PARIS/LONDON (awp international) - Überwiegend negativ aufgenommene Unternehmenszahlen und die Sorgen um steigende Corona-Infektionszahlen haben Europas wichtigsten Aktienmärkten am Donnerstag einen Dämpfer verpasst. Der EuroStoxx 50 als Leitindex der Eurozone verlor am späten Vormittag 1,51 Prozent auf 3250,49 Punkte. In Paris fiel der Cac 40 um 0,96 Prozent auf 4910,99 Zähler. In London ging es für den britischen FTSE 100 um 1,78 Prozent auf 6022,39 Punkte nach unten.

Die Sorgen um steigende Corona-Zahlen könnten die Anleger derzeit nicht abschütteln, sagte Analyst Timo Emden vom Analysehaus Emden Research. "Die Märkte wägen derzeit das Risiko einer zweiten Infektionswelle ab. Gerade in der Urlaubszeit dürfte die Entwicklung an Covid-19-Neuinfektionen besonders unter die Lupe genommen werden."

Die US-Notenbanksitzung am Mittwochabend brachte nach Einschätzung von Marktexperte Andreas Lipkow von der Comdirect Bank keine spektakulären Neuigkeiten und damit kaum Impulse für die Aktienmärkte. Die Fed behält ihre Nullzinspolitik und will die Zinsen so lange niedrig halten, bis die US-Wirtschaft die aktuelle Krise überwunden hab. Bis dahin werde die Fed alle Instrumente nutzen um die Wirtschaft zu stützen, hiess es in einer Mitteilung zur Zinsentscheidung.

Europaweit waren Banken- und Versicherungswerte Automobilwerte mit jeweils minus 3,4 Prozent die schwächsten Branchen. Am besten schnitt der Nahrungs- und Getränkesektor mit einem Verlust von 0,1 Prozent ab.

Unter den Einzelwerten bildeten die Aktien von BBVA mit einem Rückgang von 7 Prozent das Schlusslicht im EuroStoxx 50. Die spanische Grossbank wurde im zweiten Quartal nicht so hart von den wirtschaftlichen Folgen der Corona-Pandemie getroffen wie befürchtet. Der Gewinn fiel um rund die Hälfte. Ein Analyst bemängelte jedoch die geringeren Erträge im Kerngeschäft.

Spitzenreiter im EuroStoxx 50 waren die Papiere von Anheuser-Busch Inbev , die um 5,6 Prozent stiegen. Der Brauereikonzern sieht trotz der weltweiten Corona-Pandemie Licht am Ende des Tunnels. Nach Monaten von harten Ausgangssperren und anderen Beschränkungen zog das Geschäft im Juni in vielen Märkten wieder an.

Die Corona-Krise wird für britische Banken zu einem immer grösseren Problem. So musste Lloyds im zweiten Quartal 2,4 Milliarden Pfund (2,65 Mrd Euro) für mögliche Kreditausfälle zurücklegen und damit deutlich mehr als noch im ersten Quartal. In den vergangenen Monaten habe sich die Lage deutlich verschlechtert, sagte Bankchef Antonio Horta Osorio. Die Lloyds-Aktien verloren knapp 8 Prozent und fielen auf den tiefsten Stand seit der Finanzkrise, als die Bank vom Staat gerettet werden musste.

Der französische Lebensmittelkonzern Danone verzeichnete im ersten Halbjahr im Zuge der Corona-Pandemie einen Umsatz- und Ergebnisrückgang. Dies führte Danone auf ein schwaches zweites Quartal zurück - in den ersten drei Monaten hatte der Konzern noch von Hamsterkäufen profitiert. Die Anteilsscheine von Danone sackten um 5,5 Prozent ab./edh/mis