FRANKFURT (dpa-AFX) - Der Dax unternimmt nach seiner Talfahrt einen neuen Erholungsversuch. Eine Dreiviertelstunde vor dem Handelsstart kletterte der außerbörsliche Indikator X-Dax um 0,93 Prozent auf 8834 Punkte. Rückenwind bringen laut Börsianern die zuletzt kräftig erholten Ölpreise.

Den Ölpreisen hatten Spekulationen über eine mögliche Kürzung der Fördermengen durch die Organisation Erdöl exportierender Länder (Opec) auf die Beine geholfen. Zudem machten Händler als Kursstütze für die hiesigen Märkte die Bewegung der New Yorker Börsen aus, die zwar schwach aus dem Handel gingen, ihre Verluste aber im späten Handel reduzierten.

Entsprechend deutete sich auch für die europäischen Aktien am Morgen eine höhere Eröffnung an: Der Future auf den Leitindex der Eurozone EuroStoxx 50 kletterte zuletzt um 0,93 Prozent.

DAX AUF NIVEAU VON OKTOBER 2014

Am Mittwoch hatte der Dax zwar seine Talfahrt zunächst stoppen können, musste aber am Donnerstag erneut einen herben Rückschlag hinnehmen. Zeitweise war er unter 8700 Punkte auf ein Tief seit Oktober 2014 gesunken. Wegen der anhaltenden Sorgen um die Weltwirtschaft hat der Dax seit Jahresbeginn inzwischen 18,5 Prozent verloren.

Trübe sieht auch die Situation in Asien aus: Dort knickte der Nikkei-225-Index in Tokio vor dem Wochenende um knapp 5 Prozent ein. Das bedeutete die verlustreichste Woche seit den Zeiten der Finanzkrise 2008 für den japanischen Aktienmarkt.

KONJUNKTURDATEN KÖNNTEN RICHTUNG VORGEBEN

Zum Wochenausklang wird es nun an der Konjunkturfront noch einmal spannend: Die deutsche Wirtschaft hat ihr Wachstumstempo im Schlussquartal 2015 gehalten; die Inflation legte zudem im Januar leicht zu im Vergleich zum Vorjahresmonat.

"Nicht nur die Zahlen zum Wirtschaftswachstum aus Deutschland und der Eurozone, sondern auch die Einzelhandelsumsätze in den USA werden zeigen, ob der aktuelle Pessimismus gerechtfertigt ist", kommentierte Andreas Paciorek von CMC Markets. Damit entscheide sich dann auch, ob die Talfahrt an den Börsen weitergehe oder den Investoren eine kleine Verschnaufpause gegönnt werde. Aus den USA steht überdies als wichtiger Stimmungsindikator das Verbrauchervertrauen der Universität Michigan an.

COMMERZBANK ZAHLT ERSTE DIVIDENDE SEIT JAHREN

Auf Unternehmensseite halten weitere Bilanzen die Anleger in Atem. Vor Börsenstart veröffentlichte bereits die Commerzbank ihren Jahresabschluss für 2015. Erstmals seit fünf Jahren hat das Institut wieder einen Milliardengewinn erzielt; die Aktionäre sollen mit der ersten Dividende seit der Finanzkrise daran beteiligt werden. Das kam gut an: Im vorbörslichen Handel beim Broker Lang & Schwarz waren die Papiere bereits stark gefragt und legten um mehr als 2 Prozent zu.

Wegen des rasanten Stahlpreisverfalls rutschte der Industriekonzern ThyssenKrupp dagegen im ersten Quartal zurück in die roten Zahlen. Ein Händler sprach am Morgen von einem sehr schlechten Zahlenwerk, das die Prognosen klar verfehlt habe. Die Aktien präsentierten sich vorbörslich als einziger Verlierer im Dax mit einem rund 1-prozentigen Minus.

Die Geschäftszahlen für das erste Quartal erfreuten dagegen beim Medizintechnik-Unternehmen Carl Zeiss Meditec die Anleger. Die Anteilsscheine standen vor dem Marktstart mit Kursgewinnen von knapp dreieinhalb Prozent an der TecDax-Spitze. Die Experten der DZ Bank sprachen von einem soliden Jahresstart auf operativer Ebene.

Im Laufes des Tagesverlaufs steht zudem Volkswagen im Blick. Der Autobauer präsentiert Absatzzahlen, die wegen des Abgasskandals von besonderem Interesse sind./tav/das