PARIS/LONDON (awp international) - Europas Börsen haben am Montag erneut Anlauf für eine Erholung genommen. Ob dieser letztlich von Erfolg gekrönt sein wird, bleibt aber abzuwarten - in der vergangenen Woche waren entsprechende Versuche verpufft. Im Kielwasser der Kursgewinne an der Wall Street zog der EuroStoxx 50 gegen Mittag um 2,03 Prozent auf 3200,66 Punkte an. Für den französischen Cac 40 ging es um 1,86 Prozent auf 4817,43 Punkte hoch und der britische FTSE 100 gewann 1,37 Prozent auf 5922,95 Zähler.

Im Branchentableau des marktbreiten Stoxx Europe 600 gab es zu Wochenbeginn nur Gewinner. Ganz vorne lag der Bankenindex mit einem Plus von über viereinhalb Prozent - er hatte in der vergangenen Woche eine wichtige Unterstützung nur mit Mühe verteidigt, nachdem er zwischenzeitlich unter das Corona-Tief vom März gerutscht war. Ihm gab nun vor allem ein fast zweistelliger Kurssprung der HSBC Auftrieb. Die zuletzt gebeutelten Aktien profitierten von der Nachricht, dass der chinesische Versicherer und Finanzdienstleister Ping An seine Beteiligung ausgebaut hat.

Für den Index der konjunktursensiblen Autoindustrie ging es um mehr als drei Prozent hoch. Ihn stützten sowohl erfreuliche Nachrichten aus China, wo die Nachfrage anzieht, als auch der Kursgewinn von fünfeinhalb Prozent beim französischen Branchenvertreter Renault . Dessen japanischer Partner Nissan hatte für 2021 die Rückkehr zur Profitabilität in Aussicht gestellt, falls die derzeitige positive Dynamik anhalte.

Die Aktien des Stahlkonzerns ArcelorMittal gewannen nach der Ankündigung, sein Geschäft in den Vereinigten Staaten an den US-Konkurrenten Cleveland-Cliffs verkaufen zu wollen, mehr als neun Prozent. Dieser will dafür rund 1,4 Milliarden US-Dollar auf den Tisch legen. Der Kaufpreis werde in eigenen Aktien und Bargeld bezahlt, teilte Cleveland-Cliffs mit. Inklusive der Übernahme von Pensionsverpflichtungen und anderen Posten liege der Wert des übernommenen Unternehmens bei rund 3,3 Milliarden Dollar.

Dagegen notierten die Indizes der Telekomkonzerne, der Medizinunternehmen und der Konsumgüterhersteller mit Gewinnen von 0,8 bis 1,2 Prozent ganz unten im Stoxx-Tableau. Diese als defensiv geltenden Branchen spielen ihre relative Stärke eher in einem negativen Marktumfeld aus.

Bei Diageo konnten sich die Aktionäre über einen Kursanstieg von sechseinhalb Prozent freuen. Der Schnaps- und Bierkonzern startete dank einer Erholung des US-Geschäfts gut in das laufende Geschäftsjahr. Die Aussichten auf das bis Ende Dezember laufende erste Halbjahr hätten sich verbessert, erklärte Diageo. Im Vergleich zum zweiten Geschäftshalbjahr 2019/2020 (Ende Juni) dürften sich der Umsatz und der operative Gewinn verbessert haben.

Dagegen sackten Papiere von William Hill um gut zehneinhalb Prozent auf 279 Pence ab. Am Freitag hatte ein Bericht, wonach der Finanzinvestor Apollo am britischen Wettenanbieter interessiert ist, den Aktienkurs bis auf 313 Pence nach oben katapultiert. Doch nun sorgte der US-Konkurrent und Joint-Venture-Partner Caesars Entertainment mit einer Offerte von 2,9 Milliarden Pfund beziehungsweise 272 Pence je Aktie für eine kalte Dusche.

Wegen des Einflusses von Caesars über das Gemeinschaftsunternehmen seien konkurrierende Angebote unwahrscheinlich, sagte ein Analyst. Das Caesars-Gebot liegt aber immer noch 25 Prozent über dem Bewertungsniveau von William Hill, bevor die Übernahmeinteressenten auf den Plan getreten waren. Caesars hatte gewarnt, die Koperation mit William Hill im Falle einer Bieter-Niederlage auf den Prüfstand zu stellen - damit würden die Briten den Zugang zum wichtigen US-Markt verlieren./gl/zb