FRANKFURT (awp international) - Am deutschen Aktienmarkt sind die Anleger auch am Donnerstag in der Deckung geblieben. Weiter steigende Corona-Neuinfektionen, die Hängepartie um das US-Konjunkturpaket und die anstehende US-Präsidentschaftswahl dämpfen derzeit jegliche Kauflaune. Der Dax setzte seine Verlustserie weiter fort und ging mit einem Abschlag von 0,12 Prozent auf 12 543,06 Punkte aus dem Handel. Seine anfänglichen Verluste konnte das Börsenbarometer damit aber deutlich eindämmen. Im Tagesverlauf war der deutsche Leitindex zeitweise weit unter die viel beachtete Marke von 12 500 Punkten gefallen und damit auf das tiefste Niveau seit rund einem Monat.

Auch der MDax arbeitete sich im Handelsverlauf wieder vor und erreichte knapp die Gewinnzone: Der Index der 60 mittelgrossen Börsentitel schloss mit einem Aufschlag von 0,09 Prozent auf 27 189,17 Punkte.

Zumindest aus technischer Sicht gibt es laut Konstantin Oldenburger von CMC Markets für die kommenden Tage im Dax einen Hoffnungsschimmer: "Der Markt drehte heute genau auf dem Ende September erreichten Tief wieder nach oben und konnte kurzzeitig sogar die Pluszone zurückerobern." Derweil könnte das bevorstehende zweite TV-Duell zwischen US-Präsident Donald Trump und dem demokratischen Kandidaten Joe Biden nach Einschätzung des Marktanalysten "zumindest ein paar neue Erkenntnisse bringen, die an der Börse wieder für etwas Optimismus sorgen könnten".

Unter den Einzelwerten schlossen Continental -Aktien als einer der grössten Dax-Verlierer mit einem Abschlag von gut 1,2 Prozent. Der Autozulieferer und Reifenhersteller rutschte auch im dritten Quartal in die roten Zahlen - er schnitt damit aber besser ab, als Analysten befürchtet hatten.

Als Dax-Sieger gingen die Adidas -Anteilscheine mit einem Aufschlag von knapp 2,8 Prozent aus dem Handel. Auftrieb gab ein Bericht des "Manager-Magazin", wonach die Herzogenauracher nach gescheiterter Sanierung nun den Verkauf der Tochter Reebok eingeleitet hätten. Bereits in der Vergangenheit hatte es immer wieder Spekulationen über einen Reebok-Verkauf gegeben.

Schlusslicht im MDax waren Varta , sie büssten knapp acht Prozent ein. Börsianer machten für die Verluste vor allem automatisch ausgelöste Verkaufsorders verantwortlich. Es machten aber auch Gerüchte über einen Leerverkäufer die Runde, der auf weiter fallende Kurse setze. Mit der gemeldeten Vertragsverlängerung von Vorstandschef Herbert Schein hätten die Kursverluste hingegen nichts zu tun, hiess es.

Aktien von Adva Optical nahmen mit neuneinhalb Prozent Kursplus auf dem Siegertreppchen im SDax Platz. Der Telekomausrüster traut sich nach einem positiv verlaufenen dritten Quartal wieder eine Jahresprognose zu.

Ein aufpolierter Jahresausblick nach einem besseren dritten Quartal bescherte den Papieren des Bahntechnikkonzerns Vossloh einen Aufschlag von knapp acht Prozent. Auch der Gabelstaplerhersteller Jungheinrich erhöhte nach einer Belebung der Nachfrage seine Jahresziele. Die Anteilscheine stiegen um mehr als drei Prozent.

Dagegen brachen die Aktien von Index-Kollege Hypoport am SDax-Ende um rund 18 Prozent ein. Ausschlag gab hier ein deutlicher Ergebnisrückgang des Finanzdienstleisters im dritten Quartal, Analysten sprachen unisono von enttäuschenden Kennziffern.

Auch an Europas Märkten blieb die Stimmung am Donnerstag verhalten: Der Eurozonen-Leitindex EuroStoxx 50 büsste 0,29 Prozent auf 3171,41 Punkte ein. Der Cac 40 in Paris trat nahezu auf der Stelle, während sich der britische FTSE 100 nach dem Vortagesrutsch mit leichten Gewinnen etwas stabilisieren konnte. In den USA notierte der Dow Jones Industrial zum europäischen Handelsschluss leicht im Minus.

Der Euro sank auf zuletzt 1,1820 US-Dollar. Die Europäische Zentralbank (EZB) hatte den Referenzkurs zuvor auf 1,1821 (Mittwoch: 1,1852) Dollar festgesetzt. Der Dollar hatte damit 0,8460 (0,8437) Euro gekostet. Am Rentenmarkt stagnierte die Umlaufrendite bei minus 0,59 Prozent. Der Rentenindex Rex stieg um 0,01 Prozent auf 146,29 Punkte. Der Bund-Future gab um 0,17 Prozent auf 175,27 Punkte nach./tav/he

--- Von Tanja Vedder, dpa-AFX ---