FRANKFURT (dpa-AFX) - Die Ankündigung weiterer signifikanter Zinserhöhungen in der Eurozone und das schrittweise Zurückfahren der Anleihebestände im kommenden Jahr haben den Dax am Donnerstag schwer unter Druck gebracht. Der deutsche Leitindex schloss mit minus 3,28 Prozent auf 13 986,23 Punkte und ist damit zurück auf dem Niveau vom 10. November. Der MDax gab um 2,27 Prozent auf 25 288,27 Punkte nach. Für die Börsen der Eurozone ging es ebenfalls deutlich abwärts.

"Wer gestern noch dachte, klarer als Fed-Chef Jerome Powell könne man nicht ausdrücken, dass der Weg zu einer marktfreundlicheren Geldpolitik noch ein langer sei, wurde heute eines Besseren belehrt", fasste Marktanalyst Konstantin Oldenburger von CMC Markets die Aussagen und Beschlüsse der EZB zusammen. Zudem habe EZB-Präsidentin Christine Lagarde unmissverständlich klar gemacht, dass selbst wenn ihre Kollegen in Washington eine Pause im Zinserhöhungszyklus einlegten, sie dem Ganzen nicht folgen müsse.

Zwar hob die Europäische Notenbank (EZB) ihre Leitzinsen erwartungsgemäß um 0,5 Prozentpunkte an, allerdings wurden angesichts der Inflation weitere Zinsanhebungen in einem gleichbleibenden Tempo in Aussicht gestellt. Die Inflationsprojektionen wurden angehoben und liegen selbst 2025 mit 2,3 Prozent noch über dem Zielwert. Gleichzeitig wurde die Prognose für das Wachstum im Euroraum gesenkt. Von März an sollen nun außerdem die Anleihebestände schrittweise zurückgefahren werden.

"Damit wird das so gefürchtete Stagflationsszenario ein gutes Stück wahrscheinlicher", kommentierte Thomas Altmann, Portfoliomanager von QC Partners. Ernst werde es zudem, sobald die Rückzahlungsbeträge aus fälligen Anleihen nicht mehr vollständig reinvestiert würden und so dem Markt Liquidität entzogen werde.

Unter den 40 Werten im Dax gab es an diesem Tag keinen Gewinner. Im MDax und SDax waren positive Kursentwicklungen rar. So legten die Aktien des Rüstungsunternehmens Rheinmetall um 0,9 Prozent zu und auch die von Telefonica Deutschland. Im SDax hoben sich die Anteile von Südzucker mit einem Plus von 2,4 Prozent positiv ab, denn der Zuckerhersteller bestätigte nicht nur seine Ziele für das noch laufende Geschäftsjahr 2022/23, sondern rechnet auch für das kommende mit weiter steigenden Gewinnen.

Das Schlusslicht waren dagegen Ceconomy mit einem Kursrutsch um 13 Prozent. Der Elektronik-Händler, zu dem die beiden Handelsketten Media Markt und Saturn gehören, peilt zwar im neuen Geschäftsjahr eine deutliche Ergebnisverbesserung an, Anleger trauten dem aber offenbar nicht. Denn: Die Aussagen wurden unter dem Vorbehalt gemacht, dass sich die Konjunkturbedingungen nicht weiter verschlechtern und der Elektronik-Markt nur moderat schrumpft.

Unter den europäischen Börsen sackte der Eurozonen-Leitindex EuroStoxx 50 um 3,51 Prozent auf 3835,70 Zähler ab und erreichte damit ebenfalls den tiefsten Stand seit dem 10. November. Ähnlich schwach schloss der Pariser Cac 40, während sich der britische FTSE 100 mit einem Minus von etwas unter einem Prozent recht gut hielt. Auch in Großbritannien wurde an diesem Tag der Leitzins angehoben, und zwar zum neunten Mal seit Ende vergangenen Jahres.

In den USA büßte der Dow Jones Industrial 2,4 Prozent ein und verarbeitete weiter die Leitzinsanhebung der heimischen Notenbank Fed am Vorabend. Die technologielastigen Nasdaq-Börsen schwächelten noch deutlicher.

Der Euro wurde am frühen Abend mit 1,0634 US-Dollar gehandelt. Die Europäische Zentralbank setzte den Referenzkurs auf 1,0621 (Mittwoch: 1,0649) Dollar fest. Der Dollar kostete damit 0,9415 (0,9391) Euro. Am Rentenmarkt fiel die Umlaufrendite von 1,92 Prozent am Vortag auf 1,89 Prozent. Der Rentenindex Rex stieg um 0,22 Prozent auf 128,71 Punkte. Der Bund-Future sackte um 1,12 Prozent auf 138,67 Punkte ab./ck/jha/

--- Von Claudia Müller, dpa-AFX ---