PARIS/LONDON (awp international) - Die Aussicht auf einen möglicherweise in Kürze schon einsatzfähigen Impfstoff gegen die Lungenkrankheit Covid-19 hat zum Wochenbeginn für Zuversicht an Europas Börsen gesorgt. Der Eurozone-Leitindex EuroStoxx 50 überwand erstmals seit Ende Februar wieder die Marke von 3500 Punkten. Zuletzt stieg er um 0,66 Prozent auf 3490 Zähler.

Der von Biontech und Pfizer entwickelte Corona-Impfstoff könnte in den USA im Fall einer Notfallzulassung einem Regierungsvertreter zufolge bereits ab dem 11. Dezember verfügbar sein. Der Impfstoff könne nach einer Genehmigung der US-Arzneimittelbehörde FDA innerhalb von 24 Stunden an die Bundesstaaten geliefert werden, sagte ein für das Impfprogramm der US-Regierung zuständiger Vertreter im Gespräch mit CNN.

In Paris ging es daraufhin mit dem Leitindex Cac 40 um 0,62 Prozent auf 5530 Punkte nach oben auf den höchsten Stand seit neun Monaten. Der britische FTSE 100 rückte mit plus 0,36 Prozent auf 6374 Zähler weniger stark vor.

"Die Märkte setzen wieder auf das Thema 'Zurück zur Normalität'", sagte Analyst Neil Wilson vom Handelshaus Markets.com. Mit den jüngst guten Studiendaten zu Impfstoffkandidaten von Biontech und Pfizer sowie von Moderna und zuletzt auch von Astrazeneca häuften sich die guten Nachrichten in puncto Impfungen gegen die Krankheit.

Der britisch-schwedische Pharmakonzern Astrazeneca legte Daten zu einem Corona-Impfstoff vor. Der Aktienkurs verlor 1,5 Prozent. Das Vakzin hat den Angaben zufolge eine Wirksamkeit von im Mittel 70 Prozent gegen Covid-19. Es bleibe somit zwar etwas hinter der Effizienz anderer Impfstoffkandidaten zurück, merkte Analyst Keyur Parekh von Goldman Sachs an. Parekh wertete die Nachricht gleichwohl positiv, denn man werde am Ende sicher mehrere Impfstoffe gegen die Lungenkrankheit benötigen.

Auf dem Sektortableau lagen die Öl- und Gasproduzenten vorn mit einem Anstieg um 2,5 Prozent. Sie profitierten von kräftig steigenden Ölpreisen. Sollte sich die Konjunktur dank eines Impfstoffs gegen Covid-19 durchgreifend erholen, dürfte auch die Nachfrage nach Energieträgern wieder zunehmen. Die Aktien der Ölkonzerne Total und Eni zählten zu den grössten Gewinnern im EuroStoxx 50. Auch die Kurse der Rohstoffproduzenten legten europaweit um durchschnittlich 2 Prozent zu.

Weniger gefragt waren dagegen die Papiere aus dem Gesundheitssektor , der um 0,5 Prozent nachgab. In Zeiten zunehmenden Konjunkturoptimismus gelten die defensiven Papiere als vergleichsweise unattraktiv, weil weniger wachstumsstark.

In Paris kletterten die Anteile der Credit Agricole um 2,7 Prozent. Die Bank will das italienische Geldhaus Credito Valtellinese für 737 Millionen Euro übernehmen. Damit würde die Credit Agricole die Stellung auf dem italienischen Markt verbessern, schrieb Analystin Flora Bocahut von der Investmentbank Jefferies. Zudem dürften sich Synergien erzielen lassen.

In London schnellten Aktien der Cineworld Group um fast 20 Prozent nach oben. Die von der Coronakrise schwer gebeutelte Kinogruppe sicherte sich einen Rettungskredit und andere finanzielle Zusagen von insgesamt 750 Millionen US-Dollar, mit denen die Liquidität bis in das nächste Jahr gesichert sein soll./bek/stk