FRANKFURT (awp international) - Das Auf und Ab am deutschen Aktienmarkt dürfte sich am Freitag fortsetzen und den Dax nach Verlusten am Vortag nun wieder Gewinne bescheren. Zugleich rechnen Marktexperten damit, dass die Anleger vorsichtig bleiben, da am 15. Dezember neue US-Strafzölle gegen China in Kraft treten könnten. Eine Dreiviertelstunde vor dem Börsenstart weist der X-Dax als Indikator für den Dax auf ein Plus von 0,5 Prozent auf 13 121 Punkte hin. Auf Wochensicht würde dies ein Minus von etwas weniger als einem Prozent bedeuten. Auch der EuroStoxx 50 wird am Freitag freundlich erwartet.

Wegen immer neuer widersprüchlicher Meldungen zum Zollstreit der beiden weltgrössten Volkswirtschaften ist der Dax in dieser Woche auf Achterbahnfahrt gegangen und hatte am Dienstag bei 12 927 Punkten sein bisheriges Wochentief erreicht. "In den nächsten Tagen muss sich zeigen, ob es die USA und China schaffen, sich vor der nächsten, für den 15. Dezember geplanten Zollrunde auf ein Phase-1-Abkommen zu einigen", sagte Marktexperte Thomas Altmann vom Vermögensverwalter QC Partners.

Er erwartet daher eine gewisse Zurückhaltung der Anleger. "Zusätzlich spielen saisonale Effekte eine Rolle. Das Jahr ist sowohl am Aktien- als auch am Rentenmarkt bisher exzellent gelaufen. Handlungsdruck haben jetzt nur noch die, die in den starken Börsenwochen zu gering investiert waren."

Im Fokus dürfte am Freitag der offizielle US-Arbeitsmarktbericht für November stehen. Dieser dürfte nach dem schwachen Bericht des privaten Arbeitsmarktdienstleisters ADP vom Mittwoch noch mehr Beachtung finden. Eine geringere Nachfrage nach neuen Arbeitskräften wäre ein weiteres Anzeichen, dass sich die Wirtschaftsaktivität abschwächt.

Unter den Einzelwerten am deutschen Markt dürften ein paar Unternehmen mit neuen Nachrichten Aufmerksamkeit auf sich ziehen. So verhagelte dem Spezialchemiekonzern Wacker Chemie die Flaute im Solarmarkt die Bilanz. Der Wert von Anlagen zur Herstellung von Silizium musste um rund 750 Millionen Euro nach unten korrigiert werden, weshalb nun für 2019 ein negatives Jahresergebnis von etwa dem gleichen Betrag zu erwarten ist. Bisher hatte das Unternehmen mit einem leicht positiven Jahresergebnis gerechnet. Die Aktie reagierte vorbörslich bislang nicht.

Der Medizintechnikkonzern Carl Zeiss Meditec gab endgültige Zahlen zum abgelaufenen Geschäftsjahr 2018/19 (per 30. September) bekannt. Die Geschäfte in der Augenheilkunde und Mikrochirurgie liefen rund, besonders gut etwa lief das Geschäft mit Lasersystemen zur Korrektur der Sehschärfe. Dass die Papiere auf Tradegate vorbörslich nachgaben, dürfte an Gewinnmitnahmen liegen. Erst Ende November hatte die Aktie bei 112,70 Euro ein Rekordhoch erreicht.

In den Blick dürfte zudem der Lichtspezialist Osram rücken, denn die Offerte der österreichischen Konkurrentin AMS endete am Donnerstag. Gespannt wird nun darauf gewartet, wie hoch die Annahmequote ausgefallen ist.

Ansonsten gab es noch eine Reihe an Umstufungen durch Analysten. So nahm die britische Investmentbank Barclays MTU mit "Overweight" und einem Kursziel von 281 Euro in die Bewertung auf. Es sei nicht selbstverständlich, eine auf Rekordhoch gehandelte Aktie wie MTU ins Depot zu nehmen, hiess es dort. Allerdings spreche angesichts alternder Flugzeugflotten die Ausrichtung des Triebwerksbauers auf das Wartungs- und Ersatzteilgeschäft für Aufwärtspotenzial.

Positive Kommentare gab es zudem von der Investmentbank Mainfirst zur Lufthansa und auch zu Kion und Jungheinrich . Die US-Bank Morgan Stanley und die Commerzbank indes äusserten sich vor dem Kapitalmarkttag des Medizintechnikkonzerns Siemens Healthineers negativ zur Aktie. Sie büsste auf Tradegate zuletzt etwas mehr als 3 Prozent ein./ck/jha/