PARIS/LONDON (awp international) - Konjunktursorgen haben Europas Börsen am Donnerstag sichtbar zugesetzt. Der EuroStoxx weitete nach einem schwachen Auftakt seine Verluste aus und büsste gegen Mittag 1,32 Prozent auf 3273,71 Punkte ein. Beim französischen Cac 40 stand ein Kursrückgang um 1,39 Prozent auf 4907,87 Punkte zu Buche und der britische FTSE 100 verlor 1,17 Prozent auf 6040,45 Zähler.

Das am Mittwochabend veröffentlichte Protokoll von der letzten US-Notenbanksitzung habe den Ausverkauf ausgelöst, schrieb Analyst Michael Hewson von CMC Markets UK. Die wirtschaftliche Erholung in den USA hängt nach Einschätzung der amerikanischen Währungshüter vom weiteren Verlauf der Corona-Krise ab. "Die Mitglieder waren sich einig, dass die anhaltende Krise der öffentlichen Gesundheit kurzfristig die wirtschaftliche Aktivität, die Beschäftigung und die Inflation schwer belastet", heisst es.

Dennoch sprach sich eine Reihe von Mitgliedern des Offenmarktausschusses dafür aus, erst "irgendwann" für mehr Klarheit beim künftigen Zinspfad, der sogenannten Forward Guidance, zu sorgen. Im vorherigen Protokoll hatte es noch geheissen, dass man dies auf einem der nächsten Treffen machen wolle.

Auch im Branchentableau des marktbreiten Stoxx Europe 600 sah es am Donnerstag düster aus. Als einziger Gewinner legte der Index der Immobilienwerte um 1,3 Prozent zu. Hier führte der deutsche Vertreter TAG Immobilien mit plus 3,7 Prozent die Gewinnerliste an, nachdem er eine Anhebung seiner Jahresziele in Aussicht gestellt hatte.

Zu den grössten Verlierern zählten dagegen die Kursbarometer der besonders konjunkturabhängigen Rohstoffunternehmen sowie Autobauer und -zulieferer: Sie büssten knapp zweieinhalb beziehungsweise über anderthalb Prozent ein.

Der niederländische Zahlungsabwickler Adyen konnte mit seinen Halbjahreszahlen nicht überzeugen: Trotz deutlicher Zuwächse bei Umsatz und operativem Gewinn sackte die Aktie um fünf Prozent ab. Goldman-Analyst Mohammed Moawalla monierte eine enttäuschende Profitabilität und sieht den Umsatz im Rahmen der Erwartungen. Da die strukturelle Wachstumsdynamik aber intakt sei, sollten Anleger Kursschwächen Kaufgelegenheit nutzen - obwohl seit Jahresbeginn bereits ein satter Wertzuwachs von rund 90 Prozent zu Buche steht, während Konkurrent Wirecard nach einem milliardenschweren Bilanzskandal Ende Juni in die Pleite stürzte./gl/fba