FRANKFURT (dpa-AFX) - Am Ende einer abermals turbulenten Woche haben starke US-Börsen dem Dax Rückenwind beschert. So waren in den USA die Verkäufe neuer Häuser nach den jüngsten Rückschlägen deutlich gestiegen, was die Stimmung der Anleger ein wenig aufhellte. Der deutsche Leitindex stieg nach einem Schlussspurt letztlich um 1,59 Prozent auf 13 118,13 Punkte und glich damit die Wochenverluste nahezu aus. Der MDax legte am Freitag um 1,71 Prozent auf 26 952,04 Zähler zu. Schwache Stimmungsdaten aus der deutschen Wirtschaft und eine Gewinnwarnung von Zalando steckte der deutsche Aktienmarkt gut weg.

"Vorerst lassen die Rezessionssorgen keine nachhaltige Börsenentspannung zu", schreibt Robert Halver, Kapitalmarktstratege der Baader Bank. Sorgen vor Inflation, Rezession und Krieg klebten den "Börsen wie Kaugummi am Schuh", so Halver. Die zuletzt massiven Aktienverkäufe bezeichnet er allerdings auch als eine Art "Kapitulation", wenngleich noch nicht klar sei, ob der Ausverkauf beendet sei. Der Dax hat seit seinem Zwischenhoch Anfang Juni fast elf Prozent eingebüßt. Halver gibt aber auch zu bedenken: "Es wartet viel Geld an der Seitenlinie, das sich bei Perspektivenaufhellung sofort zurück an die Aktienmärkte traut und für eine Kursbefestigung sorgt".

Kassierte Prognosen wie von Zalando sollten vor der bald beginnenden Berichtssaison keine Schule machen, wie Jochen Stanzl, Chef-Marktanalyst CMC Markets, schreibt. Die anstehende Berichtssaison könnte sonst zu einer Art Offenbarungseid werden.

Zu den Konjunktursorgen trug am Freitag der Ifo-Geschäftsklimaindex bei, der sich im Juni stärker als prognostiziert eintrübte. Sorgen bereiten den Unternehmen vor allem die Strompreise und drohende Gasknappheit. "Die verschlechterten Erwartungen zeigen ganz klar, dass für die Firmen die wesentliche Herausforderung in der Energieversorgung im kommenden Winter besteht", merkte Chefvolkswirt Ulrich Kater von der Dekabank an.

Zur Erholung des Dax trugen vor allem Aktien aus dem Gesundheitsbereich bei. So befanden sich mit Merck KGaA, Siemens Healthineers, Sartorius, Qiagen und Fresenius gleich fünf Titel unter den 15 größten Gewinnern. Merck KGaA lagen mit plus 5,6 Prozent an der Dax-Spitze. Im MDax waren Evotec-Aktien mit einem Plus von 5,8 Prozent der Spitzenreiter.

Eine Achterbahnfahrt erlebte im Handelsverlauf die Aktie von Zalando. Nach drastisch reduzierten Jahreszielen des Online-Modehändlers sackten die Papiere um bis zu 18 Prozent ab und damit auf den tiefsten Stand seit fast acht Jahren. Auch Aktien aus der Mode- und Onlinebranche wurden von der Nachricht zunächst in Mitleidenschaft gezogen. Am Nachmittag erholten sich Zalando-Aktien aber und standen lediglich mit 1,6 Prozent im Minus. Ein Händler hatte schon am Morgen mit einer gewissen Kurserholung im Verlauf gerechnet. Denn Short-Seller, die auf fallende Kurs gesetzt hätten, könnten diese Positionen vor dem Wochenende schließen und nach der Talfahrt der letzten Monate Gewinne mitnehmen.

Die Aktien der Deutschen Post stiegen dagegen um 2,6 Prozent. Sie profitierten vom Geschäftsbericht des US-Konkurrenten Fedex. Dieser erzielte im jüngsten Geschäftsquartal deutlich mehr Umsatz und auch der Betriebsgewinn legte zu.

Auf europäischer Ebene fiel die Erholung noch stärker aus. Der Leitindex EuroStoxx 50 kletterte um 2,8 Prozent auf 3533,17 Punkte. In Paris ging es für den Cac 40 3,2 Prozent nach oben, während der FTSE 100 in London 2,7 zulegte. In New York notierte der Dow Jones Industrial zuletzt 2,2 Prozent im Plus.

Der Eurokurs stieg. Die Gemeinschaftswährung wurde zum Dax-Handelsschluss mit 1,0550 US-Dollar gehandelt. Die Europäische Zentralbank hatte den Referenzkurs am Freitag auf 1,0524 (Donnerstag: 1,0493) Dollar festgelegt.

Am Rentenmarkt verharrte die Umlaufrendite bei 1,36 Prozent. Der Rentenindex Rex stieg leicht um 0,04 Prozent auf 133,11 Punkte. Der Bund-Future legte leicht um 0,12 Prozent auf 147,82 Punkte zu./jcf/mis

--- Von Jan Christoph Freybott, dpa-AFX ---