FRANKFURT (dpa-AFX) - Vor wichtigen Zinsentscheidungen im Wochenverlauf meiden Anleger am Montag das Risiko. Der Dax konnte allerdings seine Anfangsverluste im Laufe des Morgens reduzieren, sodass er gegen Mittag nur noch leicht um 0,09 Prozent auf 14 357,71 Punkte fiel. Der MDax verlor 0,52 Prozent auf 25 471,14 Zähler und der EuroStoxx 50 bewegte sich 0,2 Prozent tiefer.

"Die Marktteilnehmer werden sich vor den wichtigen Ereignissen in dieser Woche vermutlich in Zurückhaltung üben", schrieben am Morgen die Experten der Landesbank Helaba. Börsianer konzentrieren sich in den kommenden Tagen auf die Entscheidungen der US-Notenbank Fed zur Wochenmitte sowie der Europäischen Zentralbank (EZB) am Donnerstag. Davor werden aber am Dienstag noch die US-Inflationsdaten von größerer Bedeutung sein.

"Voraussetzung für einen weiteren Kursanstieg ist ein gedämpfter Preisdruck und eine Fed, die keinen Grund liefert, das Zins-Top höher zu sehen als bislang", hieß es weiter von der Helaba. Es wird sowohl in den USA als auch in der Eurozone mit einer Zinsanhebung um 0,50 Prozentpunkte gerechnet und damit mit Zinsschritten, die nicht mehr ganz so groß ausfallen wie zuletzt.

Der Dax bleibt am Montag knapp unterhalb der 21-Tage-Linie, die ein beliebter Indikator für den kurzfristigen Trend ist. In der Vorwoche war der Leitindex erstmals seit Beginn der Rally im Oktober unter diese gerutscht und in den vergangenen Tagen daran abgeprallt. Börsianer folgern, dass die Luft raus zu sein scheint. Wegen des konjunkturellen Umfelds sehen die Experten der Credit Suisse aktuell eher Risiken als Chancen.

Im Dax gab es allerdings vereinzelt positiv auffällige Werte: Allen voran stiegen die Aktien von Symrise an der Indexspitze um 2,7 Prozent. Hier wurde auf Branchenfantasie verwiesen angesichts dessen, dass Novozymes das dänische Unternehmen Chr. Hansen übernehmen will - für einen stattlichen Aufschlag von fast der Hälfte auf den bisherigen Aktienkurs.

Ein weiterer Gewinner waren die ein Prozent höheren Beiersdorf-Titel. Mit RBC und Morgan Stanley gaben gleich zwei Analysten ihren Pessimismus für den Konsumgüter- und Klebstoffkonzern auf. Der Morgan-Stanley-Analyst Rashad Kawan argumentierte, dass das Verhältnis von Chancen und Risiken mittlerweile ausgewogen und damit besser als beim weiter negativ beurteilten Konkurrenten Henkel sei. Dessen Aktien verloren knapp ein Prozent an Wert.

Allgemein waren Analystenkommentare auf Unternehmensseite ein wichtiges Thema. Negativ von einer gestrichenen Warburg-Kaufempfehlung beeinflusst wurden die Fresenius-Aktien, die mit einem Abschlag von 3,4 Prozent zum Dax-Schlusslicht wurden. Er sieht in der Dialyse-Tochter Fresenius Medical Care (FMC) nach wie vor eine Belastung. Ein Investment sei weiterhin mit erheblichen Unsicherheiten behaftet.

Im MDax ist Morgan Stanley nun pessimistisch für den Computer-Fernwartungsspezialist Teamviewer. Nach gutem Lauf auf ein Hoch seit Juni ging es hier um 3,6 Prozent bergab, weil Adam Wood kein Potenzial mehr für eine weitere Erholung sieht. Er stellt sich in seiner Branchenstudie defensiv für den ganzen Technologiesektor auf.

Im MDax machte ansonsten Rheinmetall mit einem Hoch seit Anfang Juli von sich reden. Die 2,6 Prozent höheren Papiere des Autozulieferers und Rüstungskonzerns profitieren von einem Großauftrag für Abgas-Rückführungsmodule. ProSiebenSat.1 dagegen verloren im Index mittelgroßer Werte 2,1 Prozent, nachdem JPMorgan seine bislang optimistische Haltung für den Medienkonzern aufgegeben hat.

Bei Nebenwerten gab es bei Va-Q-Tec einen Kurssprung um 43 Prozent auf 25,40 Euro. Hier wurde am Freitag kurz nach Börsenschluss verkündet, dass sich eine Zusammenschlussvereinbarung mit dem Finanzinvestor EQT anbahnt. Beabsichtigt ist dabei wohl auch ein freiwilliges öffentliches Übernahmeangebot an die Aktionäre gegen Zahlung einer Barleistung in Höhe von 26 Euro je Aktie. Diesem Niveau näherte sich der Kurs mit dem Kurssprung./tih/jha/

--- Von Timo Hausdorf, dpa-AFX ---