FRANKFURT (awp international) - Nach der jüngsten Erholung von der Coronavirus-Schwäche warten die Anleger am Montag erst einmal ab. Der in der Vorwoche um 4 Prozent gestiegene Dax lag in der ersten Handelsstunde 0,45 Prozent tiefer bei 13 453,44 Punkten. Der MDax gab um 0,36 Prozent auf 28 569,80 Zähler nach. Auf Eurozonen-Ebene fiel der EuroStoxx 50 um fast ein halbes Prozent.

"Das Virus bleibt das grosse Thema an den Börsen", sagte Marktbeobachter Thomas Altmann von QC Partners. Die Zahl neuer Infektionen und Todesfälle ist erneut gestiegen, und so wagten sich die Anleger weiter nur vorsichtig auf das Parkett. "Einerseits haben alle Angst, eine Fortsetzung der Rally zu verpassen", sagte Altmann. Gleichzeitig gebe es aber auch die grosse Sorge vor fallenden Kursen wegen der wirtschaftlichen Folgen des Virus.

Auch die Strafzölle der USA wurden zu Wochenbeginn wieder zu einem Thema. Am Wochenende sind Sonderabgaben auf Produkte wie Stahlnägel, Heftklammern, Draht und Kabel in Kraft getreten. Laut Marktbeobachter Andreas Lipkow von der Comdirect Bank wirkte auch dies etwas hemmend auf die Kurse deutscher Aktien.

Charttechnisch hat sich der Dax mit der zuletzt kräftigen Erholung zwar wieder in eine gute Ausgangslage gebracht, wenn man den Experten von Index-Radar glaubt. "Noch aber können sich die Optimisten nicht beruhigt zurücklehnen", schrieb Franz-Georg Wenner in einem Kommentar. Unter dem bisherigen Rekordhoch von 13 640 Punkten ermittelte der Experte eine bedeutende Widerstandszone. Kurzfristig rechnet er eher mit einer Konsolidierung oberhalb von 13 400 Zählern.

Auf Unternehmensseite machte am Morgen eine Übernahme Schlagzeilen: Der Spezialmaschinenbauer Isra Vision steht vor einer Übernahme durch Atlas Copco. Der Stockholmer Industriekonzern will den Aktionären 50 Euro je Aktie bieten, woraufhin die Aktien um 45 Prozent nach oben schossen knapp über den Angebotspreis. Analyst Henning Breiter von der Privatbank Hauck & Aufhäuser sprach in einem ersten Kommentar von einem attraktiven Preis.

Zahlen gab es unter anderem von Teamviewer zu verarbeiten. Anders als vorbörslich wegen guter Jahreszahlen erwartet machten die Anleger hier wegen einem etwas schwächer als gedachten Umsatzausblick erst einmal Kasse, die Aktien rutschten im MDax um 3,6 Prozent ab. Nach dem Börsengang im September habe die Aktie mit einem guten Lauf schon viel Positives vorweggenommen, erklärte ein Händler.

Für Carl Zeiss Meditec war die Tendenz schwankend: Kurzzeitig sah es mit einem Anstieg um mehr als 3 Prozent nach einem guten Handelstag aus, der Schwung war aber nur von kurzer Dauer. Zuletzt büssten die Papiere im MDax gut 1 Prozent ein. Anleger legten hier eine gute Umsatzentwicklung im ersten Geschäftsquartal und eine vorsichtigere Wachstumsprognose auf die Goldwaage.

Ohne Zahlen ging es an der MDax-Spitze für Gerresheimer um 3,5 Prozent hoch, nachdem die US-Investmentbank Goldman Sachs den Verpackungshersteller zum Kauf empfohlen hat. Analystin Veronika Dubajova rechnet in diesem Jahr mit einem verdoppelten organischen Wachstum.

Im Dax setzten sich Daimler mit einem Anstieg um 0,6 Prozent an die Spitze. Der Autobauer verschärft einem Pressebericht zufolge seinen Sparkurs. Wie das "Handelsblatt" unter Berufung auf Konzernkreise berichtet, will das Unternehmen mit 15 000 mehr Stellen streichen als bislang geplant. Daimler wollte den Bericht auf Anfrage nicht kommentieren.

Mit VW und BMW tendierten andere Autowerte im Dax schwächer. Schlusslicht im Leitindex waren jedoch die Aktien von Infineon mit einem Kursrutsch um fast 2 Prozent. Sie folgten damit dem insgesamt negativen Branchenbild im Chipbereich./tih/jha/