PARIS/LONDON (awp international) - Hoffnungen auf ein umfangreiches Infrastruktur-Programm der US-Regierung sowie weitere Notenbank-Unterstützungen in der Corona-Krise haben am Dienstag die Börsen in Europa befeuert. Neuerliche Spannungen zwischen Nord- und Südkorea wurden indes von Anlegern weitgehend ausgeblendet. Auch die Sorgen vor einer zweiten Corona-Infektionswelle rückten wieder in den Hintergrund.

Zunächst hatten die Aktienmärkte in Asien an diesem Morgen mit einer Rally auf frisch erwartete Geldfluten reagiert, nun zogen die europäischen Börsen nach: Der EuroStoxx 50 sprang am späteren Vormittag um 2,54 Prozent auf 3216,21 Punkte hoch. In Paris rückte der Cac 40 um 2,24 Prozent auf 4923,83 Punkte vor. Der britische Leitindex FTSE 100 gewann 2,34 Prozent auf 6206,46 Zähler. Dass die Corona-Krise im April stärker als bislang bekannt auf den britischen Arbeitsmarkt durchschlug, hatte damit kaum Auswirkungen auf die Anlegerstimmung in London.

Zur Bekämpfung der Corona-Krise will die US-Regierung unter Donald Trump angeblich eine weitere Billion US-Dollar über Infrastruktur-Ausgaben in die heimische Wirtschaft pumpen. Dies hatte am Morgen die Nachrichtenagentur Bloomberg unter Berufung auf mit der Sache vertraute Personen berichtet. Zudem beginnt die US-Notenbank (Fed) mit dem direkten Kauf von Unternehmensanleihen, um die Wirtschaftsfolgen der Krise abzufedern. Zudem wurde auch die japanische Notenbank wieder aktiv und stockte ihre direkten Hilfen für von der Corona-Krise betroffene Unternehmen kräftig auf.

Mit dem frischen Geld der Fed könne das Motto nun also wieder "Back to Business" und somit pro Aktienkäufe lauten, sagte etwa Analyst Jeffrey Halley vom Broker Oanda. Marktanalyst Milan Cutkovic von AxiCorp. schränkte indes ein: "Ob die Aktienmarktrally weiter laufen wird, hängt davon ab, ob die Pandemie einigermassen unter Kontrolle bleibt, bis ein wirksamer Impfstoff gefunden ist." Aktuell jedenfalls scheinen sich die Sorgen vor einer zweiten Infektionswelle wieder gelegt zu haben. Zwar meldete Chinas Hauptstadt Peking auch an diesem Dienstag weitere Infektionen, zugleich ging die Zahl jedoch zurück.

Branchenverlierer gab es an diesem Tag keine. Favorit aber war der Sektor der europäischen Baustoffwerte mit plus 4,0 Prozent. Damit reagierten sie bereits auf die Medienspekulationen über das US-Infrastrukturpaket.

Im Eurostoxx 50 zogen die Papiere des irischen Baustoffherstellers CRH um fast 8 Prozent an. Für die Anteile des schweizerischen LafargeHolcim -Konzerns sowie für die der französischen Saint-Gobain ging es um jeweils etwas mehr als 4 Prozent hoch.

In London machten die Anteilsscheine der Asthead Group , einem Vermieter von Hebebühnen und Baugeräten, einen Sprung um zeitweise über 10 Prozent nach oben und stiegen zuletzt um 8,8 Prozent. Das Unternehmen hatte auch seinen Geschäftsjahresbericht für 2019/20 vorgelegt und will eine höhere Jahresdividende als 2018/19 ausschütten.

Renault profitierten im Cac 40 von einer positiven Analystenstudie und stiegen um 6,3 Prozent. Die Bank of America/ Merrill Lynch nahm die Papiere des Autoherstellers mit "Buy" und einem Kursziel von 27 Euro wieder in ihre Bewertung auf. Damit hätte die Aktie auch nach dem aktuellen Kurssprung immer noch ein Aufwärtspotenzial von 16 Prozent.

Im SMI zogen die AMS -Aktien kräftig um 6,1 Prozent an. Hier machten Gerüchte die Runde, dass der österreichische Chip- und Sensorenhersteller nach der Übernahme von Osram dessen Automotive-Bereich verkaufen könnte. Bereits im Februar hatte AMS angekündigt, sich nach der Osram-Übernahme auf dessen Kerngeschäft konzentrieren zu wollen, ohne dies genauer zu spezifizieren./ck/mis