FRANKFURT (awp international) - Am deutschen Aktienmarkt haben die Anleger nach der jüngsten Rally erst einmal abgewartet. Im frühen Handel am Montag gab der Leitindex Dax zuletzt um 0,10 Prozent auf 13 215,87 Punkte nach. Der MDax der mittelgrossen Werte lag minimal höher bei 26 994,28 Punkten. Auch der Eurozonen-Leitindex EuroStoxx 50 bewegte sich kaum vom Fleck.

Im Fokus bleibt der Handelsstreit zwischen China und den USA. Nachdem die Aussicht auf einen lang ersehnten Etappenerfolg in dem Konflikt die Kurse zuletzt angetrieben hatte, gab es nun wieder einen kleinen Dämpfer: US-Präsident Donald Trump beklagte sich über die Geschwindigkeit der Handelsgespräche mit China. Die Gespräche gingen voran, aber langsam, "viel zu langsam für mich". Er betonte erneut, dass vor allem China Interesse an einem Abkommen habe. "Wenn es kein grossartiger Deal ist, werde ich ihn nicht machen", sagte der US-Präsident.

Zudem blickten die Anleger nach Asien. Fünf Monate nach Ausbruch der Anti-Regierungsproteste in Hongkong nimmt die Gewalt dort kein Ende: Nachdem am Montagmorgen erneut ein Demonstrant von einem Polizisten angeschossen und in den Oberkörper getroffen worden war, spielten sich in der chinesischen Sonderverwaltungsregion teils chaotische Szenen ab. Wegen der aktuellen Entwicklungen auch in puncto Handelsstreit würden einige Anleger nun vorsichtiger, sagte Marktexperte Andreas Lipkow von der Comdirect Bank.

Angesichts der wieder zunehmenden Unsicherheit im Handelsstreit zwischen den USA und China mieden Anleger die konjunktursensiblen Aktien des Chipherstellers Infineon , die mehr als 1 Prozent verloren. "Donald Trump schlägt bezüglich des Handelsdeals vorsichtige Töne an", schrieb Analyst Thomas Altmann vom Vermögensverwalter QC Partners. Es sei wie so oft in den vergangenen Monaten: Die Hoffnung der Börsianer auf den schnellen Abschluss eines Deals zwischen beiden Staaten werde "wieder einmal bitter enttäuscht".

Bis Mittwoch steht in Washington die Entscheidung an, ob die von den USA seit Monaten angedrohten Strafzölle auf EU-Autoimporte tatsächlich erhoben werden. Der scheidende EU-Kommissionspräsident Jean-Claude Juncker gab sich jüngst gelassen. Er nannte sich einen "vollinformierten Mann", als er sagte: "Er (der US-Präsident) wird es nicht machen." Autoaktien fanden zu Wochenbeginn keine einheitliche Richtung.

Zudem ging die Berichtssaison der Unternehmen in eine neue Runde. Für ein positives Ausrufezeichen sorgte dabei Teamviewer : Der seit kurzem an der Börse notierte Softwarekonzern war im dritten Quartal rasant gewachsen. Sowohl die in Rechnung gestellten Umsätze als auch der Gewinn vor Zinsen, Steuern und Abschreibungen hätten positiv überrascht, sagte ein Händler. Die Aktien zogen um gut 5 Prozent an.

Der Versicherungskonzern Talanx will nach einem Sondergewinn 2019 beim Überschuss auch im kommenden Jahr die Marke von 900 Millionen Euro übertreffen. Analysten hatten jedoch im Schnitt mehr als eine Milliarde Euro erwartet. Die Papiere machten anfängliche Verluste schnell wett und traten zuletzt auf der Stelle.

Schlusslicht im Nebenwerte-Index SDax waren die Anteilsscheine von Borussia Dortmund (BVB) , die fast 3 Prozent verloren. Der FC Bayern unter Interimscoach Hansi Flick hatte am Samstag das Spitzenspiel der Fussball-Bundesliga gegen die Westfalen eindrucksvoll dominiert und den BVB mit 4 zu 0 besiegt.

Im MDax zählten die Aktien der Deutschen Pfandbriefbank mit einem Gewinn von 1 Prozent zu den Favoriten. Der Immobilienfinanzierer steigerte dank geringerer Refinanzierungskosten im dritten Quartal ihren Gewinn auch unter dem Strich stark./la/fba