FRANKFURT (dpa-AFX) - In der Woche der US-Präsidentschaftswahlen hat der Dax einen Erholungsversuch gestartet. Der deutsche Leitindex legte am Montag um 2,01 Prozent auf 11 788,28 Punkte zu. Allerdings hatte er in der vergangenen Woche fast 9 Prozent eingebüßt. Auslöser waren Sorgen über die rapide steigenden Corona-Neuinfektionen gewesen und deren wirtschaftliche Folgen angesichts neuer Teil-Lockdowns in Deutschland und vielen Ländern Europas. Für den MDax ging es um 1,39 Prozent auf 26 079,23 Punkte nach oben. Europaweit und in den USA standen die Zeichen ebenfalls auf Erholung.

Die Märkte hätten in jüngster Zeit viele negative Entwicklungen berücksichtigt, kommentierte Analyst Craig Erlam vom Broker Oanda. Daher sei trotz der Unsicherheiten durch die US-Wahl der aktuelle Zuwachs an den Börsen im Großen und Ganzen eher zu vernachlässigen. Und laut Portfolio-Manager Thomas Altmann vom Vermögensverwalter QC Partners dürften sich die Börsen sowohl mit Donald Trump als auch mit Joe Biden als Präsidenten arrangieren können. "Wichtig wird jedoch sein, dass sie frühzeitig, also in der Wahlnacht wissen, wohin die Reise geht." Eine Hängepartie mit einem lange Zeit unklaren Ausgang wäre das schlimmste Szenario, befürchtet er und steht damit nicht allein da.

Abgesehen von den Präsidentschaftswahlen und den Teil-Lockdowns in Europa bestimmten auch die Bilanzsaison und Unternehmensnachrichten die Kurse. So berichteten der Medizintechnikkonzern Siemens Healthineers und der Finanzdienstleister Hypoport über ihr abgelaufenes Quartal. Durchwachsene Zahlen und ein relativ unspektakulärer Ausblick drückten auf die Papiere der Siemens-Abspaltung. Sie büßten im MDax 0,5 Prozent ein. Hypoport sieht sich trotz der Corona-Krise und eines deutlichen Gewinnrückgangs auf Kurs zu den Jahreszielen. Im Nebenwerte-Index SDax gewannen die Papiere 6,1 Prozent.

Im Dax setzten sich im späteren Handelsverlauf die Aktien der Deutschen Bank mit plus 5,0 Prozent vor die des Baustoffherstellers HeidelbergCement. Im MDax legten die Commerzbank-Papiere ebenfalls deutlich um 4,5 Prozent zu. Sie profitierten wie die gesamte Bankenbranche von einer Strategie-Studie der US-Bank JPMorgan. Experte Mislav Matejka rät im Fall eines Kursrutsches nach den US-Wahlen zum Einstieg in den Aktienmarkt und empfiehlt hier insbesondere Bankaktien. Die Branche habe sich seit Jahresbeginn, verglichen mit anderen Sektoren in der Eurozone, stark unterdurchschnittlich entwickelt.

Im SDax rückten im Handelsverlauf die Anteilsscheine von SNP in den Fokus und büßten letztlich knapp 8 Prozent ein. Anleger reagierten mit Verkäufen auf den plötzlichen Tod des Unternehmensgründers und Vorstandschefs Andreas Schneider-Neureither. Analyst Felix Ellmann von Warburg Research nannte den 56-Jährigen eine "sehr zentrale Figur" des sich im Wandel befindlichen IT-Beratungsunternehmens. "Er war der Treiber hinter dem Gedanken gewesen, Transformationssoftware zu machen." Ellmann strich nun seine Kaufempfehlung und senkte sein Kursziel von 65 auf 40 Euro.

Der Blick auf die europäischen Börsen insgesamt spiegelte ebenfalls ein freundliches Bild: Der Eurozonen-Leitindex EuroStoxx 50 legte um 2,07 Prozent auf 3019,54 Punkte zu. In Paris und London wurden ebenfalls deutliche Erholungsgewinne verzeichnet. An der Wall Street gewann der Dow Jones Industrial zum europäischen Handelsschluss 1,5 Prozent und auch die technologielastigen Nasdaq-Börsen zeigten sich freundlich.

Der Euro gab nach. Zum Xetra-Haupthandelsschluss kostete er 1,1633 US-Dollar. Die Europäische Zentralbank setzte den Referenzkurs am Nachmittag auf 1,1652 (Freitag: 1,1698) Dollar fest. Der Dollar kostete damit 0,8582 (0,8549) Euro. Am Rentenmarkt stieg die Umlaufrendite von minus 0,63 Prozent am Freitag auf minus 0,62 Prozent. Der Rentenindex Rex fiel um 0,05 Prozent auf 146,49 Punkte. Der Bund-Future legte um 0,06 Prozent auf 176,28 Punkte zu./ck/zb

--- Von Claudia Müller, dpa-AFX ---