PARIS/LONDON (dpa-AFX) - Die wichtigsten Börsen Europas haben am Donnerstag ihre Vortagesverluste weit mehr als wettgemacht. Der Leitindex der Eurozone, der EuroStoxx 50, legte um 2,14 Prozent auf 4098,34 Zähler zu und hat damit wieder sein Niveau von Ende September erreicht. Ausgelöst wurde der Spurt an den Aktienmärkten einerseits durch nachlassende Inflationssorgen. Andererseits haben Demokraten und Republikaner im Streit um die Schuldenobergrenze in den USA inzwischen eine vorübergehende Einigung erzielt, so dass der drohende Zahlungsausfall der US-Regierung mit potenziell katastrophalen wirtschaftlichen Folgen vorerst abgewendet sein dürfte.

An der Börse in Frankreich gewann der Cac 40 1,65 Prozent auf 6600,19 Zähler. In London schloss der Leitindex FTSE 100 um 1,17 Prozent höher auf 7078,04 Punkte.

Die Spannung begann bereits am Vortag aus den Märkten zu weichen, als die anfängliche Talfahrt abgebremst wurde. Die zunächst auf neue Mehrjahreshochs gestiegenen Öl- und Gaspreise begannen zu fallen, nachdem Russland sich zur Lage am Gasmarkt äußerte und eine Erhöhung des Gasangebots in Europa in Aussicht stellte.

Das wichtigste Ereignis in dieser Woche steht laut Jeffrey Halley vom Broker Oanda aber noch bevor, denn an diesem Freitag wird der US-Arbeitsmarktbericht für September veröffentlicht. Hier dürfte es entscheidende Hinweise auf die Frage nach der künftigen Geldpolitik der US-Notenbank (Fed) geben, erwartet der Marktexperte.

Branchenseitig gab es am Donnerstag in Europa nur Gewinner. Allen voran waren Rohstoff- und Autowerte gefragt mit plus 3,0 und plus 3,2 Prozent. Der Öl- und Gassektor wurde hingegen durch Russlands Ankündigung ausgebremst und legte mit plus 0,2 Prozent am geringsten zu. Er hatte allerdings erst am Dienstag ein Hoch seit rund eineinhalb Jahren erreicht hatte. Im EuroStoxx 50 waren die einzigen Verlierer die Aktien des Ölgiganten Totalenergies mit minus 0,1 Prozent und standen des Energiemultis Eni mit minus 0,7 Prozent. Die Italiener wollen die vor kurzem zusammengelegte Sparte Gas & Power Retail and Renewables an die Börse bringen. Eni will zugleich aber Mehrheitseigner bleiben.

Das Papier des spanischen Versorgers Iberdrola zählte mit plus 7,0 Prozent zu den Spitzenwerten im EuroStoxx. Eine Kaufempfehlung der Bank of Amerika (Bofa) gab Rückenwind sowie ein Pressebericht über ein womöglich in Zukunft günstigeres regulatorisches Umfeld auf dem Heimatmarkt. Die Anteile von Konkurrent Endesa gewannen an der Börse in Madrid 4,3 Prozent. Die Aktien des Technologieinvestors Prosus, die im EuroStoxx gleichauf mit Iberdrola zulegten, profitierten von der Kursrally ihrer Tencent-Beteiligung an der Hongkonger Börse.

Eine gestrichene Verkaufsempfehlung durch die Citigroup half derweil den Papieren des Autozulieferers Valeo auf die Sprünge. Sie schlossen in Paris mit plus 5,9 Prozent. Mitte September waren die Papiere auf den tiefsten Stand seit mehr als einem Jahr gefallen, sind seitdem aber wieder etwas im Aufwind.

In der Schweiz gehörten Sika mit 3,0 Prozent zu den Favoriten im Leitindex SMI. Der Bauchemie-Konzern, der wie viele andere Unternehmen auch unter Lieferkettenproblemen leidet, erfreute die Anleger zum Kapitalmarkttag mit bestätigten Jahreszielen./ck/ngu