FRANKFURT (dpa-AFX) - Enttäuschende Konjunkturdaten aus Asien und den USA haben am Montag etwas auf die Stimmung der Anleger am deutschen Aktienmarkt gedrückt. Die jüngste Rekordfahrt des Dax wurde ausgebremst. Der deutsche Leitindex schloss 0,32 Prozent tiefer auf 15 925,73 Punkten, nachdem er am Freitag erstmals die Marke von 16 000 Punkten geknackt hatte. Allerdings seien die Umsätze im Dax eher gering gewesen, sagte Marktexperte Andreas Lipkow von Comdirect.

Charttechnisch gesehen befindet sich der Index "in der kritischen saisonalen Phase zwischen Juni und September", in der er statistisch nicht allzu weit voran komme, wie Charttechnik-Experte Andreas Büchler von Index Radar schreibt. Im Herbst erwartet er den Dax wieder auf der Gewinnerseite. Ein Lauf in Richtung der 16 500er-Marke sei dann "eine realistische Option".

Der MDax verlor zu Wochenbeginn 0,54 Prozent auf 35 722,83 Punkte und auch europaweit und in den USA wurden Verluste verbucht. Auslöser der allgemeinen leichten Börsenschwäche war Marktteilnehmern zufolge, dass sich in China der Einzelhandel und die Industrie im Juli schwächer als erwartet entwickelt hatten. In den USA trübte sich im August die Stimmung in den Industrieunternehmen im Bundesstaat New York überraschend stark ein.

Der Eurozonen-Leitindex EuroStoxx 50 fiel um 0,64 Prozent auf 4202,44 Zähler. Auch der Pariser Cac 40 und der britische FTSE 100 schwächelten. In den USA gab der Dow Jones Industrial zum europäischen Handelsschluss um 0,2 Prozent nach. Die technologielastigen Nasdaq-Börsen verloren deutlicher.

Gefragt waren an diesem Tag eher defensive Werte wie weniger von der Konjunktur abhängige Versorgerwerte, Aktien aus der Pharma- und Gesundheitsbranche oder dem Immobiliensektor. So gewannen Eon als Spitzenwert im Dax 1,4 Prozent und RWE zogen um 0,8 Prozent an. Merck KGaA gewannen 1,2 Prozent, Fresenius 0,7 Prozent und Vonovia 0,6 Prozent.

"Das Aktienumfeld hat sich einmal mehr in die klassischen Lager zwischen defensiven und zyklischen Unternehmen gespaltet", kommentierte Comdirect-Experte Andreas Lipkow. "Um keine weitere Kursperformance zu verpassen, legen die Investoren aktuell ihren Fokus auf die defensiven Unternehmen."

Am Dax-Ende gaben zyklische Werte, also konjunkturabhängige Werte, nach: Allen voran zeigten sich die Autobauer schwach mit Verlusten zwischen 1,8 und 2,3 Prozent.

Im MDax setzten die Anteilscheinen von Varta ihre jüngste Talfahrt fort: Die Papiere sackten um fast acht Prozent ab und waren klares Schlusslicht, nachdem der Batteriekonzern Ende der vergangenen Woche einen enttäuschenden Halbjahresbericht präsentiert hatte. Nun schrieb Warburg-Analyst Robert-Jan van der Horst: Varta habe zwar die Jahresprognosen bestätigt und setze dabei auf eine anziehende Geschäftsentwicklung im Bereich True Wireless Stereo Headsets, doch gerade dieser Markt verliere an Schwung. Zudem sei er zunehmend härter umkämpft.

Die Anteilscheine von Lufthansa sackten um 3,6 Prozent ab. Der Bund trennt sich überraschend von Unternehmensanteilen, die in der Corona-Krise zur Stützung des Konzerns erworben worden waren. Der Wirtschaftsstabilisierungsfonds will in den kommenden Wochen seinen Aktienanteil um maximal ein Viertel reduzieren.

Die Aktien von Hella gaben um 3,4 Prozent nach und entfernten sich so etwas weiter von ihrem Anfang August im Zuge der jüngsten Übernahmespekulationen erreichten Rekordhoch. Der Autozulieferer soll vom Konkurrenten Faurecia geschluckt werden. Die Papiere des Lichtspezialisten hatten bereits seit Ende April deutlich zugelegt, nachdem die Verkaufspläne der Eigentümerfamilien bekannt geworden waren.

An der SDax-Spitze legten die BVB-Aktien um 4,0 Prozent zu. Unter dem neuen Trainer Marco Rose gelang dem Fußballverein am Samstag ein spektakulärer Bundesliga-Einstand gegen Eintracht Frankfurt.

Der Euro stieg und wurde am frühen Abend mit 1,1776 US-Dollar gehandelt. Die Europäische Zentralbank setzte den Referenzkurs auf 1,1772 (Freitag: 1,1765) US-Dollar fest. Der Dollar kostete damit 0,8495 (0,8500) Euro. Am Rentenmarkt fiel die Umlaufrendite von minus 0,51 Prozent am Freitag auf minus 0,52 Prozent. Der Rentenindex Rex stieg um 0,02 Prozent auf 146,24 Punkte. Der Bund-Future gab um 0,04 Prozent auf 176,73 Punkte nach./ck/he

--- Von Claudia Müller, dpa-AFX ---