FRANKFURT (awp international) - Der Dax hat seine frühen Gewinne am Montag zum Handelsschluss überwiegend halten können. Nachdem eine neue Zollspirale im Handelskrieg zwischen den USA und China die Anleger vergangene Woche vergrault hatte, sorgten Nachrichten vom ungebrochenen Verhandlungswillen beider Seiten für Erleichterung. Angesichts dessen blieb ein unerwartet starker Rückgang des Ifo-Geschäftsklimas ohne grosse Auswirkungen auf die Kurse. Nachdem er am Nachmittag nur kurzzeitig ins Minus abgedriftet war, stand der deutsche Leitindex zum Handelsende mit 11 658,04 Punkten 0,40 Prozent höher.

Etwas schwerer tat sich der MDax . Der Index mittelgrosser Unternehmen verbuchte zum Handelsende aufgrund hoher Verluste bei Einzelwerten ein kleines Minus von 0,16 Prozent auf 24 999,67 Punkte. Der EuroStoxx 50 als Leitindex der Eurozone zog dagegen um 0,44 Prozent auf 3348,84 Punkte an. In Frankreich stieg der Cac 40 um 0,45 Prozent. Der Londoner Aktienmarkt blieb wegen eines Feiertages geschlossen.

Mit dem aktuellen Anstieg liegt der Dax wieder eng im Bereich der 200-Tage-Linie. Sie gilt als Indikation für den längerfristigen Trend im Leitindex. Noch am Freitagnachmittag war der Index darunter gerutscht. Auslöser waren die von China angekündigten neuen Zölle auf Waren aus den USA gewesen, worauf US-Präsident Donald Trump gleich zum Gegenschlag ausholte. An den Börsen in Europa, den USA und am Montag noch in Asien waren die Anleger daraufhin in Deckung gegangen und hatten für teils massive Kursverluste gesorgt.

Trump teilte am Montag am Rande des G7-Gipfels im französischen Biarritz jedoch mit, dass China in einem Telefongespräch den Willen zur Wiederaufnahme der Handelsgespräche und zum Abschluss eines Abkommens bekundet habe. "Einmal mehr sorgt Donald Trump für einen Stimmungsumschwung am Aktienmarkt", kommentierte Portfoliomanager Thomas Altmann von QC Partners. "Die Gespräche sollen weitergehen. Die Anleger nehmen heute jeden Hoffnungsschimmer dankbar auf." Für Andreas Lipkow von der Comdirect-Bank ist die Situation gleichwohl sehr unbefriedigend, weil der Handelsstreit weiterhin nicht berechenbar sei.

Der Handelskrieg belastet unterdessen die deutsche Wirtschaft weiter. Nachdem sich bereits im Juli die Stimmung stark eingetrübt hatte, fiel der Ifo-Geschäftsklimaindex im August nunmehr auf den tiefsten Stand seit November 2012. "Die Anzeichen für eine Rezession in Deutschland verdichten sich", kommentierte Ifo-Präsident Clemens Fuest.

Auf Unternehmensseite rückte der geplante Mietendeckel in Berlin die Immobilienwerte zurück in den Fokus. Die am Sonntag bekannt gewordenen Eckpunkte des Vorhabens sehen maximal knapp acht Euro je Quadratmeter für nahezu alle Mietverhältnisse vor und lösten damit grossen Wirbel aus.

Aktien der Immobiliengesellschaften rutschten in der Folge im Tagesverlauf ab. Vonovia etwa verblieben zum Handelsende mit 0,62 Prozent am Dax-Ende. Bei anderen Branchenvertretern waren die Kursverluste noch deutlicher: Deutsche Wohnen rutschten als MDax-Schlusslicht um fast 3 Prozent ab, Ado Properties und Adler Real Estate im Nebenwerteindex SDax verloren 5 beziehungsweise 3 Prozent.

Negativ reagierten zudem Anleger des Verkehrstechnikkonzerns Vossloh auf einen unterzeichneten Verkaufsvertrag über das verlustreiche Lokomotiv-Geschäft. Die Aktie stand zum Handelsende mit rund 3 Prozent im Minus. Käufer der Sparte sei eine chinesische Tochter der China Railway Rolling Stock Corporation - des grössten Schienenfahrzeugherstellers der Welt, teilte Vossloh am Nachmittag mit. Der Verkaufspreis werde sich voraussichtlich auf einen niedrigen einstelligen Millionenbetrag belaufen.

Zu den Gewinnern im MDax zählten dagegen die Papiere des Halbleiterproduzenten Dialog Semiconductor . Sie legten um 1,33 Prozent zu, womit das Steigerungspotenzial laut Analysten allerdings so gut wie ausgereizt scheint. Die Kurszielschätzungen gehen nicht über 45 Euro hinaus, die Einstufungen sind überwiegend neutral.

Beim Werbevermarkter Ströer sorgte unterdessen eine gestrichene Kaufempfehlung durch die US-Bank Goldman Sachs für einen Abschlag von 6,56 Prozent. Analystin Katherine Tait sieht nach dem starken Kursanstieg sämtliche positiven Aspekte bereits eingepreist.

Am Rentenmarkt fiel die Umlaufrendite von minus 0,62 Prozent am Freitag auf minus 0,66 Prozent. Der Rentenindex Rex stieg um 0,15 Prozent auf 146,90 Punkte. Der Bund-Future verlor 0,18 Prozent auf 178,48 Punkte. Der Euro kostete zuletzt 1,1109 US-Dollar. Die Europäische Zentralbank (EZB) hatte den Referenzkurs am Montag auf 1,1116 festgesetzt. Der Dollar hatte damit 0,8996 (0,9038) Euro gekostet./tav/kro/he

--- Von Tanja Vedder und Karolin Rothbart, dpa-AFX ---