PARIS/LONDON (dpa-AFX) - Europas wichtigste Aktienmärkte haben am US-Präsidentschaftswahltag an ihre deutlichen Vortagesgewinne nahtlos angeknüpft. Der EuroStoxx 50 schloss am Dienstag mit einem Plus von 2,62 Prozent bei 3098,72 Punkten. Bereits am Montag hatte der Leitindex der Eurozone um mehr als 2 Prozent zugelegt und sich von den herben Verlusten der Vorwoche erholt.

Auch die anderen Indizes konnten weiter Boden gutmachen: Für den französischen Cac 40 ging es um 2,44 Prozent auf 4805,61 Punkte hoch. Der britische FTSE 100 gewann 2,33 Prozent auf 5786,77 Zähler.

Laut Analyst Michael Hewson von CMC Markets UK wäre ein klares Wahlergebnis in den USA das ideale Szenario für die Märkte. Angesichts der Umfragen wäre das eine sogenannte "blaue Welle" - also die Eroberung sowohl des Präsidentenamtes als auch des Senats durch die Demokraten. Denn dann könnten die Anleger in der ersten Jahreshälfte 2021 auf Maßnahmen zur Belebung der Wirtschaft und Investitionen hoffen. Technologiefirmen müssten sich in diesem Fall allerdings auf eine stärkere Regulierung ihrer Geschäfte sowie höhere Unternehmenssteuern einstellen.

Der demokratische Präsidentschaftskandidat Joe Biden führe in den landesweiten Umfragen klar vor dem republikanischen Amtsinhaber Donald Trump, betonte Hewson. Doch der Vorsprung in wichtigen, umkämpften Bundesstaaten falle deutlich geringer aus. Die größte Sorge für den Markt sei ein unklares oder umstrittenes Wahlergebnis. Auch eine erneute republikanische Senatsmehrheit, welche politische Initiativen der Demokraten blockieren könnte, würden die Anleger wohl nicht goutieren. Am überraschendsten wäre aber ein Sieg Trumps gegen seinen Herausforderer.

Aus Branchensicht gab es in Europa am Dienstag nur Gewinner. Am besten schlugen sich im marktbreiten Stoxx Europe 600 die Aktien der Banken: Ihr Subindex legte um 4,4 Prozent zu. Er profitierte vor allem von einem gut sechsprozentigen Kurssprung von BNP Paribas, nachdem die Franzosen trotz der Corona-Pandemie im Sommerquartal überraschend gut abgeschnitten hatten.

Auch einige andere Unternehmen warteten mit positiven Zahlen auf. In Zürich gewannen die Titel des Personalvermittlers Adecco 5,6 Prozent. Die Schweizer bekamen zwar auch im dritten Quartal die Corona-Folgen zu spüren, allerdings fiel der Rückgang weniger stark aus, als es Experten befürchtet hatten.

Beim Chemiekonzern DSM honorierten die Anleger die Zahlenvorlage mit einem Kursplus von gut zwei Prozent. Der Brillenkonzern EssilorLuxottica hatte eine Umsatzerholung verzeichnet, dennoch endeten die Titel nahezu unverändert.

Der Index der Telekommunikationsunternehmen lag mit einem Plus von 0,4 Prozent am Ende des europäischen Branchentableaus. Die Branche gilt als eher defensiv, spielt ihre Stärken also in einem negativen Marktumfeld aus./edh/he