FRANKFURT (dpa-AFX) - Der September hat zumindest zum Beginn seinem Ruf als notorisch schwacher Monat alle Ehre gemacht. Der Dax setzte die Verluste vom Vortag fort und fiel am Donnerstag auf den niedrigsten Stand seit Mitte Juli. Nach wie vor halten die hohe Inflation und die damit verbundene Erwartung stark steigender Zinsen die Investoren von Käufen ab. Hinzu kommen die Turbulenzen an den Energiemärkten. Um 1,60 Prozent abwärts ging es mit dem Dax auf 12 630,23 Punkte. Der MDax büßte gar 3,18 Prozent auf 24 415,91 Punkte ein und sank auf den tiefsten Stand seit Mai 2020.

Vor allem die harte Haltung der US-Notenbank Fed in Sachen Inflation sei aus Anlegersicht eine "massive Belastung für die Märkte", schrieb Analyst Pierre Veyret vom Broker ActivTrades. Denn die Aussicht auf stark steigende Zinsen gehe einher mit immer mehr Hinweisen auf eine wirtschaftliche Abschwächung. Erschwerend hinzu kämen nun auch noch neue Lockdowns in China.

Für den Dax rücken nun die diesjährigen Tiefstkurse vom März und Juli bei rund 12 400 Zählern wieder bedrohlich nahe. "Bevor auch die runde 12 000er-Marke auf den Prüfstand gestellt werden könnte", wie die Analysten der Bank UBS anmerkten.

Schlechte Stimmung herrschte im Chipsektor, weil die USA ihre Streitigkeiten mit China mit Beschränkungen für den Export von Hochleistungschips von Nvidia verschärfen. Nvidia-Aktien sackten an der Wall Street um mehr als 11 Prozent ab und belasteten am deutschen Markt auch Infineon und Aixtron.

Ein Verlierer im MDax waren die 3,1 Prozent schwächeren Papiere der Lufthansa. Die Piloten der Fluggesellschaft haben für diesen Freitag einen ganztägigen Streik beschlossen. Auch der Frankfurter Flughafenbetreiber Fraport ließ kursmäßig Federn mit einem Abschlag von 3,8 Prozent.

Ihrem Abwärtsstrudel nicht entkommen können die Aktien der Shop Apotheke. Mit einem Abschlag von 7,6 Prozent folgten sie den Turbulenzen beim Wettbewerber Zur Rose. Der Konkurrent nahm bei Kapitalmaßnahmen weniger Geld ein als erhofft, woraufhin die Papiere in Zürich einbrachen.

Die Aktien der Rüstungsunternehmen Rheinmetall und Hensoldt verloren 5,8 beziehungsweise 7,7 Prozent. Hier schwinden immer mehr die hohen Kursgewinne infolge des russischen Angriffskriegs gegen die Ukraine.

Die Aktien von Gea wurden von JPMorgan abgestuft, in Erwartung schwächerer Aufträge. Gea fielen daraufhin um 6,8 Prozent. Bei Hapag-Lloyd wurde mit HSBC eine weitere Investmentbank pessimistischer. Hier büßten die Papiere 7,1 Prozent ein.

An Europas Börsen ging es geschlossen abwärts. Der Eurozonen-Leitindex EuroStoxx 50 fiel um 1,7 Prozent. An der Wall Street lag der Dow Jones Industrial zum europäischen Handelsschluss leicht im Minus.

Nach einem unerwartet robusten US-Einkaufsmanagerindex geriet der Euro unter Druck und fiel auf 0,9938 US-Dollar. Die Europäische Zentralbank hatte den Referenzkurs zuvor auf 1,0004 Dollar festgelegt.

Am Rentenmarkt stieg die Umlaufrendite von 1,43 Prozent am Vortag auf 1,50 Prozent. Der Rentenindex Rex fiel um 0,27 Prozent auf 131,52 Punkte. Der Bund-Future gab am Abend um 0,14 Prozent auf 147,49 Punkte nach./bek/nas

--- Von Benjamin Krieger, dpa-AFX ---