PARIS/LONDON (awp international) - Vor den geldpolitischen Entscheidungen der US-Notenbank (Fed) haben sich die Anleger an den europäischen Börsen am Mittwoch eher zurückgehalten. In Frankreich gab es indes Auftrieb nach besser als erwartet ausgefallenen Quartalsberichten von Unternehmen.

Der Leitindex der Eurozone, der EuroStoxx 50 , gab am späteren Vormittag um 0,06 Prozent auf 3301,42 Punkte nach. In Paris dagegen zog der Cac 40 - angetrieben von positiv aufgenommenen Quartalsberichten - um 0,60 Prozent auf 4958,75 Punkte an. In London ging es für den britischen FTSE 100 (Footsie) um 0,18 Prozent auf 6140,65 Punkte nach oben.

Die Berichtssaison nimmt laut dem Marktexperten Andreas Lipkow von der Comdirect Bank weiter Fahrt auf. Gemischte Einblicke gab es vor allem in die Wirtschaftslandschaft der USA, wie er sagte. "Während es bei den Technologieunternehmen weiterhin relativ rund läuft, hängen die Unternehmen der "Old-Economy" hinten an. Das sich daraus ergebende Spiegelbild macht die heutige Fed-Sitzung nach dem europäischen Börsenschluss umso spannender. Entsprechend ruhig dürfte der heutige Handelstag verlaufen."

Konsens sei allerdings, dass die Fed an der Geldpolitik per se erst einmal nichts ändern werde, merkte Devisenexpertin Antje Praefke von der Commerzbank an. Vielmehr dürfte Fed-Chef Jerome Powell erneut betonen, dass die Notenbank noch lange expansiv bleiben werde und bereit sei, falls nötig, noch expansiver zu werden, um die Wirtschaft zu stützen.

Branchenweit war zuletzt die Autobranche am schwächsten mit minus 1,4 Prozent, während der Immobiliensektor zusammen mit dem Einzelhandelssektor am stärksten war mit jeweils plus 1,3 Prozent.

Unter den Einzelwerten stachen im EuroStoxx die Papiere des Elektrotechnikkonzerns Schneider mit plus 4,6 Prozent hervor und die von Kering , die um 4,7 Prozent stiegen. Der französische Luxusgüterhersteller übertraf mit seinen Halbjahreszahlen sowohl mit seinen Umsätzen als auch dem operativen Ergebnis (Ebit) die durchschnittlichen Analystenerwartungen und ihre eigenen, wie Goldman-Analystin Louise Singlehurst schrieb.

Schneider Electric meldete ebenfalls angesichts der Covid-19-Krise überraschend widerstandskräftige Halbjahreszahlen und wagte zudem nun wieder einen Ausblick auf das restliche Jahr. Konzernchef Jean-Pascal Tricoire sprach zwar von einer bleibenden Unsicherheit, bestätigte zudem aber dennoch die Mittelfristziele.

Carrefour gewannen im Cac 40 zudem 1,3 Prozent. Der Handelskonzern steigerte seinen Betriebsgewinn im ersten Halbjahr deutlich und auch der Umsatz auf vergleichbarer Fläche stieg. Zudem wollen die Franzosen nun einen noch etwas ehrgeizigeren Sparkurs verfolgen.

Ein zweistelliger Milliardenverlust bei Banco Santander in der ersten Jahreshälfte 2020 sorgte für Verluste von 3,4 Prozent in dieser Aktie. Die spanische Grossbank rutschte wegen der Corona-Pandemie tief in die roten Zahlen und meldete milliardenschwere Abschreibungen auf die Geschäfte in Grossbritannien, Polen und den Vereinigten Staaten.

Im "Footsie" ging es zugleich für die Papiere Rio Tinto um 1,1 Prozent nach oben. Der Bergbaukonzern will trotz der virusbedingten Belastungen die Dividende erhöhen./ck/mis