PARIS/LONDON (awp international) - Nach dem verhaltenen Start in die Woche ist es am Dienstag an Europas Börsen kräftig aufwärts gegangen. In Erwartung einer fortgesetzten konjunkturellen Belebung griffen Anleger bei Aktien zu. Der EuroStoxx 50 als Leitindex für die Eurozone stieg um 2,6 Prozent auf 3346 Punkte. Es passte ins Bild, dass die stark konjunkturabhängigen Preise für Rohöl ebenfalls zulegten.

Gespeist wurden die Wachstumshoffnungen vom deutschen ZEW-Index. Vor allem die nach vorn gerichtete Komponente der Konjunkturerwartungen übertraf im August die Schätzungen deutlich. Die gegenwärtige Lage beurteilten die Befragten dagegen erheblich pessimistischer. Rückenwind gab es zudem aus China, wo sich der Automarkt im Juli spürbar belebt hat.

In der Corona-Krise habe Europa das Virus bislang effektiver bekämpft als die USA und verfüge über eine bessere medizinische Infrastruktur, merkte Chefstratege Mike Pyle vom Vermögensverwalter Blackrock an. Gleichzeitig habe auch die europäische Politik in der Krise entschiedener gehandelt als in den Vereinigten Staaten. Der Experte riet daher zum Kauf europäischer Aktien.

In Paris rückte der Leitindex Cac 40 um 2,6 Prozent auf 5038 Zähler vor. In London verbuchte der FTSE 100 ein Plus von 2,2 Prozent auf 6184 Punkte.

Gesucht waren Airline-Aktien und auch Airbus und die Papiere grosser Zulieferer. Papiere von Air France-KLM gewannen in Paris 2,8 Prozent und die der britisch-spanischen Holding IAG sogar um 7,6 Prozent. Auch Ryanair und Easyjet legten in London kräftig zu. Der Sektor Reise & Freizeit war mit plus 4,7 Prozent grösster Gewinner unter den Sektoren.

Analyst Jarrod Castle von der Investmentbank UBS sieht mittlerweile etwas mehr Licht am Ende des Tunnels für den Flugverkehr. So planten europaweit wieder mehr befragte Verbraucher auf Sicht von sechs bis zwölf Monaten Flüge, sollte sich die Situation rund um Covid-19 verbessern. Der Experte sprach von einer "verhaltenen Erholung" der monatlichen Umfragewerte im Juli.

Auch die Aktien des Flugzeugbauers Airbus und des Zulieferers Safran verteuerten sich jeweils um fast 5 Prozent. Im Unterschied zu den Papieren der Fluggesellschaften hatten sie sich von den Tiefständen aus der Phase des Corona-Crash bereits stärker erholt. In London stiegen die Papiere des Triebwerkherstellers Rolls Royce um 3,2 Prozent.

Aktien von Vestas stiegen in Kopenhagen um 6,5 Prozent und erreichten ein Rekordhoch. Der Hersteller von Windkraftanlagen rechnet in diesem Jahr mehr Umsatz als bislang am Markt erwartet.

In London verteuerten sich Aktien von Prudential um 2,8 Prozent. Der britische Lebensversicherer will seine US-Tochter Jackson National Life im kommenden Jahr an die Börse bringen./bek/mis