NEW YORK (awp international) - An der Wall Street dürften die Anleger nach einer soliden Vorwoche wieder auf die Bremse treten. Der Broker IG errechnete für den US-Leitindex Dow Jones Industrial rund eine Dreiviertelstunde vor Handelsbeginn einen Stand von 23 782,8 Punkten, was knapp zwei Prozent unterhalb des jüngsten Schlusskurses liegt.

Seit Ende Februar hält die Corona-Krise die Börsen weltweit im Würgegriff, der Dow Jones verlor bis Ende März in der Spitze gut 37 Prozent. Ein gutes Stück davon hat der Index mittlerweile wieder wettgemacht. Das liegt vor allem an rückläufigen Infektionsraten, ersten Lockerungsmassnahmen grosser betroffener Länder und wirtschaftlichen Rettungsmassnahmen durch Regierungen und Notenbanken. Zudem hatte jüngst eine Meldung über erste Behandlungserfolge von einem Testmedikament für Covid-19-Patienten die Runde gemacht.

Im besonders schwer von Covid-19 betroffenen US-Bundesstaat New York war die Zahl der Corona-Patienten in den Krankenhäusern zuletzt weiter rückläufig. "Wenn dieser Trend anhält, haben wir den Höhepunkt überschritten", sagte der New Yorker Gouverneur Andrew Cuomo am Sonntag. Allerdings sei damit gerade erst eine Halbzeit in der Corona-Krise erreicht.

"Angesichts der Unsicherheit über die Entwicklung der Infektionszahlen von Covid-19 dürften die Märkte wankelmütig bleiben", analysierte Marktexperte Timo Emden von Emden Research. "Sollte es in den kommenden Wochen erneut zu signifikant häufenden Fällen von Corona kommen, dürfte die Rückkehr von der Rückkehr viele Marktteilnehmer auf dem falschen Fuss erwischen." So rutschten die Kurse in Europa nach einem orientierungslosen Start zuletzt erneut wieder deutlich in die Verlustzone. Zuvor hatten sich auch die Börsen in Asien uneinheitlich präsentiert.

Marktanalyst Craig Erlam vom Broker Oanda ist von den jüngsten Gewinnmitnahmen nicht allzu sehr überrascht. "Mit der Berichtssaison werden die Investoren wieder vorsichtiger", schrieb der Experte. Die Schlüsselfrage sei nun, wie gross die Lust der Investoren auf eine weitere Rückkehr in Aktien ist.

Der angeschlagene US-Luftfahrtriese Boeing muss in der Corona-Krise erneut eine Absage für eine Bestellung des Problemfliegers 737 Max hinnehmen. Die China Development Bank Financial Leasing Co. hat einen Auftrag über 29 Maschinen zurückgezogen. Damit ist die Zahl der noch offenen Bestellungen für den Boeing-Flieger 737 auf 70 Stück gesunken. Die Aktie gab vor Handelsbeginn um knapp vier Prozent nach.

Die Papiere von Halliburton verloren vorbörslich sogar mehr als sieben Prozent. Der Ölfelddienstleister hat zum Jahresstart einen Verlust von einer Milliarde US-Dollar verbucht. "Unsere Branche steht vor dem doppelten Schock aus einem massiven Nachfragerückgang bei einem gleichzeitigen Überangebot", sagte Konzernchef Jeff Miller.

Beim Finanzdienstleister Ally Financial stand zudem im ersten Quartal wegen hoher Rückstellungen im Zusammenhang mit der Corona-Krise ebenfalls ein hoher Verlust zu Buche. Der Aktienkurs sank vor Handelsbeginn um vier Prozent./kro/mis