PARIS/LONDON (dpa-AFX) - Der EuroStoxx 50 hat am Donnerstag nach der Sitzung der Europäischen Zentralbank (EZB) seine zuvor verbuchten Verluste aufgeholt. Prozentual unverändert mit 4177,11 Punkten ging der Eurozonen-Leitindex aus dem Handel, nachdem er an den beiden Tagen davor jeweils im Minus geschlossen und am Donnerstag noch vor der EZB-Sitzung um bis zu ein Prozent nachgegeben hatte.

Die europäischen Währungshüter sorgten auch beim französischen Cac 40 für Auftrieb. Der Pariser Leitindex schloss 0,24 Prozent höher auf 6684,72 Punkten. Der britische FTSE 100 hingegen verlor 1,01 Prozent. Mit 7024,21 Punkten nähert er sich allmählich der runden Marke von 7000 Zählern.

Die EZB geht angesichts der gut laufenden Konjunktur bei ihren milliardenschweren Anleihekäufen leicht vom Gas. Im vierten Quartal soll der Erwerb von Staats- und Unternehmenspapieren im Rahmen des Corona-Notkaufprogramms PEPP "moderat" geringer ausfallen als derzeit. Zugleich bestätigte die EZB die Laufzeit von PEPP mit einem Volumen von 1,85 Billionen Euro bis mindestens Ende März 2022. Ein Ende des Zinstiefs im Euroraum ist nicht in Sicht. Den Leitzins im Euroraum hält die EZB weiter auf dem Rekordtief von null Prozent.

"Da hat der EZB-Rat das Minimum des Möglichen beschlossen. Gar nichts zu ändern, wäre angesichts des Inflationsanstiegs zu wenig gewesen. Dafür bleibt die volle Flexibilität und der Rahmen des PEPP sowie der bisherige Zeitplan erhalten", kommentierte Jens-Oliver Niklasch, Analyst bei der Landesbank Baden Württemberg. Angesichts der weiter vorhandenen Abwärtsrisiken für die Konjunktur wegen der Delta-Variante, der Impfmüdigkeit und den Lieferengpässen sei dies eine nachvollziehbare Entscheidung.

"In dem Moment, wo die Dinge einmal ausgesprochen werden, enden auch die Spekulationen", sagte Jochen Stanzl vom Broker CMC Markets. Die Kraft des Faktischen habe heute wieder für Zuversicht bei Anlegern gesorgt, auch wenn es nicht allzu viele Alternativen zu dem gegeben habe, was die EZB verkündet habe. Die Börse nehme aber die Klarheit als Anlass, zu steigen.

Im europäischen Branchentableau Stoxx 600 war der Sektor der Immobilienunternehmen mit plus 0,97 Prozent vorne. Hinten war der Pharma- und Gesundheitssektor mit minus 0,9 Prozent.

Beim Pharmakonzern Roche fiel das Kursminus von fast drei Prozent besonders deutlich aus, damit waren sie in Zürich am Ende des Schweizer Auswahlindex SMI. Belastet wurde der Titel vor allem von Plänen der Biden-Regierung zur Senkung der Medikamentenpreise, meinte ein Händler. Es sei zudem wohl noch Gewinnmitnahmen gekommen, nachdem der Titel von Mitte Juli bis Mitte August fast 10 Prozent zugelegt hatte.

Der Schweizer Pharmahersteller übernimmt zudem seinen langjährigen deutschen Partner TIB Molbiol Group. Der Abschluss der Transaktion wird im vierten Quartal 2021 erwartet. Zum Kaufpreis wurden keine Angaben gemacht. TIB Molbiol, mit der Roche über mehr als 20 Jahren zusammenarbeitet, ist ein Biotech-Unternehmen, das seit über 30 Jahren den Weltmarkt mit Reagenzien für die Forschung und medizinische Diagnostik beliefert.

Im Sektor der Reise- und Freizeitunternehmen, der zunächst deutlich tiefer gestanden hatte und sich am Ende des Tages ins Plus von 0,1 Prozent vorarbeitete, stand der mehr als zehnprozentige Kurssturz von Easyjet im Fokus. Die Billigfluggesellschaft hatte eine Übernahmeofferte abgelehnt und eine milliardenschwere Kapitalerhöhung angekündigt. Insidern zufolge soll es sich bei dem Kaufinteressenten um den ungarischen Konkurrenten Wizz Air gehandelt haben. Die in London notierten Titel von Wizz Air verloren rund 1,3 Prozent./ajx/zb