gewann der Streaming-Dienst mehr als 3,5 Millionen neue Abonnenten hinzu. Nicht nur Analysten, etwa von Goldman Sachs oder Nomura, waren beindruckt und reagierten mit Kursziel-Anhebungen. Anleger griffen bereits vorbörslich zu, so dass die Papiere um rund 19 Prozent in die Höhe schnellten.

Erneut steht zudem wieder die Bankenbranche im Blick, denn nun legte auch Goldman Sachs Quartalszahlen vor. Die Investmentbank profitierte im dritten Jahresviertel vom wieder steigenden Anleihehandel und übertraf sowohl ergebnis- als auch ertragsseitig die Analystenschätzungen. Vorbörslich legten die Papiere daraufhin um 1,6 Prozent zu.

An den vorangegangenen Tagen hatten bereits die Konkurrenten JPMorgan , Citigroup und Bank of America mit ihren Geschäftsberichten positiv überrascht. Am Mittwoch folgt dann noch Morgan Stanley .

Im Dow dürften sich die Blicke auf Johnson & Johnson (J&J) , IBM und Visa <3V64.FSE> richten. Ein florierendes Arzneimittelgeschäft stimmte J&J noch etwas optimistischer für das Gesamtjahr, was die Aktien vorbörslich allerdings nicht bewegte. Der Computer-Gigant IBM übertraf dagegen zwar die Analystenerwartungen für Umsatz und Ergebnis im abgelaufenen Quartal, doch enttäuschten die erneut rückläufigen Gewinnmargen. Die Papiere gaben vor dem Handelsstart um 2,6 Prozent nach.

Dass Visa-Vorstandschef Charlie Scharf Anfang Dezember von seinem Posten zurücktritt quittierten Anleger des Kreditkartenunternehmens mit vorbörslichen Kursabschlägen von knapp einem Prozent. Zum Nachfolger Scharfs wurde der bisherige Verwaltungsrat Alfred Kelly ernannt./ck/tos