FRANKFURT (awp international) - Nach der imposanten Rally am Aktienmarkt in den vergangenen Wochen bleiben die Anleger auch am Donnerstag vorsichtig. Solange es keine klaren Fortschritte in den Handelsgesprächen zwischen den USA und China gibt und da US-Präsident Donald Trump sogar eine Erhöhung der Strafzölle androhte, dürften Risiken eher gemieden werden.

Der Dax verlor im frühen Geschäft 0,40 Prozent auf 13 176,50 Punkte, nachdem der Leitindex bereits am Vortag leicht nachgegeben hatte. Am Dienstag dagegen hatte er bei 13 308 Punkten einen weiteren Höchststand seit Januar 2018 erreicht und ist seit dem Zwischentief Anfang Oktober inzwischen um mehr als zehn Prozent nach oben gesprintet. Für den MDax der mittelgrossen Werte ging es am Donnerstag um 0,17 Prozent abwärts auf 27 040,63 Punkte. Der Eurozonen-Leitindex EuroStoxx 50 verlor 0,12 Prozent.

Marktbeobachter Andreas Lipkow von der Comdirect Bank sieht aktuell eine Mischung aus Unwägbarkeiten und kaum berechenbaren Risiken, die dafür sorgen, dass etliche Investoren vorerst am Spielfeldrand warten. So verwies er darauf, dass die deutsche Wirtschaft aus technischer Sicht knapp an einer Rezession vorbeigeschlittert ist und auch auf den fortdauernden Handelsstreit der beiden weltgrössten Volkswirtschaften. "Der Dax dürfte vorerst in einer Handelsspanne zwischen 13 200 und 13 300 Punkten verharren, was auf Jahressicht aber eine durchaus hinnehmbare Entwicklung ist", sagte er.

Im Fokus stehen im Zuge der Berichtssaison auch wieder zahlreiche Einzelwerte. Allein drei Dax-Konzernen legten Quartalsberichte vor und äusserten sich zu ihren Jahreszielen. Sowohl der Pharma- und Spezialchemiekonzern Merck KGaA als auch der Versorger RWE wurden etwas optimistischer, was das Jahr 2019 betrifft. Dennoch gaben die RWE-Papiere um 2,1 Prozent nach. Analysten kritisierten, dass die starke Ergebnisentwicklung vor allem dem Handelsgeschäft zu verdanken sei. Das Geschäft mit Erneuerbaren Energien sei indes eher schwach verlaufen. Immerhin befindet sich RWE im Wandel hin zu einem Ökostromerzeuger.

Die Anteile von Merck sanken um 1,2 Prozent, waren allerdings auch zuletzt wieder stark gelaufen und hatten sich ihrem 2017 erreichten Rekordhoch bei 115,20 Euro angenähert.

Die Vorzugsaktien des Konsumgüterherstellers Henkel gaben um 1,7 Prozent nach. Die Konjunkturschwäche hatte im dritten Quartal belastet, weshalb das Unternehmen einen Gewinnrückgang meldete.

Unter den berichtenden Unternehmen aus der zweiten und dritten Börsenreihe ragten indes nur Cancom und Adler Real Estate deutlich hervor. Cancom büssten im MDax knapp 5 Prozent ein. Der IT-Dienstleister profitierte zwar weiter von der Digitalisierung bei seinen Kunden, doch wuchs das Unternehmen langsamer. Das Immobilienunternehmen Adler im SDax informierte nicht nur über eine starke Geschäftsentwicklung, sondern kündigte auch eine Neuausrichtung der Dividendenpolitik für 2020 an. Der Kurs reagierte positiv. Die Aktie sprang um 8,3 Prozent hoch.

CTS Eventim büssten als MDax-Schlusslicht indes knapp 7 Prozent ein. Gründer und Vorstandschef Klaus Schulenberg hatte die jüngste Rally der Aktie für einen Verkauf von Anteilen genutzt.

Mit Übernahmespekulationen rückten zudem die Papiere von Qiagen in den Blick, für die es um etwas mehr als 15 Prozent hoch ging. Der US-Technologiekonzern Thermo Fisher Scientific hat laut der Nachrichtenagentur Bloomberg angeblich Interesse daran, den Gendiagnostik- und Biotechkonzern zu übernehmen. Zudem hob die US-Bank JPMorgan ihre Anlageempfehlung für die Aktien um gleich zwei Stufen von "Underweight" auf "Overweight"./ck/jha/