FRANKFURT (dpa-AFX) - Der deutsche Aktienmarkt bleibt nach dem jüngsten Kursrutsch erst einmal unter Druck. Der Leitindex Dax fiel im frühen Handel am Freitag um 0,64 Prozent auf 15 664,70 Punkte.

Hinweise der US-Notenbank auf eine geldpolitische Straffung womöglich noch in diesem Jahr hatten den Dax am Donnerstag um zeitweise mehr als zwei Prozent auf das tiefste Niveau seit Anfang August absacken lassen. Zudem machen sich ein wenig Konjunktursorgen breit angesichts der Ausbreitung der Deltavariante des Coronavirus. Die Industrie bekommt weiterhin Lieferengpässe bei wichtigen Vorprodukten zu spüren.

Auf Wochensicht deutet sich damit beim Dax ein Minus von rund zwei Prozent an. Sein vor einer Woche erreichtes Rekordhoch von 16 030 Zählern hat er inzwischen ein Stück weit aus den Augen verloren.

Die Bereitschaft zu weiteren Gewinnmitnahmen bei den Anlegern sei hoch und die berühmten Schnäppchenjäger dürften dieses Mal einen höheren Abschlag für Neuengagements am Aktienmarkt haben wollen, schrieb Marktanalyst Jochen Stanzl vom Handelshaus CMC Markets. Die gute Nachricht in diesen Tagen sei, dass die wieder fallenden Rohstoffpreise auch dazu beitragen könnten, das Argument einer nur vorübergehenden Inflation zu bekräftigen. Setze sich der Trend fort, könnte dies einen nicht allzu schnellen geldpolitischen Straffungskurs der Zentralbanken ermöglichen.

Der MDax büßte am Freitag 0,71 Prozent auf 35 356,00 Punkte ein. Der Eurozonen-Leitindex EuroStoxx 50 gab um 0,4 Prozent nach.

Im europaweit weiter schwachen Autosektor knüpften die Vorzugsaktien von Volkswagen (VW) an ihre jüngsten Verluste an und fielen am Dax-Ende um rund zwei Prozent. Wegen der fortgesetzten Knappheit bei Halbleitern soll die Produktion im Volkswagen-Stammwerk in Wolfsburg nach der Sommerpause ein weiteres Mal nur eingeschränkt anlaufen. Es wird Kurzarbeit beantragt. Bereits am Vortag hatte ein Bericht über eine anstehende Produktionskürzung beim japanischen Autobauer Toyota wegen des Mangels an Halbleitern Autowerte generell belastet.

Am MDax-Ende sackten die Anteilsscheine der Lufthansa um 2,6 Prozent ab. Die Papiere befinden sich bereits seit Anfang März in einem intakten Abwärtstrend. Zu Beginn der Woche hatte die Ankündigung, dass der deutsche Staat seinen Aktienanteil an der Airline zurückschrauben will, den Kurs zusätzlich belastet. Zudem steht eine Kapitalerhöhung im Raum und auch die zügige Ausbreitung der Deltavariante verschreckt die Anleger. Die Aktien des Flughafenbetreibers Fraport fielen um knapp 2 Prozent.

In den hinteren Börsenreihen knickten die Papiere der Container-Reederei Hapag-Lloyd nach einer Verkaufsempfehlung des Bankhauses Metzler um mehr als 6 Prozent ein. Laut den Analysten ist der Boom der Frachtraten mittlerweile in den Kurs eingepreist.

Gefragt waren hingegen als defensiv geltende Aktien etwa aus dem Versorgersektor. So stiegen die Eon-Papiere um 0,3 Prozent. Mit einem Aufschlag von 1,1 Prozent auf 33,18 Euro waren nur die Aktien von RWE besser im Dax. Ihnen half ein positiver Kommentar der Bank JPMorgan: Die Analysten hoben ihre Kursziel auf 47,50 Euro an und empfehlen die Aktien weiterhin vor dem Hintergrund des zunehmenden Fokus des Konzerns auf Erneuerbare Energien./la/mis