Berlin (Reuters) - Der Hauptstadtairport BER ist wegen des eingebrochenen Flugverkehrs in den nächsten Jahren wohl auf weitere Finanzhilfen in Milliardenhöhe angewiesen.

Dies geht aus Schätzungen hervor, wann die Passagierzahl wieder das Vorkrisenniveau von 2019 erreicht, wie die Betreibergesellschaft FBB am Montag nach einer Aufsichtsratssitzung mitteilte. Im besten Falle geschehe dies bereits 2023, im schlechtesten Fall erst 2027. Als Grundlage für den Businessplan geht das Management im mittleren Szenario davon aus, dass 2025 wieder fast 36 Millionen Passagiere in Berlin starten und landen.

Dann würden aber im Vergleich zur bisherigen Planung für 2021 bis 2025 insgesamt rund 83 Millionen Passagiere fehlen. "Damit einher gehen erhebliche wirtschaftliche Verluste", erklärte die FBB, ohne Details zu nennen. Ein Branchenexperte sagte dazu: "Es sind relativ große Lücken." Im laufenden Jahr unterstützen die Eigner Berlin, Brandenburg und der Bund den Airport bereits mit 660 Millionen Euro. Der Insider erklärte, der Finanzbedarf schreibe sich in den nächsten Jahren im Prinzip so fort. Damit müsste die öffentliche Hand den Flughafen mit rund zwei Milliarden Euro oder - bei anhaltend niedrigen Passagierzahlen - sogar noch deutlich mehr Geld unterstützen. Die FBB erklärte, Einsparungen reichten nicht aus, um coronabedingten Umsatzverluste aufzufangen. Deshalb sei man erneut auf Hilfen der Gesellschafter und "eine Teilentschuldung zur Erhaltung der Kapitalmarktfähigkeit angewiesen".

Im laufenden Jahr erwartet der Berliner Flughafen nur 10,7 Millionen Passagiere und damit knapp ein Drittel von 2019. In den ersten Januarwochen 2021 seien täglich rund 7500 Fluggäste abgefertigt worden und damit nur rund zehn Prozent des Vorjahresniveaus. Ab 2025 rechnet der Airport mit einem Passagierwachstum von jährlich ein- bis zwei Prozent. Die Debatte, ob der Bund aussteigen und eine Teilprivatisierung ermöglichen könnte, dürfte erst nach der Bundestags- und Berlin-Wahl im September an Fahrt gewinnen.