Von Karen Langley

NEW YORK (Dow Jones)--Die großen US-Tech-Aktien gehen 2021 ihre eigenen Wege. Das ist weit entfernt vom vergangenen Jahr, als die sogenannten FAANG-Aktien in einem von der Coronavirus-Pandemie getriebenen Markt eine beherrschende Rolle einnahmen. Nach dem rasanten Abschwung Anfang 2020 erholten sich die Aktien von Facebook, Apple, Amazon, Netflix und der Google-Mutter Alphabet schneller als der breite Aktienmarkt. Dann stiegen sie weiter an und verhalfen dem S&P 500 schließlich zu einem Plus von 16 Prozent für 2020.

Im laufenden Jahr, in dem die Wirtschaft anzieht und Impfungen die Pandemie in den USA eindämmen, ist dieser synchrone Marsch ins Stocken geraten. Die Investoren haben ihren Blick über die bekannten Namen hinaus erweitert, deren Tech-Geschäfte florierten, während viele US-Amerikaner dazu übergingen, von zu Hause aus zu arbeiten, einzukaufen und soziale Kontakte zu pflegen. Mit einer wiederbelebten Wirtschaft, die Chancen in allen Branchen schafft, haben Geldverwalter Optionen. Diese sowie eine erneute Analyse von Aktien könnte deren hohe Bewertungen und weit verbreitete Popularität weitere Aufwärtsbewegungen begrenzen.


   Facebook und Alphabet auf der Gewinnerseite 

Während Alphabet-Klasse-A- und Facebook-Aktien 2021 im Jahresvergleich um jeweils 37 Prozent bzw 21 Prozent emporgeschnellt sind, haben andere Mitglieder der Gruppe den Markt belastet. Amazon-Aktien haben sich 2021 nur um 7,1 Prozent verbessert und damit weniger als der 11-prozentige Anstieg des S&P 500. Apple und Netflix haben sogar noch schlechter abgeschnitten, mit minus 1,7 Prozent bzw minus 7,4 Prozent.

Unter den Hunderten von S&P 500-Aktien, die besser abschneiden als Apple - dem nach Marktwert größten Unternehmen im US-Benchmark -, sind viele, die von der Pandemie hart getroffen wurden. Aktien der Kreuzfahrtgesellschaft Carnival sind im Jahresverlauf um 30 Prozent gestiegen - American Airlines Group sogar um 41 Prozent. Zu den anderen großen Gewinnern gehören fast alle Mitglieder des Energiesektors.


   "Steigende Flut hebt alle Boote" 

Technologiewerte, die im Jahr 2020 zurücklagen, sind in diesem Jahr ebenfalls auf dem Vormarsch. Aktien von Cisco Systems haben sich bisher um 16 verteuert und die von Intel um 12 Prozent. "Eine steigende Flut hebt im Moment alle Boote", hat Jim Golan vom William Blair Large Cap Growth Fund beobachtet. "Nur in die vier oder fünf Top-Unternehmen mit hoher Marktkapitalisierung zu investieren, wird in diesem Jahr wahrscheinlich nicht ausreichen."

Die Anleger werden in dieser Woche in den Ergebnissen des Logistikriesen Fedex, des Sneaker-Urgesteins Nike und der Olive-Garden-Mutter Darden Restaurants nach Einblicke in das Verbraucherverhalten suchen. Da eine robustere Wirtschaft die Aussichten für viele Aktien verbessert, haben Anleger weniger Grund, Aktien zu kaufen, die teuer aussehen. Dies ist insbesondere der Fall, da durch einen Inflationsschub der Anlegerfokus sich auf die Frage konzentriert, wann die US-Notenbank Fed damit beginnt, die Zinssätze vom derzeitigen Tiefststand anzuheben.


   Fed stellt für Ende 2023 höhere Leitzinsen in Aussicht 

Die Spitzen der US-Notenbank haben jüngst angedeutet, dass sie die Zinsen wohl bis Ende 2023 anheben, früher als bisher erwartet. Wenn Zinsen steigen, zeigen gängige Modelle, dass die weit in die Zukunft reichenden Cashflows, die in den Kursen vieler Technologieaktien enthalten sind, weniger wert sind.

