PARIS/LONDON (awp international) - Der am Dienstagnachmittag begonnene Kursrutsch wegen Konjunktursorgen ist zur Wochenmitte an den europäischen Börsen weiter gegangen. Der EuroStoxx 50 fiel am Mittwoch gegen Mittag um 1,13 Prozent auf 3478,46 Punkte. Freud und Leid liegen damit recht eng beieinander: Erst am Vortag war er in der Spitze auf einem Hoch seit Mai 2018 angekommen, nun fiel er unter 3480 Punkten auf ein Tief seit Anfang September.

Trübsal blasen die Anleger neuerdings wegen wiederholt schwacher Wirtschaftssignale aus Europa und den USA. Dort lässt der Handelsstreit mit China immer stärker seine Spuren: Der ISM-Einkaufsmanagerindex für das verarbeitende Gewerbe befindet sich Experten zufolge "im freien Fall". Mit 47,8 Punkten war dieser auf den niedrigsten Stand seit der Finanzkrise gefallen. Als nächste Belastungsprobe sehen die Experten der britischen Bank HSBC nun den ISM-Index für den Dienstleistungssektor, der am Donnerstag erwartet wird.

Bei den wichtigsten Länderbörsen war der Abwärtsdruck meist sogar noch grösser. Der Cac 40 fiel in Paris um 1,42 Prozent auf 5517,95 Punkte, während der Londoner FTSE 100 in ähnlichem Masse auf 7254,31 Zähler abrutschte.

In der Sektorwertung war erneut eine Flucht der Anleger aus zyklischen Aktien zu beobachten. Allen voran ging es deshalb für Papiere aus dem Rohstoffsektor bei deren Teilindex um 2,4 Prozent bergab. Auch in den Branchen Technologie, Bau, Chemie, Autos und Industriegüter mussten Anleger herbe Kursverluste zwischen 1,1 und 1,7 Prozent bei den Sektorindizes einstecken.

Die vergleichsweise kleinsten Verluste gab es hingegen in den defensiv eingeschätzten Sektoren Einzelhandel, Lebensmittel, Immobilien und Telekommunikation. Mit der Reise- und Freizeitbranche ragte ein Fachindex jedoch mit einem kleinen Plus von 0,1 Prozent positiv heraus: Hier half ein 19-prozentiger Kurssprung bei dem britischen Buchmacher Flutter Entertainment, der vor einer Verschmelzung mit der für Pokerangebote bekannten Stars Group steht.

In Frankreich fielen die Aktien von Saint Gobain und Suez mit Abgaben von 1,9 und 4,1 Prozent negativ auf. Bei dem Baustoffkonzern sorgte der Verkauf von "K Par K" für Gesprächsstoff, bei dem Umweltkonzern ein vorgelegtes Strategiepaket. Die Details bei Suez sorgte bei den Experten von Oddo BHF für Enttäuschung, sie gaben am Mittwoch ihre bisherige Kaufempfehlung auf.

Einer von lediglich zwei EuroStoxx-Gewinnern waren die knapp im Plus liegenden Aktien der Deutschen Börse nach einer positiven Studie der UBS. Im Pariser Cac waren Pernod Ricard zuletzt mit 0,3 Prozent der einzige freundliche Indexwert. Das Analysehaus Jefferies hatte die Papiere des Spirituosenherstellers am Mittwoch zum Kauf empfohlen.

In London erhitzte der angekündigte Abschied des Tesco-Chefs Dave Lewis die Gemüter. Nach schwachem Start drehten die Aktien des Handelskonzerns aber mit 1,6 Prozent ins Plus. Dabei kamen die zugleich vorgelegten Halbjahreszahlen bei Anlegern gut an. Beim operativen Ergebnis übertraf Tesco die Analystenerwartungen./tih/nas