--Erhöhtes PEPP-Kaufvolumen dürfte im 3. Quartal Bestand haben

--Zinsen, APP-Volumen und Forward Guidance bleiben unverändert

--Neue Stabsprojektionen zu Wachstum und Inflation

Von Hans Bentzien

FRANKFURT (Dow Jones)--Der Rat der Europäischen Zentralbank (EZB) dürfte am Donnerstag eine Fortsetzung seiner ultra-lockeren Geldpolitik beschließen. Volkswirte erwarten, dass sowohl die Leitzinsen als auch das Volumen der Wertpapierkaufprogramme APP und PEPP und die sie betreffende Forward Guidance unverändert bleiben wird. Diese Prognose gilt sowohl für das Gesamtvolumen und die Dauer des Pandemiekaufprogramms PEPP als auch für das laufende Monatsvolumen der Anleihekäufe. Die EZB veröffentlicht ihre geldpolitischen Entscheidungen am Donnerstag (13.45 Uhr), gegen 14.30 Uhr beginnt die Pressekonferenz mit Präsidentin Christine Lagarde. Außerdem kommen neue Stabsprojektionen zu Wachstum und Inflation.


   EZB hat knapp 60 Prozent des PEPP-Volumens ausgeschöpft 

Die EZB hatte per Ende Mai 1.095 Milliarden Euro bzw. knapp 60 Prozent des voraussichtlichen PEPP-Zielvolumens von 1.850 Milliarden Euro ausgeschöpft. Im März hatte sie wegen des Anstiegs der Staatsanleiherenditen beschlossen, das monatliche Kaufvolumen deutlich anzuheben, worauf sich die PEPP-Anleihebestände im April und Mai um je 80 Milliarden Euro erhöhten.

Hielte die EZB dieses Kaufvolumen durch, wäre das Programmvolumen im Februar ausgeschöpft, einen Monat vor seinem aktuell geplanten Ende. Eine Fortführung des aktuellen Volumens könnte also Spekulationen über eine Anhebung des PEPP-Gesamtvolumens von derzeit 1.850 Milliarden Euro Nahrung geben.


   EZB will unbedingt ein Tapering-Signal vermeiden 

Manche Analysten sind der Meinung, dass die am Donnerstag zur Veröffentlichung anstehenden Wachstums- und Inflationsprognosen der EZB erlauben würden, ihre Käufe etwas zurückzufahren - es werden allgemein leicht höhere Prognosen für dieses Jahr erwartet. Eine Mehrheit der Analysten glaubt aber, dass die EZB davor zurückschrecken wird, weil sie befürchtet, dass dies bereits als Signal für eine bevorstehende Verringerung der Käufe (Tapering) missdeutet werden würde, was die Renditen deutlich steigen ließe - eben das will die EZB mit ihrem PEPP verhindern.

"Wir erwarten, dass die EZB die Periode "signifikant höherer Käufe" ins nächste Quartal verlängert", schrieb Natixis-Volkswirt Machado Jean-Christophe in seinem Ausblick. "Das Volumen bleibt erhöht, genau wie im zweiten Quartal", meint auch Gebhard Stadler von der BayernLB. Commerzbank-Volkswirt Michael Schubert geht davon aus, dass die EZB zwar weiterhin deutlich höhere Käufe als in den ersten Monaten des Jahres zusagen, dann aber im Verlauf des dritten Quartals wegen der Sommerflaute an den Märkten doch etwas weniger kaufen wird.


   EZB-Kommunikation spricht gegen geringeres PEPP-Monatsvolumen 

Gegen geringere PEPP-Käufe spricht nicht zuletzt die Kommunikation der EZB. Nur zwei bekannte "Falken" haben sich in letzter Zeit dafür ausgesprochen, über eine Verringerung der Käufe nachzudenken, mehrere Ratsmitglieder aber dagegen - darunter auch "Nicht-Tauben" wie Isabel Schnabel und Francois Villeroy de Galhau. Schnabel wies darauf hin, dass der jüngste Renditeanstieg vor allem dem besseren Wachstumsausblick geschuldet gewesen sei, das aber die Staatsanleiherenditen deutlicher als die risikofreien Zinssätze gestiegen seien.

Die von Dow Jones Newswires befragten Experten rechnen mit weiter steigenden Anleiherenditen. Für die Rendite zehnjähriger Bundesanleihen erwarten sie auf Sicht von drei, sechs und zwölf Monaten minus 0,13 (zuletzt: minus 0,28), minus 0,05 (minus 0,20) und 0,00 (minus 0,10) Prozent. Für den Euro-Wechselkurs werden auf Sicht von drei, sechs und zwölf Monaten 1,21 (1,20), 1,21 (1,21) und 1,21 (1,22) US-Dollar prognostiziert.


   Analysten erhöhen Wachstums- und Inflationsprognosen leicht 

Daneben prognostizieren die Analysten für 2021 und 2022 einen Anstieg des Euroraum-BIP von 4,2 (bisher: 4,0) und 4,2 (4,2) Prozent. Die Inflationsrate sehen sie bei 1,8 (1,6) und 1,4 (1,3) Prozent. Sie erwarten zudem, dass die EZB den Einlagensatz, den faktischen Leitzins, bis mindestens zum ersten Quartal 2022 bei minus 0,50 Prozent lassen wird und den Hauptrefinanzierungssatz bei 0,00 Prozent.

Kontakt zum Autor: hans.bentzien@dowjones.com

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June 07, 2021 11:02 ET (15:02 GMT)