PARIS/LONDON (awp international) - Europas wichtigste Aktienmärkte sind nach dem Wahlsieg des demokratischen US-Präsidentschaftskandidaten Joe Biden mit deutlichen Kursaufschlägen in die neue Woche gestartet. Möglichen rechtlichen Schritten der Trump-Regierung gegen das Wahlergebnis räumen Experten bislang keine Chancen ein. Gegen Mittag notierte der EuroStoxx 50 1,75 Prozent höher bei 3260,17 Punkten, nachdem er in der Vorwoche ein sattes Plus von mehr als acht Prozent verbucht hatte. Der französische Cac 40 stieg am Montag zuletzt um 1,61 Prozent auf 5040,92 Punkte. Der britische FTSE 100 gewann 1,34 Prozent auf 5989,15 Zähler.

Mit Bidens Wahlsieg seien die Börsen endlich von einem grossen Unsicherheitsfaktor befreit worden, sagte Marktanalyst Milan Cutkovic vom Broker Axi. Zwar dürfte US-Präsident Donald Trump seine Niederlage noch länger nicht einräumen und das Ergebnis weiterhin anfechten, seine seine Chancen seien aber sehr gering, den Wahlausgang noch zu ändern.

"Sollten die Republikaner zudem noch die Mehrheit im Senat behalten, könnte die Erholungsrally nochmals kräftig an Schwung gewinnen. Biden dürfte dann Schwierigkeiten haben, seine geplante Steuerreform umzusetzen", erklärte der Experte. Zudem dürften sich Demokraten und Republikaner nun auch bald auf ein neues Konjunkturpaket einigen. Kurzfristige Kursschwankungen sollten trotzdem nicht ausgeschlossen werden, warnte Cutkovic. Er geht davon aus, dass nun bis zum Jahresende wieder verstärkt die Corona-Pandemie in den Anlegerfokus rückt.

In der Branchenübersicht waren europaweit Auto- und Technologiewerte sowie Aktien aus dem Reise- und Freizeitsektor am stärksten gefragt. Die entsprechenden Branchenindizes verzeichneten Gewinne zwischen 2,1 und 2,3 Prozent. Am unteren Ende des Sektortableaus waren Papiere aus dem Gesundheitsbereich zu finden. Deren Index stieg um 0,4 Prozent.

Aus Unternehmenssicht waren am Montag fundamentale Nachrichten Mangelware. Zu den wenigen Ausnahmen gehörte die Meldung, dass der Flugzeugbauer Airbus im Oktober wieder mehr Maschinen ausgeliefert hat. Nach 39 Jets im August und 57 im September wurden im Oktober 72 Exemplare an die Kunden übergeben. Mit einem Kursanstieg von 4,0 Prozent standen die Airbus-Titel an der Spitze des EuroStoxx-50-Index.

Ansonsten dominierten neue Analystenstudien. So stufte die US-Investmentbank Morgan Stanley die Papiere des Insulinherstellers Novo Nordisk von "Equal-weight" auf "Underweight" herab. Die Aktien verloren als Schlusslicht im Stoxx-50-Index 2,3 Prozent an Wert.

Dagegen tangierte die Abstufung der Michelin-Anteilsscheine durch Goldman Sachs von "Buy" auf "Neutral" die Aktien des Reifenherstellers nur bedingt. Sie legten um 1,1 Prozent zu. Goldman-Analystin Gungun Verma begründete ihr neues Anlagevotum mit relativ geringen Chancen auf steigende Marktprognosen für die Geschäftsentwicklung der Franzosen./edh/mis