FRANKFURT (dpa-AFX) - Der Abwärtstrend am deutschen Aktienmarkt hat sich am Dienstag beschleunigt. Der Leitindex Dax rutschte am Morgen unter die runde Marke von 12 000 Punkten. Die Kurse litten nicht nur unter dem weiter erstarkenden Euro , der erstmals seit Januar 2015 mehr als 1,20 US-Dollar kostete, sondern auch unter einem neuerlichen nordkoreanischen Raketentest. Eine starke Währung erschwert den Export.

In der ersten Handelsstunde verlor der Dax 1,46 Prozent auf 11 946,77 Punkte. Damit steuert der hiesige Leitindex auf den dritten schwächeren Tag in Folge zu und rutschte unter seine sogenannte 200-Tage-Linie, einem viel beachteten Indikator für den längerfristigen Trend. Dies verstärkte den Abwärtstrend noch.

Für den MDax gab um 1,54 Prozent auf 2220,82 Zähler nach. Der Eurozonen-Leitindex EuroStoxx 50 sackte parallel um 1,32 Prozent auf 3375,85 Punkte ab.

NORDKOREANISCHER RAKETENTEST VERUNSICHERT

Ein Auslöser des Kursrutschs war Nordkoreas jüngster Raketentest: Pjöngjang feuerte am Dienstagmorgen (Ortszeit) erneut eine ballistische Rakete ab, die dieses Mal über Japan flog, wie der Generalstab der südkoreanischen Armee mitteilte. Damit wurde nach Angaben des Senders NHK eine neue Eskalationsstufe erreicht, da erstmals eine Rakete Nordkoreas ohne Ankündigung über Japan hinweg geflogen sei.

An den asiatischen Börsen reagierten die Anleger mit Aktienverkäufen, wenngleich sich die Lage im späten Handel merklich entspannte. Gleichzeitig kletterte der Goldpreis auf den höchsten Stand seit November 2016. Auch die als sichere Häfen geltenden Währungen Yen und Franken legten zu.

Dazu warten die Anleger laut Analyst David Madden von CMC Markets auf am Mittwoch erwartete Aussagen von US-Präsident Donald Trump zu seinen Steuerreformplänen.

PROSIEBEN LEIDET UNTER WERBEMARKT

Schlecht erging es im Dax ProSiebenSat.1 : Die Papiere des Medienkonzerns sackten um 11,70 Prozent auf 28,86 Euro ab und notierten damit so niedrig wie zuletzt im Oktober 2014. Zwischenzeitlich kosteten die Papiere so wenig wie Mitte 2013. Dem Medienkonzern macht ein schwacher TV-Markt zu schaffen. Im MDax verlor die Aktie des Konkurrenten RTL 8,38 Prozent, für die Aktie des Werbevermarkters Ströer ging es um 4,00 Prozent nach unten.

Zudem stand am deutschen Aktienmarkt der Kurseinbruch bei Adva Optical im Fokus. Nachdem der Telekomausrüster wegen einer unerwartet schwachen Auftragslage seine Gewinn- und Umsatzerwartungen an das laufende Quartal gesenkt und Stellenstreichungen angekündigt hatte, büßten die Aktien am TecDax-Ende 23,30 Prozent auf 4,63 Euro ein - das war der tiefste Stand seit April 2015. Ein Börsenhändler sprach von einem "absoluten Desaster" für das Unternehmen.

KAUFEMPFEHLUNG BESCHERT RATIONAL REKORDHOCH

Dagegen zogen die Anteilsscheine von MDax-Spitzenreiter Rational dank einer positiven Studie um 3,23 Prozent auf 545,00 Euro an und erreichten einen Rekordstand. Berenberg-Analyst Sebastian Künne hält das Potenzial des Herstellers von Großküchengeräten in China für massiv unterschätzt.

Dem Konsumgüterhersteller Beiersdorf gab eine Kaufempfehlung des Bankhauses Lampe Halt: Die Titel verloren lediglich 0,38 Prozent, was für den ersten Platz im Dax reichte. Die von Finanzchef Jesper Andersen eingeleiteten Effizienzmaßnahmen trügen allmählich Früchte, lobte Analyst Peter Steiner. Er prognostiziert für die kommenden Jahre deutliche Margensteigerungen./gl/das