FRANKFURT (awp international) - Der Dax hat am Donnerstag schlechte Nachrichten zum amerikanisch-chinesischen Handelskonflikt schnell weggesteckt. Auch zurückhaltende Aussagen der US-Notenbank Fed beeindruckten den deutschen Leitindex kaum. Nach einem kurzen Rutsch unter 12 800 Punkte machte er schnell wieder Boden gut und notierte mit einem Plus von 0,01 Prozent auf 12 911,66 Punkte praktisch wieder auf Vortagsniveau. Damit steuert er dank einer wochenlangen Rally auf ein sattes Monatsplus von fast vier Prozent zu.

Für den MDax der mittelgrossen Werte ging es am Donnerstag indes um 0,28 Prozent auf 26 317,47 Punkte bergab. Der Eurozonen-Leitindex EuroStoxx 50 sank um 0,07 Prozent auf 3617,63 Zähler.

Wie die Nachrichtenagentur Bloomberg aus Verhandlungskreisen im Handelsstreit erfuhr, bezweifelt China, dass unter US-Präsident Donald Trump eine langfristige Einigung mit den USA zu erzielen sei. Am frühen Morgen hatte schon der staatliche Einkaufsmanagerindex für die chinesische Industrie gezeigt, wie sehr diese unter den Spannungen beider Länder leidet.

Die US-Währungshüter hatten am Mittwochabend zwar wie erwartet zum dritten Mal in Folge die Zinsen gesenkt. Sie sendeten aber klare Signale für eine Pause der geldpolitischen Lockerung. Notenbankpräsident Jerome Powell nannte als Bedingung, dass es keine unerwartete und drastische Veränderung der konjunkturellen Entwicklung geben dürfe.

Im Dax waren die Aktien des Agrarchemie- und Pharmakonzerns Bayer mit erneuten Gewinnen von diesmal knapp vier Prozent Favorit der Anleger. Händler werteten Aussagen des renommierten Mediators und Experten in Entschädigungsfragen Ken Feinberg in einem Interview mit dem "Handelsblatt" positiv. Er bezweifelt, dass die gestiegene Zahl von Klagen in den USA wegen angeblicher Krebsrisiken durch glyphosathaltige Unkrautvernichter einen Vergleich schwieriger und teurer für die Leverkusener macht. Am Vortag hatten die Aktien bereits von den bekräftigten Jahreszielen des Konzerns profitiert.

Beim Energieversorger Eon sorgte eine neue Kaufempfehlung des Analysehauses Jefferies für ein Kursplus von rund ein Prozent. Jefferies-Experte Ahmed Farman hält den Bewertungsabschlag der Eon-Aktie zum Sektor für nicht gerechtfertigt.

Derweil standen Aktien aus der Autobranche unter Druck: Ungeachtet der Fusionspläne von PSA und Fiat Chrysler zählten Volkswagen , Daimler und BMW sowie der Zulieferer Continental zu den grössten Verlierern. Zuletzt waren die Titel der exportabhängigen Branche überwiegend stark gelaufen, was sie für die jüngsten Nachrichten aus China besonders verwundbar machte.

Sonst wurde das Geschehen am deutschen Aktienmarkt weiter von der laufenden Berichtssaison dominiert. Mangels Dax-Mitgliedern mit Zahlen standen nun vor allem Unternehmen aus der zweiten und dritten Börsenreihe im Fokus.

Für Rational-Titel ging es dank starker Zahlen um fast acht Prozent bergauf an die MDax-Spitze. Analyst Sebastian Künne von der Investmentbank RBC hob die sehr starke Profitabilität im dritten Quartal positiv hervor, zumal der Markt mit steigendem Kostendruck gerechnet habe. Die zwischenzeitlich angezweifelten Jahresziele schienen nun in Reichweite.

Dagegen gaben die Aktien von Nemetschek ihre Gewinne komplett ab. Der Bausoftwarehersteller berichtete zwar für das dritte Quartal ein deutliches Umsatz- und Gewinnplus. Deshalb geht das Unternehmen nun davon aus, das obere Ende seiner Jahresziele für den Umsatz und die operativen Ergebnismargen (Ebitda) zu erreichten. Ein Händler hatte indes schon vor dem Börsenstart gewarnt, dass einige Marktteilnehmer angesichts der starken Margenentwicklung mit noch optimistischeren Zielen gerechnet haben könnten.

Zalando-Titel rutschten mit einem Minus von siebeneinhalb Prozent ans MDax-Ende. Zwar erzielte der Online-Modehändler ebenfalls ein starkes Quartalswachstum. Marktteilnehmer störten sich aber am lediglich bestätigten Jahresausblick.

Im Nebenwerte-Index SDax verloren die Aktien von Befesa mehr als vier Prozent. Sie litten darunter, dass der Recyclingspezialist für das operative Jahresergebnis nun nicht mehr von einem Wachstum, sondern von einem Rückgang ausgeht.

Am Rentenmarkt sank die Umlaufrendite von minus 0,36 Prozent auf minus 0,40 Prozent. Der Rentenindex Rex stieg um 0,20 Prozent auf 144,91 Punkte. Der Bund-Future gewann 0,32 Prozent auf 171,88 Punkte.

Der Euro notierte bei 1,1152 US-Dollar. Die Europäische Zentralbank hatte den Referenzkurs am Mittwoch auf 1,1106 (Dienstag: 1,1095) Dollar festgesetzt und der Dollar hatte damit 0,9004 (0,9013) Euro gekostet./gl/jha/

--- Von Gerold Löhle, dpa-AFX ---