FRANKFURT (dpa-AFX) - Nach dem jüngsten Rückschlag wagt der Dax am Dienstag einen Erholungsversuch. Der deutsche Leitindex stieg am Ende der ersten Handelsstunde um 0,93 Prozent auf 15 915,56 Punkte. Er kehrte so im Vorjahresvergleich in die Gewinnzone zurück. Der MDax legte am Dienstag 0,55 Prozent auf 34 629,19 Zähler zu.

Maßgeblich waren einmal mehr die US-Börsen, die am Vorabend noch eine späte Gegenreaktion auf den jüngsten Rückschlag gezeigt hatten. Der Dow Jones Industrial hatte sich am Montag vom frühen Rückschlag auf das Niveau vor Weihnachten erholt und der technologielastige Nasdaq 100 war nach einem Tief seit Oktober sogar noch knapp ins Plus gedreht. Dabei nutzten die Anleger laut den Experten der Credit Suisse das gedrückte Niveau wieder zum Einstieg. Sie sprachen von einer "Achterbahnfahrt" an den Märkten.

Mit dem Start deutlich über 15 800 Punkten kann der Dax die in diesem Bereich verlaufenden 21- und 50-Tage-Durchschnittslinien nun doch vorerst halten. Tags zuvor hatte er diese beiden bei charttechnisch orientierten Anlegern beliebten Indikatoren angerissen. Sie gelten als Barometer für den kurz- und mittelfristigen Trend. Verantwortlich für den Rutsch waren zuletzt vor allem Zinssorgen wegen der hohen Inflation, die neben der Coronavirus-Pandemie nach wie vor des zentrale Thema an den Börsen sind.

Auf Unternehmensseite dominierten die zuletzt größten Verlierer die Gewinnerliste. Die Aktien der Lieferdienste Delivery Hero und Hellofresh etwa erholten sich um 4,8 respektive 2,9 Prozent. Delivery Hero rechnet nach der Übernahme des spanischen Konkurrenten Glovo in seinem Kerngeschäft bald damit, zumindest operativ profitabel zu werden. HelloFresh will derweil eigene Aktien zurückkaufen.

Aktien aus dem Bankensektor, die zuletzt als Profiteure steigender Zinsen gefragt waren, drehten indes nach unten. Die Papiere der Deutschen Bank verloren im Dax 1,7 Prozent nach einem Hoch seit 2018 am Vortag. Jene der Commerzbank sanken um 2,8 Prozent. Als belastend empfanden Börsianer die Tatsache, dass sich der US-Hedgefonds Cerberus wohl von Aktienpaketen an den beiden deutschen Banken trennt.

Auch an den zuletzt gestiegenen Automobilwerte kühlte das Interesse wieder merklich ab. Die Papiere von Continental waren in der Branche mit einem Abschlag von gut einem Prozent ein großer Verlierer. Hier wurde am Markt auf eine gestrichene Kaufempfehlung durch die Experten der Citigroup verwiesen.

Analystenkommentaren sorgten ebenfalls für Bewegung. So empfehlen mit der Bank of America und dem Bankhaus Metzler gleich zwei renommierte Banken die Papiere von Henkel zum Kauf, für die es um 2,7 Prozent nach oben ging. Laut dem Metzler-Experten David Varga sind die Papiere trotz anhaltenden Gegenwinds für den Konsumgüterkonzern reif für eine Erholung.

Derweil wurde die Bank RBC optimistisch, was Adidas betrifft. Die Papiere des Sportartikelkonzerns zogen um 3,4 Prozent an. Nach einer unterdurchnittlichen Entwicklung im vergangenen Jahr sieht Analyst Piral Dadhania einen guten Einstiegszeitpunkt. Dabei baut er auf seine Erwartung einer beschleunigten Umsatzentwicklung.

Einen positiven Kommentar der Baader Bank lieferte Compugroup Rückendwind, deren Aktien im MDax 2,2 Prozent zulegten. Analyst Knut Woller verwies hier nach auf die jüngsten Kursverluste, die die Aktie attraktiver gemacht hätten, und ein verbessertes Chance-Risikoprofil.

Im SDax ging es bei der Shop Apotheke um ein halbes Prozent nach oben. Der Online-Arzneimittelhändler berichtete für das Schlussquartal von einem deutlich beschleunigten Umsatz- und Kundenwachstum. Im Fokus bleibt aber die ausstehende Einführung des E-Rezepts in Deutschland, zu dem der Jefferies-Experte Alexander Thiel weiter einen konkreten Fahrplan vermisst.

Eckert & Ziegler erholten sich derweil im SDax deutlicher um 2,5 Prozent von ihrem heftigen Vortags-Kursrutsch, nachdem der Strahlen- und Medizintechnikexperte eine Kooperation mit der US-Firma Atom Mines angekündigt hatte. Adva waren außerdem mit plus 2,7 Prozent unter den SDax-Gewinnern. Der US-Konzern Adtran hatte kurz vor Angebotsende die Annahmeschwelle bei der geplanten Übernahme des Telekomausrüsters auf 60 Prozent reduziert./tih/mis