FRANKFURT (awp international) - Konjunktursorgen wegen der Corona-Krise haben den deutschen Aktienmarkt am Donnerstag schwer belastet. Der Leitindex Dax knüpfte an seine Vortagesverluste an und fiel bis zum Mittag um 1,59 Prozent auf 10 375,41 Punkte. Zwischenzeitlich war das Börsenbarometer auf das Niveau von Ende April abgesackt.

Für den MDax ging es um 1,90 Prozent auf 23 098,79 Punkte nach unten. Der EuroStoxx 50 , der Leitindex der Eurozone, verzeichnete ähnlich hohe Verluste.

Für Mollstimmung am US-Aktienmarkt hatte bereits zuvor Notenbankchef Jerome Powell gesorgt. Seiner Ansicht nach könnten weitere Konjunkturhilfen als Reaktion auf die Corona-Krise nötig sein, um die Wirtschaft des Landes zu stützen. Der wirtschaftliche Schock durch die Pandemie scheine der grösste in der Geschichte zu sein, und auch die finanzpolitische Antwort darauf sei die schnellste und grösste in der Nachkriegsgeschichte, sagte Powell. Die bisherigen Pakete seien aber womöglich nicht das letzte Kapitel.

Marktanalyst Milan Cutkovic vom Handelshaus AxiTrader schrieb: "Es geht weiter abwärts am deutschen Aktienmarkt. Die Anleger verlieren so langsam den Mut, womit auch das Risiko einer erneut stärkeren Korrektur an den Börsen steigt." Investoren würden mit einem massiven Anstieg der Arbeitslosenzahlen, schwachen Unternehmenszahlen und dem Risiko einer zweiten Corona-Welle konfrontiert. Da können auch die Zentralbanken mit der Flut an billigem Geld die Kurse nicht lange stützen.

Sonst lief an diesem Donnerstag die Berichtssaison der Unternehmen noch einmal zu Hochtouren auf. Allein aus dem Dax öffneten vier Konzerne ihre Bücher.

Mit Blick auf die Kursentwicklung erwiesen sich dabei die Aktien von Wirecard einmal mehr als sehr schwankungsfreudig. Zuletzt notierten die Papiere des in der Kritik stehenden Zahlungsdienstleisters leicht im Minus. Wirecard erzielte zwar etwas weniger Wachstum als in den Vorquartalen. Analyst Knut Woller von der Baader Bank betonte jedoch, dass das Unternehmen trotz des Gegenwindes durch die Covid-19-Krise einen soliden Start ins neue Jahr hinter sich habe.

Die Deutsche Telekom verdiente zum Jahresauftakt trotz Covid-19 wieder mehr, für die T-Aktien stand ein Plus von rund ein Prozent zu Buche. Auch RWE startete gut in das neue Geschäftsjahr. Die Anteilsscheine des Energiekonzerns gaben nur leicht nach und schlugen sich damit besser als der Gesamtmarkt.

Der Pharma- und Spezialchemiekonzern Merck KGaA wird derweil wegen der Corona-Pandemie vorsichtiger. Abweichend von der ersten qualitativen Prognose Anfang März geht das Management nun von einer erheblichen Belastung des weltweiten wirtschaftlichen Wachstums aus, die bei Merck alle Unternehmensbereiche betrifft. Die Anteilsscheine verloren mehr als ein Prozent.

Der Online-Arzneimittelhändler Shop Apotheke legte durch die Corona-Krise einen starken Jahresauftakt hin. Damit zogen die Aktien an der Spitze des Nebenwertindex SDax um rund sieben Prozent an.

Der Elektronikhändler Ceconomy aber verbuchte wegen der Corona-Pandemie im zweiten Geschäftsquartal einen Verlust. Dabei belastete die Schliessung seiner Märkte Media Markt und Saturn. Die Papiere sackten am Index-Ende um fast neun Prozent ab./la/stk

--- Von Lutz Alexander, dpa-AFX ---