PARIS/LONDON (dpa-AFX) - Europas Börsen haben am Freitag nach einer Berg- und Talfahrt schwach geschlossen. Auslöser war ein weiterer kräftiger Kursrutsch an den US-Aktienmärkten trotz robuster Daten vom US-Arbeitsmarkt.

"Nach der jüngsten Euphorie über den historischen Strategieschwenk der Fed und der Aussicht auf langfristig billiges Geld, fallen die Kursgewinne nun förmlich in sich zusammen", kommentierte Marktexperte Timo Emden. Auch wenn aus fundamentaler Sicht die Beschäftigungsdaten aus den USA positiv zu werten seien, hätten es auch Anleger in Europa vorgezogen Kasse zu machen, nachdem die heiß gelaufenen US-Technologiebörsen ihre Talfahrt vom Donnerstag fortsetzten.

Der EuroStoxx 50 beendete den Handel letztlich mit einem Abschlag von 1,32 Prozent auf 3260,59 Punkte, nachdem der Leitindex der Eurozone bereits am Vortag schwach geschlossen hatte. Für die Gesamtwoche ergibt sich damit ein Minus von 1,3 Prozent.

Der französische Cac 40 büßte am Freitag 0,89 Prozent auf 4965,07 Punkte ein. Der britische FTSE 100 verlor 0,88 Prozent auf 5799,08 Zähler. Mit am besten hielt sich der spanische Ibex 35, der um 0,23 Prozent nachgab. Die Aussicht auf eine Bankenfusion in Spanien stützte.

Während die meisten Branchen in Europa nachgaben, legte die Bergbau- und auch die Bankenbranche um jeweils 1,6 Prozent zu. Auftrieb für die Finanzinstitute gaben Fusionsgespräche zwischen der nach der Finanzkrise vom Staat geretteten spanischen Bank Bankia und der CaixaBank. Die Wirtschaftszeitung "Cinco Días" berichtete, das entscheidende Treffen werde am 13. September stattfinden. Mit Blick auf den Heimatmarkt würde bei einer Einigung das größte spanische Kreditinstitut entstehen. Die Zeitung "El País" sprach von "einem Erdbeben" im Bankensektor. Die Bankia-Aktien sprangen in Madrid letztlich um knapp 33 Prozent hoch und die der CaixaBank um 12,4 Prozent. Banco de Sabadell profitierten im Schlepptau mit plus 13,8 Prozent.

Im EuroStoxx legten die Aktien der spanischen Banken Santander und BBVA um 3,4 Prozent und 5,2 Prozent zu. Die Index-Spitze nahm indes der Anteilsschein der französischen Bank Societe Generale ein mit plus 5,6 Prozent.

Im Plus hielt sich mit 0,8 Prozent auch die Autobranche. Die Aktien von PSA gewannen 4,3 Prozent, nachdem der Peugeot-Hersteller mitgeteilt hatte, zusammen mit einer Tochter des Ölkonzerns Total Milliarden in den Aufbau einer europäischen Batteriefertigung investieren zu wollen. Die Konzerne unterschrieben eine Vereinbarung für ihr schon länger geplantes Gemeinschaftsunternehmen. Die Total-Aktie konnte davon allerdings nicht profitieren: Sie gab um 0,7 Prozent nach.

Schlusslicht im Branchentableau war der Index der Immobilienunternehmen mit minus 3,5 Prozent. Ihn belastete vor allem der 6,4-prozentige Kursrutsch der zuletzt rekordhohen Vonovia-Aktie nach einer Kapitalerhöhung.

In London standen die Anteile der irischen Ryanair im Blick und stiegen um 3,7 Prozent. Europas größter Billigflieger besorgte sich nach monatelangem Geschäftsausfall durch die Corona-Krise frisches Geld von Anlegern. Mit der Ausgabe neuer Aktien wurden brutto rund 400 Millionen Euro eingesammelt. Mit dem Geld will die Gesellschaft ihre Liquiditätslage weiter verbessern und sich für einen möglichen Ausbau ihres Geschäfts rüsten./ck/jha/