FRANKFURT (dpa-AFX) - Der deutsche Aktienmarkt hat am Montag seine Ende letzter Woche erlittenen Verluste abgeschüttelt und deutlich zugelegt. Die politische Unsicherheit aufgrund der Corona-Infektion des US-Präsidenten Donald Trump nahm ab und die Hoffnung auf weitere Konjunkturstützen wieder zu. Außerdem zogen infolge unternehmensspezifischer Nachrichten einige Aktien aus der zweiten Reihe deutlich an.

Der Leitindex Dax stieg nach vier Verlusttagen in Folge um 1,10 Prozent auf 12 828,31 Punkte und schloss damit knapp unter seinem kurz zuvor erreichten Tageshoch. Der Gesundheitszustand von Trump hat sich nach Angaben von dessen Stabschef Mark Meadows weiter verbessert. "Wir sind weiterhin optimistisch, dass er im Laufe des Tages ins Weiße Haus zurückkehren kann", hatte Meadows dem Sender Fox News gesagt. Trump sei bereit, zu einem normalen Arbeitsplan zurückzukehren.

Der MDax der 60 mittelgroßen Börsentitel gewann am Montag 1,68 Prozent auf 27 706,29 Zähler, und auch europaweit ging es nach oben: Der Eurozonen-Leitindex EuroStoxx 50 gewann 0,92 Prozent auf 3220,22 Punkte. In Paris und London schlossen die Leitbörsen ebenfalls im grünen Bereich. In den USA legte der Dow Jones Industrial zum europäischen Handelsschluss um 1,3 Prozent und die Nasdaq-Indizes um rund 1,7 Prozent zu.

Marktanalyst Jochen Stanzl von CMC Markets erwartet, dass die aktuelle "Schaukelbörse" mit Ausschlägen nach oben und unten "noch eine Weile weitergehen" dürfte, bis klar sei, wie es nun tatsächlich um den Gesundheitszustand Trumps stehe. Positiv sei dabei für die Börsen, dass die Nachrichten zu Trumps Corona-Erkrankung "die Wahrscheinlichkeit für eine baldige Absegnung der Konjunkturstützen erhöht haben".

Mit Blick auf Einzelwerte spielte die Musik vor allem im MDax. So steht der hochverschuldete Dünger- und Salzproduzent K+S kurz vor dem Verkauf seines amerikanischen Salzgeschäfts, - und das für womöglich deutlich mehr Geld als bisher erwartet. Die Verhandlungen mit dem US-Konzern Stone Canyon Industries seien "sehr fortgeschritten", teilte K+S mit, was den Aktien letztlich ein Plus von 14,4 Prozent bescherte.

Mit einem Plus von knapp 17 Prozent ging es für die Anteilscheine von Grenke noch etwas kräftiger hoch. Dem Leasing- und Finanzierungsspezialisten gelang es, Vorwürfe der Bilanzmanipulation zu entkräften. Die Wirtschaftsprüfer der KPMG haben laut Grenke zu den beiden Stichtagen 30. Juni und 15. September 2020 für über 98 Prozent der Bankguthaben von rund einer Milliarde Euro Bankbestätigungen erhalten. Die noch ausstehenden Papiere würden in rund zehn Tagen erwartet.

Die Aktien von Thyssenkrupp stiegen nach einem positiven Analystenkommentar von Morgan Stanley um 11,4 Prozent. Analyst Alain Gabriel rät nun zum Halten der Papiere. Der jüngste, rasche Wertverlust der Aktie des Industrieunternehmens spiegele die operativen Risiken inzwischen angemessen wider, schrieb er.

Im SDax zog der österreichische IT-Dienstleisters S&T Interesse auf sich. Die Aktien legten als einer der Index-Spitzenwerte um 6,5 Prozent zu. Vorstandschef Hannes Niederhauser stellte sich der Anfang vergangener Woche geäußerten Analystenkritik entgegen. Das Unternehmen nehme die Kritik ernst, jedoch sei sie einseitig, übertrieben und in einigen Punkten falsch, sagte er.

Im Dax und auch europaweit zeigten sich vor allem die konjunktursensiblen Autowerte wieder stark. Das Analysehaus Jefferies blickt zuversichtlich auf die bald anlaufende Berichtssaison der Autobranche. Die Gewinnerwartungen erschienen recht gering und die Wahrscheinlichkeit für Vorab-Veröffentlichungen von Eckdaten ziemlich hoch, schrieb Philippe Houchois. Im Dax gewannen die Papiere von Volkswagen, Daimler und BMW zwischen 2,1 und 2,7 Prozent.

Der Euro legte weiter zu und kostete am frühen Abend 1,1786 US-Dollar. Die Europäische Zentralbank setzte den Referenzkurs auf 1,1768 (Freitag: 1,1730) US-Dollar fest. Der Dollar kostete damit 0,8498 (0,8525) Euro. Am Rentenmarkt stieg die Umlaufrendite von minus 0,55 Prozent am Freitag auf minus 0,54 Prozent. Der Rentenindex Rex fiel um 0,05 Prozent auf 145,88 Punkte. Der Bund-Future verlor am frühen Abend 0,27 Prozent auf 174,30 Zähler./ck/he

--- Von Claudia Müller, dpa-AFX ---