PARIS/LONDON (dpa-AFX) - Europas Aktienmärkte haben am Mittwoch den jüngsten Kursknick direkt wieder ausgebügelt. Ihnen half, dass die ehemalige US-Notenbank-Präsidentin und aktuelle Finanzministerin, Janet Yellen, ihre vortags belastenden Aussagen über mögliche Zinserhöhungen in der weltgrößten Volkswirtschaft relativierte.

Der Eurozonen-Leitindex EuroStoxx 50 schloss 1,99 Prozent fester bei 4002,79 Punkten. Der französische Cac 40 erholte sich um 1,40 Prozent auf 6339,47 Zähler. Für den Londoner FTSE 100 ging es auch stark steigender Bergbautitel um 1,68 Prozent auf 7039,36 Punkte nach oben.

In einem am Dienstag veröffentlichten Interview mit dem US-Magazin "Atlantic" hatte Yellen gesagt, dass höhere Zinsen zur Vermeidung einer Überhitzung der amerikanischen Wirtschaft nötig werden könnten. Wenig später relativierte sie ihre Äußerungen. Auf einer Online-Veranstaltung des "Wall Street Journal" sagte Yellen am späten Dienstagabend, sie habe keine Zinsprognose oder -empfehlung abgeben wollen.

In der europäischen Branchenübersicht dominierten die Gewinne. Am besten schlug sich im marktbreiten Stoxx Europe 600 der Subindex der konjunktursensiblen Rohstoffkonzerne, der um 4,7 Prozent anzog, gefolgt vom 3,2 Prozent festeren Index der Öl- und Gasunternehmen.. Einziger Verlierer im Sektorentableau war der Immobilienwerte-Index - höhere Zinsen sind Gift für Baufinanzierungen.

Eine ganze Reihe Unternehmenszahlen wurde am Markt positiv aufgenommen. In Mailand freuten sich die Aktionäre von Stellantis über ein Plus von sieben Prozent. Der weltweite Mangel an Elektronikbauteilen macht dem neu fusionierten Autoriesen zwar schwer zu schaffen. Allerdings übertraf der Umsatz im ersten Quartal die Markterwartung.

An der Börse in Kopenhagen schnellten Vestas-Titel um knapp acht Prozent in die Höhe und machten damit ihren Kursrutsch vom Vortag wieder wett. Coronabedingte Lieferengpässe und Verzögerungen bei der Installation von Windrädern infolge von Pandemieauflagen belasteten den dänischen Windkraftanlagenbauer zwar zum Jahresstart. Angesichts eines Rekordauftragsbestand aber sieht sich Konzernchef Henrik Anders gut gerüstet, um die Jahresziele zu erreichen.

Die dänische Reederei A.P. Moller-Maersk erzielte zum Jahresauftakt einen satten Gewinn, was die A-Aktien um gut sechs Prozent steigen ließ. Beim Chemiekonzern Solvay sorgten starke Quartalsresultate für ein Kursplus von viereinhalb Prozent.

Bei Novo Nordisk reichte es nach einem zwischenzeitlichen Rekordhoch letztlich nur für einen Kursgewinn von 0,4 Prozent. Der Insulinhersteller traut sich nach einem überraschend starken Jahresstart noch etwas mehr zu für 2021. Konzernchef Lars Fruergaard Jorgensen sprach zur Quartalsbilanz von einem soliden ersten Quartal und hob die Jahresziele leicht an./gl/he