FRANKFURT (dpa-AFX) - Richtig spannend geworden ist es am Donnerstag zwar nicht mehr zum Ende des Börsenjahres. Dank der insgesamt starken Dax-Bilanz für 2021 können Anleger aber mehr als zufrieden sein. Zudem trauen Experten dem deutschen Leitindex im neuen Jahr weitere Gewinne zu - trotz der Auswirkungen der anhaltenden Corona-Pandemie und der Aussicht auf steigende Leitzinsen in den USA.

Der Dax beendete den verkürzten letzten Handelstag des Jahres 0,21 Prozent höher bei 15 884,86 Punkten. Damit hat er 2021 um knapp 16 Prozent zugelegt, was nicht nur den dritten Jahresgewinn in Folge bedeutet. Mit Ausnahme von 2019, dem Jahr vor der Pandemie, war 2021 auch das beste Dax-Jahr seit 2013.

Anders als 2020 konnte der Index auf den letzten Metern nicht mehr mit einem Rekord auftrumpfen. Der steht bei 16 290 Zählern, die er Mitte November erreicht hatte - kurz bevor die neue Coronavirus-Variante Omikron die Märkte erzittern ließ. Doch das dürften die Anleger verschmerzen können. Denn im Vergleich zum Corona-Crash im Frühjahr 2020, für dessen Überwindung der Dax bis zum Jahresende brauchte, hielt sich der Schrecken wegen Omikron in Grenzen. Zudem ist für den Dax dank der jüngsten Erholungsrally "die psychologisch wichtige Marke von 16 000 Punkten zumindest wieder ins Blickfeld gerückt", wie Analyst Tobias Basse von der NordLB betonte.

Auch die anderen deutschen Aktienindizes zeigten im abgelaufenen Börsenjahr eine beeindruckende Entwicklung. Der MDax der mittelgroßen Unternehmen schloss am Donnerstag mit einem Rückgang um 0,07 Prozent auf 35 123,25 Punkte ähnlich unspektakulär wie der Dax, während es für den SDax der geringer kapitalisierten Unternehmen um 0,16 Prozent auf 16 414,67 Zähler nach oben ging. Der Wertzuwachs für 2021 kann sich mit rund 14 beziehungsweise elf Prozent aber sehen lassen.

Einige Einzelwerte wurden zum Jahresende von sogenannten "Window Dressing"-Maßnahmen bewegt. Darunter verstehen Börsianer Käufe und Verkäufe von Aktien, die bis dato besonders gut beziehungsweise schlecht gelaufen sind, um in der Jahresendabrechnung möglichst gut dazustehen.

Im Dax war dies etwa beim Labordienstleister und Pharmazulieferer Sartorius zu beobachten. Die Aktien - seit Jahresbeginn ohnehin größter Gewinner im deutschen Leitindex - stiegen letztlich um gut 0,6 Prozent, womit sie tagesaktuell zu den besten Werten zählten.

Die ebenfalls gut gelaufenen Titel des Pharma- und Spezialchemiekonzerns Merck KGaA - ebenfalls ein Profiteur der Corona-Pandemie - stellten erneut eine historische Bestmarke auf, schlossen aber rund 0,8 Prozent tiefer.

Die im Jahresverlauf ähnlich starken Anteilsscheine von Siemens Healthineers verabschiedeten sich knapp ein halbes Prozent schwächer. Händler verwiesen zwar auf die Notfallzulassung für einen neuen Corona-Schnelltest der Siemens-Tochter in den USA, der zur ohnehin guten Stimmung für die Aktie beitrug. Die Nachricht sei allerdings "keine große Sache", hieß es.

Die Titel des Halbleiterkonzerns Infineon legten als einer der größten Tagesgewinner um 0,7 Prozent zu. Ein Börsianer verwies auf Warnungen von Samsung Electronics und Micron, dass der anhaltende Lockdown in der chinesischen Metropole Xi’an die Halbleiterproduktion weiter beeinträchtigen könnte. Die Region stehe für rund zehn Prozent der weltweiten Produktionskapazitäten für sogenannte NAND-Chips, betonte der Experte. Er erinnerte indes daran, dass Infineon-Vorstand Helmut Gassel bereits in einem Interview am Mittwoch vor möglicherweise bis Ende 2022 anhaltenden Lieferengpässen gewarnt hatte.

Derweil zählte Siemens Energy mit einem Kursminus von mehr als einem Prozent zu den größten Dax-Verlierern. Im Jahresvergleich ist der Energiekonzern sogar Index-Schlusslicht. Die Probleme der Windkraft-Tochter Siemens Gamesa sowie die anhaltende Restrukturierung in der Energietechnik machten der Siemens-Tochter 2021 schwer zu schaffen.

Auch im MDax profitierten einige gut gelaufene Werte von der anhaltenden Gunst der Anleger, wogegen schwach gelaufene Titel aus den Depots geworfen wurden. So legte mit den Aktien des auf die Baubranche spezialisierten Softwareanbieters Nemetschek einer der bisherigen Favoriten als Tagessieger um weitere 1,6 Prozent zu.

Dagegen büßten die Anteilsscheine der Lufthansa gut ein Prozent ein. Die Fluggesellschaft ist besonders stark von den Auswirkungen der Corona-Pandemie betroffen und steht deshalb auch auf Jahressicht in der Rangliste weit unten.

Der Euro wurde am Donnerstag mit 1,1330 US-Dollar gehandelt. Am Mittwoch hatte die Europäische Zentralbank den Referenzkurs auf 1,1303 (Dienstag: 1,1331) Dollar festgesetzt. Der Dollar kostete somit 0,8847 (0,8825) Euro.

Am Rentenmarkt stieg die Umlaufrendite von minus 0,31 Prozent am Vortag auf minus 0,29 Prozent. Der Rentenindex Rex fiel um 0,18 Prozent auf 144,23 Punkte. Der Bund-Future gewann 0,15 Prozent auf 171,67 Punkte./gl/jha/

--- Von Gerold Löhle, dpa-AFX ---