FRANKFURT (awp international) - Der deutsche Aktienmarkt hat am Montag trotz alarmierender Corona-Meldungen die Erholung vom Freitag gebremst fortgesetzt. Leichten Rückenwind erhielt der Markt von chinesischen Konjunkturdaten.

Der Dax stieg zunächst über 13 000 Punkte, konnte diese als Widerstand angesehene Marke aber nicht halten. Zuletzt notierte er 0,23 Prozent im Plus bei 12 938,33 Punkten. Am Freitag hatte der deutsche Leitindex um rund 1,6 Prozent zugelegt, die Woche aber mit einem Minus von gut einem Prozent abgeschlossen.

Der MDax der 60 mittelgrossen Börsentitel gewann am Montag 0,48 Prozent auf 27 898,08 Zähler. Auch an Europas Börsen ging es wieder voran, der Eurozonen-Leitindex EuroStoxx 50 rückte um rund 0,7 Prozent auf 3267 Punkte vor, allerdings gab es hier zuletzt wegen technischerer Störungen beim Börsenbetreiber Euronext keine aktuellen Kurse etwa für die vielen französischen und niederländischen Aktien.

Am Samstag hatte die Zahl der Covid-19-Neuinfektionen in Deutschland mit 7830 zum dritten Mal in Folge einen Höchstwert erreicht. Auch aus anderen europäischen Ländern wurden am Wochenende erhebliche Steigerungen oder gar Höchstwerte an Corona-Neuinfektionen gemeldet.

"Investoren werden in den kommenden Tagen und Wochen starke Nerven brauchen. Die Furcht vor den Konsequenzen der zweiten Corona-Welle, Brexit-Unsicherheiten und die kommende US-Präsidentschaftswahl garantieren eine Fortsetzung der Achterbahnfahrt an den Börsen", bemerkte Axi-Marktanalyst Milan Cutkovic.

Unter den Einzelwerten standen die Aktien von Munich Re mit plus 2,0 Prozent an der Dax-Spitze. Der Rückversicherer sendete positive Signale für eines seiner wichtigsten strategischen Wachstumsfelder: Wegen des Digitalisierungsschubs in der Corona-Pandemie rechnet man mit einer stärkeren Nachfrage im Geschäft mit Cyber-Versicherungen. In der Schaden- und Unfall-Rückversicherung erwartet die Munich-Re-Führung zudem weiterhin steigende Preise im kommenden Jahr.

Die Papiere von Siemens verteuerten sich um 0,5 Prozent. Der künftige Vorstandschef des Elektrotechnikkonzerns, Roland Busch, will sich von der Börse nicht zu weiteren Abspaltungen treiben lassen. "Würde ich ausschliesslich auf den Kapitalmarkt hören, könnte ich die Firma in 20 Teile zerlegen. Dann hätten die Investoren ihren Einsatz maximiert - nur wäre nichts mehr übrig von Siemens", sagte Busch der "Frankfurter Allgemeinen Sonntagszeitung".

Auch im durchwachsenen Marktumfeld bleiben Hellofresh gesucht: Die Papiere des Kochboxen-Versenders und Corona-Gewinners erklommen mit 56,40 Euro einen weiteren Höchststand und haben sich damit im bisherigen Jahresverlauf bereits verdreifacht. Berenberg-Analyst Robert Berg stockte sein bereits vergleichsweise hohes Kursziel nach der erneuten Prognoseerhöhung vom Freitag in einer aktuellen Studie auf 68 Euro auf. Auch die Commerzbank-Analysten signalisieren mit ihrem neuen Kursziel von 66 Euro Aufwärtspotenzial.

Die Aktien von Hochtief reagierten mit einem Anstieg von 2,0 Prozent auf einen Anteilsverkauf. Die australische Tochter Cimic einigte sich mit dem Hegdefonds Elliott wie erwartet auf den Verkauf der Hälfte ihres Minenausrüsters Thiess. Davon erhofft sich das Unternehmen Barzuflüsse von 1,7 bis 1,9 Milliarden australischen Dollar.

Die VW-Lkw-Holding Traton kommt bei ihrem geplanten Eintritt auf den US-Markt mit einem milliardenschweren Zukauf nun doch zum Zug. Nach zähem Ringen einigte sich Volkswagen mit dem US-Truck- und Bushersteller Navistar auf den zuletzt strittigen Preis. Rund 3,7 Milliarden US-Dollar (3,2 Mrd Euro) muss Traton für die Anteile an dem US-Konzern hinblättern, den die Münchener noch nicht besitzen. Die Traton-Papiere stiegen um 0,6 Prozent, die Volkswagen-Vorzugsaktien legten um 0,3 Prozent zu.

Der Wirkstoff-Forscher Evotec bekommt eine Förderung von der Stiftung von Microsoft-Gründer Bill Gates. Mit der Geldspritze, über deren Höhe keine Angabe gemacht wurde, soll die Entwicklung und Herstellung von Antikörpern gegen die Lungenkrankheit Covid-19 in den USA vorangetrieben werden. Die Evotec-Titel rückten um 2,3 Prozent vor.

Dagegen brachen die Aktien von Epigenomics nach einer negativen Erstattungsempfehlung der staatlichen US-Krankenversicherung zu einem Darmkrebs-Vorsorge-Test des Biotech-Unternehmens um 66 Prozent ein. Die Entscheidung des Centers for Medicare & Medicaid Services (CMS) ist laut Epigenomics vorläufig. Für den Fall, dass die endgültige Entscheidung ebenfalls negativ ausfällt, kündigte Epigenomics Berufung an./edh/mis

--- Von Eduard Holetic, dpa-AFX ---