Sydney/Paris, 16. Dez (Reuters) - Rückschlag für Boeing: Der europäische Erzrivale Airbus hat sich sich bei gleich mehreren Großaufträgen durchgesetzt.

So stellt die australische Fluggesellschaft Qantas ihre Inlandsflotte auf Airbus um. Auch Air France-KLM entschied sich Insidern zufolge für Airbus-Kurzstreckenmodelle. Dabei geht es um Dutzende Maschinen. So habe Airbus einen Auftrag für A321-Flugzeuge für die niederländische KLM erhalten, hieß es, und dürfte auch mindestens eine von insgesamt zwei Bestellungen bei Transavia für sich entscheiden. Weder Airbus noch Boeing äußerten sich zu dem Air France-KLM-Auftrag. Auch die Fluggesellschaft, die derzeit noch auf Kurzstreckenflugzeuge für Boeing setzt, war zunächst nicht erreichbar.

Die Fluggesellschaft will bei KLM und Transavia die Flotte von Mittelstreckenflugzeugen des Typs Boeing 737 erneuern und erweitern. Dazu hatte sie zuletzt Angebote für zunächst 80 Maschinen eingeholt und eine Option über weitere 60-80 Flugzeuge in Aussicht gestellt. So viele Maschinen hat die Fluggesellschaft bislang noch nie bei einem einzigen Auftrag bestellt.

QANTAS WECHSELT ZU AIRBUS

Zuvor hatte Qantas jeweils 20 Maschinen vom Typ A321XLR und vom Typ A220-300 fest bei dem europäischen Unternehmen bestellt und sich zusätzlich Kaufoptionen über 94 weitere Flugzeuge gesichert. "Das ist ein klares Zeichen unserer Zuversicht", sagte Qantas-Chef Alan Joyce. "Wir haben uns die Preise gesichert, bevor es zu einer deutlich steigenden Nachfrage nach Kurzstreckenflugzeugen kommen wird."

Die Airbus-Flugzeuge sollen ab Mitte 2023 ausgeliefert werden und die derzeitige Boeing-Flotte ablösen, der Aufsichtsrat soll nach Verhandlungen mit den Piloten Mitte 2022 grünes Licht geben. Die Fluggesellschaft verspricht sich davon auch einen geringeren CO2-Ausstoß. Derzeit betreibt Qantas 75 Maschinen des Typs Boeing 737 und 20 Boeing 717. Die Australier sind seit 1959 Boeing-Kunde. Dass das Unternehmen nun umschwenkt, ist ein herber Rückschlag für den US-Konzern. Künftig liefert Boeing nur noch Langstreckenflieger vom Typ 787 Dreamliner an Qantas.

Qantas-Chef Joyce sagte, ein wichtiger Grund für den Airbus-Großauftrag sei gewesen, dass er flexibel mit einer Bestellung der Billigflieger-Tochter Jetstar über 100 A320neos kombiniert werden könne. In der Vergangenheit haben Airbus und Boeing den Kampf um die Marktführerschaft immer wieder bei der weltweit drittältesten Fluggesellschaft ausgefochten. So setzte sich 2005 das Boeing-Modell 787 gegen den Airbus A350 durch, was den europäischen Konzern dazu bewegte, das Modell noch einmal gründlich durchzuchecken.

An der Börse wurde der Großauftrag positiv aufgenommen. Die Airbus-Aktien legten drei Prozent zu. Auch die MTU-Titel gehörten mit einem Plus von drei Prozent zu den Gewinnern. Qantas entschied sich für die Triebwerke von Pratt & Whitney, bei denen das Unternehmen mit MTU zusammenarbeitet.

LETZTER A380 GEHT AN EMIRATES

In Hamburg wurde unterdessen das letzte Airbus-Großraumflugzeug vom Typ A380 ausgeliefert. Die Maschine geht an die arabische Fluggesellschaft Emirates, die damit ihre Flotte von insgesamt 123 Maschinen komplettiert. Der A380 bietet auf zwei Decks Platz für insgesamt 500 Passagiere. Insgesamt wurden 272 dieser Flugzeuge gebaut - ursprünglich war mit mehr als 1000 gerechnet worden. Doch Fluggesellschaften setzen zunehmend auf kleinere, günstigere Maschinen, und der Boeing 787 Dreamliner und später der A350 boten eine Alternative für die Langstrecken. Wegen der geringen Nachfrage hatte Airbus deswegen 2019 die Reißleine gezogen und das Projekt gestoppt.