FRANKFURT (dpa-AFX) - Zins- und Rezessionssorgen haben den deutschen Aktienmarkt auch zum großen Verfallstermin vor dem Wochenende belastet. Der Leitindex Dax verlor am Freitag 1,66 Prozent auf 12 741,26 Punkte. Auf Wochensicht bedeutet dies ein Minus von 2,65 Prozent. Der MDax der mittelgroßen Werte war am Freitag zwischenzeitlich auf ein Tief seit Mai 2020 gerutscht und büßte am Ende 2,09 Prozent auf 23 944,01 Punkte ein.

"Eine Woche zum Vergessen", resümierte Jürgen Molnar, Kapitalmarktstratege beim Handelshaus Robomarkets. Der wieder wachsende Optimismus der Anleger hatte bereits am Dienstag einen Schlag durch die hartnäckige Teuerung in den USA erlitten. Daraufhin geisterten Spekulationen durch den Raum, die US-Notenbank Fed könnte womöglich sogar zu einem massiven Zinsschritt von einem Prozentpunkt gezwungen sein. Die Blicke der Anleger sind daher bereits fest auf die Zinssitzung der Fed am Mittwoch gerichtet.

Am Freitag liefen Terminkontrakte auf Aktien und Indizes an den Terminbörsen aus. Vom "großen Verfall" oder auch "vierfachen Verfall" sprechen Börsianer dann, wenn Optionen und Futures auf Indizes und einzelne Aktien am selben Tag verfallen.

Auf Unternehmensseite im deutschen Leitindex stachen am Freitag die Papiere der Deutschen Post mit hohen Abschlägen hervor. Sie waren im frühen Handel auf ein Tief seit Mitte 2020 gesackt und verloren letztlich 6,6 Prozent. Für den Kursrutsch hatten die schwachen Zahlen und eine zurückgezogene Gewinnprognose des US-Konkurrenten Fedex gesorgt. Zur Begründung hatten die Amerikaner auf das eingetrübte wirtschaftliche Umfeld verwiesen. Die Nachrichten beunruhigen die Börsianer, denn auch die Deutsche Post ist wie Fedex stark im Frachtgeschäft engagiert. Ein Marktkenner erklärte aber, die Trends seien wegen einer abweichenden Kostenbasis nicht vergleichbar.

Unter den schwächsten Werten im Dax sammelten sich auch ehemalige Corona-Gewinner aus dem Pharmasektor, der durch die Energiekrise und die Inflation als zunehmend belastet gilt. Die Papiere von Siemens Healthineers, Merck KGaA und Sartorius fielen zwischen 3,7 und 7,7 Prozent.

Auch für die Chemiewerte, die als größter Gasverbraucher in Deutschland gelten, ging es bergab. Wacker Chemie etwa knickten um 5,3 Prozent ein, BASF im Dax verloren 2,1 Prozent. Ob es im Winter einen Gas-Notstand geben wird, ist nach Einschätzung der Bundesnetzagentur weiter offen.

An der MDax-Spitze kletterten die Anteilsscheine von TAG Immobilien um 4,8 Prozent nach oben. Die Aktien des Immobilienkonzerns seien zuletzt den Branchenkollegen hinterhergelaufen und böten eine attraktive Ergebnisrendite, schrieb Analyst Sander Bunck von der britischen Investmentbank Barclays.

Der Eurozonen-Leitindex EuroStoxx 50 fiel um 1,17 Prozent auf 3500,41 Punkte. Der französische Cac 40 verlor ebenfalls mehr als ein Prozent, während der britische FTSE 100 um 0,6 Prozent nachgab. In New York notierte der Dow Jones Industrial zum europäischen Börsenschluss rund ein Prozent tiefer.

Der Euro legte etwas zu und kostete zuletzt 1,0005 US-Dollar. Die Inflationserwartungen der US-Verbraucher sind im September gesunken. Dies könnte den Zinserhöhungsdruck auf die Fed etwas verringern. Die Europäische Zentralbank hatte den Referenzkurs zuvor auf 0,9954 (Donnerstag 0,9992) Dollar festgesetzt. Der Dollar kostete damit 1,0046 (1,0008) Euro.

Am Rentenmarkt stieg die Umlaufrendite von 1,64 Prozent am Vortag auf 1,68 Prozent. Der Rentenindex Rex fiel um 0,31 Prozent auf 130,20 Punkte. Der Bund-Future gab um 0,05 Prozent auf 142,86 Punkte nach./la/jha/

--- Von Lutz Alexander, dpa-AFX ---