FRANKFURT (dpa-AFX) - Preiswerte und zyklische Aktien sollten den Kapitalmarktexperten der Deutschen Bank zufolge besonders von einer weiteren Erholung der Weltwirtschaft profitieren. "Die Verlierer der Virus-Krise werden aufholen. Die Bewertungsunterschiede zwischen Wachstumstiteln und Value-Aktien sind zu groß geworden, um sie zu ignorieren", sagte am Dienstag Ulrich Stephan, Chefanlagestratege für Privat- und Firmenkunden der Deutschen Bank, bei der Vorstellung des Kapitalmarktausblickes 2021 in Frankfurt.

Chancen bieten laut Stephan insbesondere die Branchen Tourismus, Industrie, Automobile sowie Metall- und Bergbau. Die Aussichten für den Tech-Sektor hingegen bewertet der Experte skeptisch: "Bei Technologiewerten stimmt natürlich der langfristige Trend, kurzfristig könnte es aber aufgrund der teilweise hohen Bewertungen sein, dass sie sich in den kommenden Monaten schlechter entwickeln als die Titel anderer Branchen."

Insgesamt sehen die Fachleute für die Anleger aktuell mehr Chancen als Risiken. "Die Weltwirtschaft erlebt derzeit zwar den tiefsten Einbruch seit dem Zweiten Weltkrieg, aber der Ausblick auf 2021/22 hellt sich auf", sagte Stefan Schneider, Chefvolkswirt für Deutschland bei Deutsche Bank Research. So habe sich der Welthandel nach einem scharfen Einbruch zu Jahresbeginn bereits wieder stabilisiert. Insbesondere für die Exportnation Deutschland sei wichtig, dass sich in China als der zweitgrößten Volkswirtschaft der Welt die Konjunktur bereits wieder schnell erholt habe.

Das recht positive Szenario der Kapitalmarktexperten basiert auf der Annahme, dass die Notenbanken wie angekündigt die expansive Politik zur Stützung der Konjunktur ausweiten und auch die staatlichen Unterstützungen in der Corona-Krise nicht abebben. In den USA dürften indes bislang geplante, massive Fiskalprogramme in Höhe von zwei bis drei Billionen US-Dollar an der voraussichtlich konservativen Senatsmehrheit scheitern. "Ein Kompromiss dürfte bei rund 750 Milliarden Dollar liegen und weitere Unterstützung für Arbeitslose, Hilfen für Schulen und den Gesundheitssektor sowie Infrastrukturausgaben umfassen", ergänzte Schneider.

Risiken gibt es den Experten zufolge vor allem mit Blick auf die noch immer steigende Zahl der Infektionen und die damit verbundenen Einschränkungen in vielen Ländern. Das mache Prognosen schwieriger.

Unter dem Strich aber könnte der deutsche Leitindex Dax bis Ende kommenden Jahres auf 14 000 Punkte steigen. Gegenüber dem aktuellen Stand wäre das ein Plus von knapp sechs Prozent. Für den EuroStoxx 50 als Leitindex der Eurozone prognostizieren die Experten der Deutschen Bank für das Jahresende 2021 einen Stand von 3500 Punkten, der in etwa dem aktuellen Niveau entspricht. Den breit angelegten US-Aktienindex S&P 500 sehen die Fachleute dann bei 3800 Punkten und damit gut sechs Prozent höher als derzeit./la/bek/fba