Von Justin Lahart

WASHINGTON (Dow Jones)--Die Inflation in den USA lässt zwar nach, aber vorüber ist sie deshalb noch lange nicht. Das implizieren die Verbraucherpreise im Juli, die saisonbereinigt um 0,5 Prozent gegenüber dem Vormonat angezogen haben. Im Juni lag die Teuerung noch bei 0,9 Prozent. Insgesamt lag die Inflation gemessen am Vorjahresniveau allerdings unverändert hoch bei 5,4 Prozent.

Preiserhöhungen bei Nahrungsmitteln und Kraftstoffen waren zu einem großen Teil für diesen Anstieg verantwortlich. Die Kerninflation, die zur besseren Bewertung des Inflationstrends die Lebensmittel- und Energiepreise nicht berücksichtigt, stieg im Juli um 0,3 Prozent gegenüber dem Vormonat, nachdem sie im Juni noch um 0,9 Prozent zugelegt hatte.


   Gebrauchtwagenpreise mit starkem Einfluss 

Die Abschwächung der Kerninflation im vergangenen Monat hängt eng damit zusammen, dass die Dynamik bei den Gebrauchtwagenpreisen endlich nachgelassen hat. Diese war in den letzten Monaten ein wichtiger Inflationstreiber gewesen. Laut Arbeitsministerium stiegen die Gebrauchtwagenpreise im Juli gegenüber dem Vormonat nur noch um 0,2 Prozent. Im Juni waren sie noch mit 10,7 Prozent davongeeilt. Und weitere Abkühlung kündigt sich an: Der Gebrauchtwagenpreisindex des Auktionshauses Manheim, das mit seinen Daten dem Arbeitsministerium in der Regel voraus ist, ist im Juli gegenüber Juni um 2,6 Prozent gesunken.

Die Gebrauchtwagenpreise sind nur eines von vielen Elementen der Inflation, die voraussichtlich an Kraft verlieren wird, wenn Knappheit und Engpässe in den Lieferketten überwunden sind. Doch bis dahin könnte es noch ein weiter Weg sein.


   Langsames Auffüllen der Lager 

Der Halbleitermangel, der schon so lange die Produktion von Neuwagen behindert, ist nach wie vor existent. Auch wenn die Produktionspläne der Autohersteller darauf hindeuten, dass sie in den kommenden Monaten mehr Autos bauen werden, dürften sich die Lagerbestände erst im nächsten Jahr wieder vollständig erholen.

Die Dynamik bei den Preisen zahlreicher Dienstleistungen ähnelt der, die man bei den Gebrauchtwagenpreisen bereits erlebt hat. Aus dem am Mittwoch veröffentlichten Bericht geht hervor, dass die Preise für Übernachtungen in Hotels, Motels und ähnlichen Beherbergungseinrichtungen im Juli um 6,8 Prozent gegenüber dem Vormonat gestiegen sind und nun 8,8 Prozent über dem Niveau vor der Pandemie liegen. Dies spiegelt den Anstieg der Gästezahlen wider, da wieder mehr Menschen verreisen, während die Hotels Probleme haben, mit der Einstellung von Personal Schritt zu halten.


   Wohnen wird teurer 

Sollten sich die Preise für Autos und Übernachtungen allmählich normalisieren, könnte das die Teuerung insgesamt bremsen. Steigende Preise für andere Güter schicken sich derweil an, diese Entwicklung zu konterkarieren.

Die Wohnkosten, die das Arbeitsministerium aus den Mietpreisen ableitet, prägen zu fast einem Drittel den Inflationsmaßstab. Einhergehend mit der steigenden Nachfrage nach Wohnraum sind laut Arbeitsministerium auch die Mietpreise gestiegen. Ein weiterer Anstieg gilt als wahrscheinlich.

Zillow ist der führende Online-Immobilienmarktplatz in den Vereinigten Staaten. JPMorgan Chase hat die dort veröffentlichten Mietpreise analysiert. Demnach haben diese bereits deutlich zugelegt. Ein Ende ist derzeit nicht in Sicht.


   Höhere Lohnkosten dürften weitergegeben werden 

Auch die Löhne im Allgemeinen sind gestiegen: Der Arbeitsmarktbericht vom vergangenen Freitag zeigte, dass die durchschnittlichen Stundenlöhne in den letzten drei Monaten um 5 Prozent angehoben wurden. Viele Unternehmen werden deshalb zumindest versuchen, die höheren Lohnkosten durch höhere Preise zu kompensieren.

Im Ergebnis könnte sich die Inflation gegenüber den zuletzt ermittelten Raten zwar abschwächen, aber der Weg zurück zu dem sehr niedrigen Niveau, das vor der Pandemie herrschte, scheint versperrt.

Das würde zwar nicht als schlechteres Umfeld für die Wirtschaft gelten, aber es wäre doch etwas ganz anderes als das, was die Anleger gewohnt sind.

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DJG/DJN/rer/smh

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August 12, 2021 08:07 ET (12:07 GMT)