FRANKFURT (awp international) - Nach dem Rückfall am Vortag bleiben die Anleger am deutschen Aktienmarkt erst einmal vorsichtig. Der deutsche Leitindex Dax konnte sich nach einem zunächst orientierungslosen Auftakt zwar im frühen Handel über der Marke von 13 000 Punkten stabilisieren und notierte zuletzt mit 0,18 Prozent im Plus bei 13 042,19 Zählern. Angesichts vieler politischer Unsicherheiten und der Sorgen wegen der steigenden Corona-Neuinfektionen rechnen Marktbeobachter aber mit einem zögerlichen Handelsgeschehen.

Dies zeigte sich auch im MDax der 60 mittelgrossen Börsentitel, der Index trat zuletzt mit minus 0,01 Prozent nahezu auf der Stelle bei 27 872,67 Punkten. Ähnlich sah es im EuroStoxx 50 , der Eurozonen-Leitindex verlor 0,07 Prozent auf 3276,90 Zähler.

Seit Anfang Oktober hat sich der Dax zwar bislang gut geschlagen mit einem Zuwachs von derzeit gut zwei Prozent. Unsicherheiten, die einen Stimmungsumschwung begünstigen könnten, gibt es laut Helaba aber "en masse". So steigt wenige Wochen vor der US-Wahl und angesichts der tristen Brexit-Verhandlungen die Nervosität an den Finanzmärkten. Auch die mangelnden Fortschritte in den Verhandlungen in den USA über ein neues Konjunkturprogramm belasten. Hinzu kommen die Sorgen um die weltweit anziehende Zahl der Corona-Neuinfektionen. Am Vortag war der Dax bereits um knapp ein Prozent gesunken. Auch in den USA hatten die Indizes ihrem jüngsten Lauf Tribut gezollt.

Für Unbehagen sorgen derzeit neue Rückschläge in der Impfstoffforschung. So mussten die US-Konzerne Johnson & Johnson sowie Eli Lilly ihre klinischen Studien für eine Corona-Impfung vorübergehend stoppen. "Zwar dürfte es sich hier nur um eine temporäre Hürde handeln. Die Anleger aber reagieren sensibel auf jeden Rücksetzer, vor allem da die Infektionszahlen weiter stark steigen und neue Restriktionen folgen werden", kommentierte Marktanalyst Milan Cutkovic von Axitrader.

In Deutschland beraten an diesem Mittwoch Kanzlerin Angela Merkel und die Ministerpräsidenten der Länder Massnahmen zur Eindämmung der Pandemie. Bei dem Treffen im Kanzleramt wird es darum gehen, ob die Länder eine einheitlichere Linie finden und Regeln verschärft werden sollen.

Während Konjunkturdaten zur Wochenmitte eher aus der zweiten Reihe kommen, nimmt die Berichtssaison in den USA mit den Quartalsergebnissen aus dem Finanzsektor weiter Fahrt auf. Dazu öffnen Goldman Sachs , Bank of Amerika und Wells Fargo ihre Bücher.

Hierzulande im Fokus standen am Morgen nach einer Kapitalerhöhung die Papiere des Kunststoffkonzerns Covestro . Das Unternehmen hatte eine knappe halbe Milliarde Euro eingenommen. Mit dem Erlös will Covestro - wie bereits bekannt - zum Teil die angekündigte Übernahme des Geschäftsbereichs Resins & Functional Materials (RFM) von Royal DSM refinanzieren. Für die Covestro-Papiere ging es zuletzt an der Dax-Spitze um rund eineinhalb Prozent aufwärts. Beobachter sahen den Vollzug der bereits länger erwarteten Massnahme positiv für die Aktie, da damit eine Belastung wegfalle.

Grössere Kursbewegungen gab es in den hinteren Börsenreihen. Dermapharm-Anteile rutschten mit fast sieben Prozent Abschlag an das Ende im SDax . Der Hauptaktionär Themis trennte sich von zehn Prozent der Anteile an dem Arzneiunternehmen.

Aktien der Containerreederei Hapag-Lloyd profitierten mit einem Plus von fast 7 von einer Kaufempfehlung der US-Bank JPMorgan. Die Analysten rechnen mit einer Gewinnbelebung./tav/mis