FRANKFURT (awp international) - Der Dax dürfte auch am Donnerstag unter Druck bleiben: Der X-Dax als Indikator für den deutschen Leitindex signalisierte knapp eine Stunde vor Handelsstart ein Minus von 0,95 Prozent auf 10 442 Punkte. Der EuroStoxx 50 , das Börsenbarometer der Eurozone, wird ähnlich deutlich in der Verlustzone erwartet.

"Die Hoffnungen auf eine schnelle, V-förmige Erholung in wichtigen Wirtschaftsnationen schwinden immer mehr", erklärte Marktstratege Michael McCarthy vom Handelshaus CMC Markets. Die Folge: Aktienkurse, Öl- und Metallpreise fallen, und die Anleger suchen in vermeintlichen sichereren Häfen wie Anleihen, Gold oder dem japanischen Yen ihr Glück, so der Experte.

Für Mollstimmung am US-Aktienmarkt hatte Notenbank Jerome Powell gesorgt. Seiner Ansicht nach könnten weitere Konjunkturhilfen als Reaktion auf die Corona-Krise nötig sein, um die Wirtschaft des Landes zu stützen.

Der wirtschaftliche Schock durch die Pandemie scheine der grösste in der Geschichte zu sein, und auch die finanzpolitische Antwort darauf sei die schnellste und grösste in der Nachkriegsgeschichte, sagte Powell. Die bisherigen Pakete seien aber womöglich nicht das letzte Kapitel. Weitere politische Massnahmen könnten notwendig sein.

Zudem machte Donald Trump einmal mehr Stimmung gegen China. Der Präsident der Vereinigten Staaten wirft China vor, die Corona-Pandemie verschuldet zu haben. Dies befeuerte zuletzt die Sorgen vor einem Wiederaufflammen des Handelskriegs zwischen den beiden weltgrössten Volkswirtschaften der Welt.

Ansonsten läuft an diesem Donnerstag die Berichtssaison der Unternehmen noch einmal zu Hochtouren auf. Allein aus dem Dax öffneten vier Konzerne ihre Bücher. So verdiente die Deutsche Telekom zum Jahresauftakt trotz Covid-19 wieder mehr. Die T-Aktien notierten auf der Handelsplattform Tradegate ein Prozent über dem Xetra-Schluss vom Mittwoch.

Auch RWE startete gut in das neue Geschäftsjahr. Auf Tradegate rückten die Anteilsscheine des Energiekonzerns um knapp ein Prozent vor.

Der in der Kritik stehende Zahlungsdienstleister Wirecard erzielte im ersten Quartal etwas weniger Wachstum als in den Vorquartalen. Die Jahresprognose für das operative Ergebnis bestätigte das Unternehmen derweil. Die Papiere schwankten auf Tradegate deutlich.

Der Pharma- und Spezialchemiekonzern Merck KGaA hingegen wird wegen der Corona-Pandemie vorsichtiger. Abweichend von der ersten qualitativen Prognose Anfang März geht das Management nun von einer erheblichen Belastung des weltweiten wirtschaftlichen Wachstums aus, die bei Merck alle Unternehmensbereiche betrifft. Die Anteilsscheine gaben auf Tradegate um ein Prozent nach.

Der Online-Arzneimittelhändler Shop Apotheke wiederum legte durch die Corona-Krise einen starken Jahresauftakt hin. Damit stiegen die Aktien auf Tradegate um ein Prozent.

Abseits der Berichtssaison platzierte der Finanzinvestor Permira als Hauptaktionär des Softwareanbieters Teamviewer einen Teil seiner Aktien am Markt und machte damit nach der Rekordrally der Papiere Kasse. Teamviewer profitiert in der Krise von hoher Nachfrage nach Fernwartungs- und Homeoffice-Software. Die Anteilscheine knickten auf Tradegate um rund sieben Prozent ein./la/mis