PARIS/LONDON (dpa-AFX) - Der etwas nachlassende Inflationsdruck in den USA hat auch den europäischen Börsen am Mittwoch neuen Schwung verliehen. Nach einem weitgehend verhaltenen Handelsverlauf zog der Leitindex der Eurozone, der EuroStoxx 50, am Nachmittag nach der Veröffentlichung der Preisdaten deutlich an. Er schloss 0,91 Prozent höher auf 3749,35 Punkten.

Für den französischen Cac 40 ging es um 0,52 Prozent auf 6523,44 Punkte nach oben. Der britische FTSE 100 rückte um 0,25 Prozent auf 7507,11 Punkte vor.

In den Vereinigten Staaten ließ die Dynamik des Preisanstiegs im Juli stärker als erwartet nach. Die Inflation schwächte sich auf 8,5 Prozent ab. Im Juni hatte die Teuerung in der größten Volkswirtschaft der Welt noch bei 9,1 Prozent gelegen und damit auf dem höchsten Stand seit über 40 Jahren.

Die Spekulationen über einen erneuten großen Zinsschritt von 0,75 Prozentpunkten durch die US-Notenbank auf der kommenden September-Sitzung dürften nun im Keim erstickt worden sein, schrieb Timo Emden, Marktanalyst vom Analysehaus Emden Research. Jochen Stanzl, Analyst beim Broker CMC Markets, sprach von einem "Kollaps der Zinsangst unter den Investoren" angesichts einer Inflation, die ihren vorläufigen Hochpunkt vor einem Monat erreicht haben könnte. Die Attraktivität von Aktien steigt bei nachlassendem Zinsdruck im Vergleich mit anderen Anlageklassen wie etwa festverzinsliche Papiere.

Unter den Einzelwerten in Europa sorgte die laufende Berichtssaison der Unternehmen für teils deutliche Kursausschläge. So setzten sich die Aktien von Ahold Delhaize mit einem Plus von gut siebeneinhalb Prozent an die EuroStoxx-Spitze. Der niederländische Handelskonzern erhöhte nach guten Geschäften im zweiten Quartal seine Prognose für das Jahr. Wegen der schwierigen Marktbedingungen legte Ahold Delhaize unterdessen wie zuvor bereits am Markt spekuliert die Pläne für einen Börsengang seines Onlinehändlers Bol.com auf Eis.

In Kopenhagen schnellten die Anteile von Vestas um fast neun Prozent in die Höhe. Hohe Kosten belasteten den dänischen Windkraftanlagen-Hersteller zwar im zweiten Quartal weiter stark, allerdings bestätigte das Management die Anfang Mai gesenkte Jahresprognose. Zudem lobten Analysten die Preisentwicklung.

Aus Branchensicht waren europaweit die Aktien von Versicherern gut unterwegs. Für gute Laune sorgten positiv aufgenommene Geschäftszahlen britischer Konzerne. Bei Aviva überraschte die Eigenkapitalausstattung positiv, die Papiere zogen in London um mehr als zwölf Prozent an. Bei Admiral Group übertraf der Vorsteuergewinn die Erwartungen. Die Aktien legten um mehr als zwölfeinhalb Prozent zu.

Die Papiere von Prudential hingegen legten mit 0,5 Prozent nur moderat zu. Die strikten Corona-Auflagen in vielen asiatischen Staaten belasteten den Lebensversicherer im ersten Halbjahr. Das Neugeschäft aber überraschte positiv./ajx/he