In den vergangenen Monaten waren Investoren nicht mehr bereit, so viel für die Gewinne einiger der am höchsten bewerteten Megakonzerne im Technologiesektor zu zahlen. Die Analystenschätzungen für Amazons Gewinn pro Aktie in den kommenden zwölf Monaten legten laut Factset von Ende Dezember bis vergangene Woche um mehr als 40 Prozent zu. Da der Aktienkurs von Amazon jedoch nur um 7,1 Prozent geklettert ist, sank das Kurs-Gewinn-Verhältnis der Aktie vom fast 73-Fachen auf das 55-Fache. Im Fall von Netflix sind die Erwartungen für die künftigen Gewinne gestiegen, während der Aktienkurs gefallen ist. Das hat das Kurs-Gewinn-Verhältnis der Aktie von fast 60 Ende 2020 auf etwa 43 in der vergangenen Woche gedrückt.


   Anleger investierten vor allem in Wachstumswerte 

Die Bewertung von Apple ist seit Jahresbeginn gesunken, während die prognostizierten Gewinne zulegten. Der Aktienkurs hingegen ist nahezu unverändert. Die Aktie wurde vergangene Woche mit dem etwa 25-fachen der erwarteten Gewinne gehandelt - gegenüber dem 32-fachen Ende 2020. Nachdem er jahrelang Apple-Aktien besessen habe, sagt David Bahnsen, Chef-Investor des Vermögensverwalters The Bahnsen Group, dass er sie Ende vergangenen Jahres verkauft habe, weil er sie für zu teuer hielt.

Über weite Strecken des Jahres 2020 drängte eine stark eingeschränkte Wirtschaft die Anleger in Richtung Aktien - wie die FAANG-Namen -, deren Geschäfte weniger betroffen waren und deren künftiges Wachstum angesichts des Rückgangs der Kapitalmarktzinsen noch verlockender wurde. Der Russell-1000-Growth-Index verbesserte sich im Jahresverlauf um 37 Prozent, während der Russell-1000-Value-Index nur um 0,1 Prozent zulegte. Das entspricht dem größten jährlichen Performanceunterschied zwischen beiden Benchmarks in den Factset-Daten, die bis ins Jahr 1979 zurückreichen.


   Apple 2020 erstes US-Unternehmen mit Marktwert über 2 Billionen US-Dollar 

Große Technologiewerte gehörten zu den Anführern dieser Rally. Die Apple-Aktie kletterte 2020 um 81 Prozent - im vergangenen August wurde das Unternehmen das erste börsennotierte in den USA mit einem Marktwert von mehr als 2 Billionen US-Dollar - während Amazon um 76 Prozent und Netflix um 67 Prozent zulegten. Aktien von Facebook verteuerten sich 2020 um 33 Prozent, die von Alphabet um 31 Prozent.

Unter den großen Tech-Aktien profitieren Alphabet und Facebook besonders von dem Ende des Lockdowns, da die Ausgaben der Unternehmen für Werbung wieder zulegen. Der Gewinn von Facebook hat sich im vergangenen Quartal gegenüber dem Vorjahr fast verdoppelt, der Gewinn von Alphabet hat sich mehr als verdoppelt. "es gab diesen enormen Aufschwung in der Online-Werbung, und das hat die Aktien wirklich angetrieben", sagt Daniel Morgan, Portfolio-Manager bei Synovus Trust. "All diese Unternehmen öffnen wieder, kommen wieder in Gang, die Wirtschaft beschleunigt sich. Wohin gehen sie, um für sich zu werben? Viele gehen zu Facebook."


   Netflix kann aktuell nicht überzeugen 

Netflix hingegen hat die Investoren enttäuscht mit der Nachricht, dass sich sein Abonnentenwachstum mit der Wiedereröffnung der Wirtschaft verlangsamt hat. Der Streaming-Gigant erhielt einen Schub durch die Pandemie, da viele Verbraucher gezwungen waren oder sich entschieden, zu Hause zu bleiben. Er endete 2020 mit fulminanten mehr als 200 Millionen Abonnenten.

Diese Fundamentaldaten sind jetzt wichtig für Investoren, die weniger geneigt scheinen, auf den Markt aktuell so zu schauen wie im vergangenen Jahr. "Das sind einfach verschiedene Unternehmen, die lange Zeit hoch korreliert waren, weil sie populär waren und sich gut entwickelten", so Bahnsen. "Es gab wirklich nie eine Investmentlogik für ein Streaming-Unternehmen, das als erstes auf dem Markt war, um im Tandem mit einem Social-Media-Unternehmen gehandelt zu werden."

Kontakt zur Autorin: unternehmen.de@dowjones.com

DJG/DJN/axw/uxd

(END) Dow Jones Newswires

June 21, 2021 07:03 ET (11:03 GMT)