FRANKFURT (awp international) - Der Schwäche an den New Yorker Börsen zum Trotz zeigt sich der Dax am Freitag in relativ robuster Verfassung. Eine Stunde vor der offiziellen Handelseröffnung signalisierte der X-Dax als Indikator für den deutschen Leitindex mit 13 210 Punkten einen fast unveränderten Start. In New York waren die Kurse am Vorabend einmal mehr vor allem im Technologiesektor unter Druck geraten.

Der Dax steuert damit auf ein deutliches Wochenplus in Höhe von knapp drei Prozent zu, auch dank einer zwischenzeitlichen Erholung der US-Techwerte am Mittwoch. Mit 13 200 Punkten bleibt er auf Tuchfühlung zu seinem Coronakrisen-Hoch aus der Vorwoche bei 13 460 Zählern. Experten zufolge bleibt es so auch nach der zurück liegenden Korrektur dabei, dass Aktien viel positives eingepreist haben.

"Einmal mehr erscheint der Hinweis auf die teils ambitionierten Bewertungsniveaus gerechtfertigt", hiess es hier am Freitag in einem Tageskommentar der Helaba. In ihren Augen könnten weitere Rücksetzer bei den Tech-Werten, aber auch die Brexit-Gespräche und der US-Handelsstreit mit China bei einer Erholung bremsende Faktoren bleiben.

Die am Vortag veröffentlichten geldpolitischen Entscheidungen der Europäischen Zentralbank (EZB) hatten dem Dax keine weiteren Impulse mehr verliehen. Jetzt wo die EZB vorbei sei, liege die geldpolitische Aufmerksamkeit der Anleger laut Marktbeobachter Jim Reid von der Deutschen Bank vor allem auf der Fed-Sitzung in der kommenden Woche. Ausserdem glauben Experten, dass der grosse Verfall an den Terminbörsen bereits seine Schatten vorauswerfen könnte.

Mit Blick auf Unternehmensnachrichten bewegte es am Morgen die Aktien von Knorr-Bremse negativ, dass Grossaktionär Heinz Hermann Thiele offenbar seinen Anteil an dem Bremsenhersteller weiter reduzieren will. Auf der Handelsplattform Tradegate rutschten die Papiere daraufhin vorbörslich um fast sieben Prozent ab.

Bayer dagegen gehörten dort mit 1,4 Prozent zu den Gewinnern, wenn man den Kurs mit dem Xetra-Schluss vom Vortag vergleicht. Der Pharma- und Agrarchemiekonzern wird auch in den kommenden Jahren von Konzernchef Werner Baumann geleitet. Im US-Rechtsstreit um angebliche Krebsrisiken des Unkrautvernichters Roundup mit dem Wirkstoff Glyphosat steuert Bayer unterdessen nach eigenen Angaben auf einen Kompromiss mit US-Klägern zu.

Einen Blick wert sein könnten im Technologiesektor noch die Aktien von SAP , nachdem der pandemiebedingte Home-Office-Trend dem Rivalen Oracle im jüngsten Geschäftsquartal Anschub gegeben hat. Vorbörslich war die Bewegung hier aber eher klein./tih/zb