FRANKFURT (Dow Jones)--Unsere Auswahl an Ereignissen aus der Finanz- und Wirtschaftswelt, die in der Woche im Fokus stehen werden (Angaben in Ortszeit Deutschland):


1. Neuer Anlauf für Regling-Nachfolge beim ESM 

Die europäischen Finanzminister wollen zu Wochenbeginn einen neuen Versuch unternehmen, sich auf einen Nachfolger von Klaus Regling auf dem Chefsessel des Euro-Rettungsfonds ESM zu einigen. "Zum Wochenende hin wäre es schon ganz gut, wenn wir da jemanden hätten, den die politische Ebene bestimmt hätte", sagte ein hochrangiger Beamter aus dem Bundesfinanzministerium. Reglings letzter Arbeitstag ist Freitag, der 7. Oktober. So es "die Lage ergibt", könne es zu einem Beschluss nach der Sitzung der Eurogruppe am Montagvormittag in Luxemburg kommen. Themen der Sitzung selbst sind vor allem die makroökonomische Situation der Eurozone und die wirtschaftspolitische Antwort auf die hohen Energiepreise.

>>> Montag, 03.10.2022; 15:00 (Eurogruppe)

>>> Dienstag, 04.10.2022; 10:00 (Treffen Finanz-/Wirtschaftsminister)


2. Auf Scholz und die Ministerpräsidenten wartet der Streit ums liebe Geld 

In den vergangenen Tagen hat sich bei den Ministerpräsidenten viel Wut angestaut über die jüngsten Pläne der Bundesregierung, Unternehmen und Privathaushalten angesichts der hohen Energiekosten unter die Arme zu greifen. Viele Länderchefs sind unzufrieden mit der Kostenaufteilung des 65 Milliarden Euro schweren Hilfspakets. Hinzu kommt die geplante Wohngeldreform, bei der die Bundesregierung trotz Widerstand der Länder auf eine Aufteilung der Kosten besteht. Auch hier fordern die Länder eine höhere Kostenübernahme durch den Bund. Außerdem schlagen einige Länder Alarm wegen der deutlich steigenden Flüchtlingszahlen. Einigen Regionen gehen die Unterkünfte aus. Ohne weitere finanzielle Hilfe durch den Bund sei dies nicht mehr zu schaffen. Es dürfte also hoch hergehen auf der Ministerpräsidentenkonferenz mit Bundeskanzler Olaf Scholz (SPD).

>>> Dienstag, 04.10.2022; 16:30


3. EZB veröffentlicht Ausmaß der Ankäufe italienischer Staatsanleihen 

Die Europäische Zentralbank (EZB) hat in einer bahnbrechenden Entscheidung beschlossen, im Notfall gezielt Anleihen eines Staats zu kaufen, wenn deren Renditen zu hoch scheinen, das Durchwirken ihrer Geldpolitik dorthin also nicht anders gewährleistet werden kann. Festgemacht würde das an der Differenz der Staatsanleiherenditen gegenüber einer Benchmark. Ein Schelm, wer da an Italien denkt, wo im September die eher EU-kritischen Parteien eine Wahl gewonnen haben. Die erste Verteidigungslinie gegen aus EZB-Sicht ungerechtfertigt hohe Anleiherenditen ist allerdings die Wiederanlage von Tilgungsbeträgen von Anleihen, die im Rahmen des Pandemieprogramms PEPP gekauft und dann fällig wurden. Die EZB kann die Erträge aus deutschen, französischen oder niederländischen Staatsanleihen nämlich einsetzen, um neue italienische oder andere südeuropäische Papiere zu kaufen und damit deren Rendite zu senken. Am Mittwoch informiert die EZB darüber, in welchem Ausmaß das im August und September passiert ist.

>>> Mittwoch, 05.10.2022; 15:00


4. Deutscher Auftragseingang sinkt zum siebten Mal in Folge 

Der Auftragseingang der deutschen Industrie ist noch nie so viele Male in Folge gesunken wie zuletzt - und noch nie war das so egal jetzt. Volkswirte erwarten, dass die Bestellungen im August gegenüber dem Vormonat um 0,5 Prozent zurückgegangen sind. Es wäre der siebte Rückgang in Folge und damit einmal mehr als 2008/2009 nach der Pleite von Lehman Brothers mit anschließender Finanzkrise. Allerdings waren die Auftragsbestände der Unternehmen auch noch nie zuvor so hoch - was allerdings maßgeblich daran liegt, dass sie nicht genug Vorprodukte und Rohstoffe haben, um sie abzuarbeiten. Interessant werden die zeitgleich kommenden Daten zum Umsatz im verarbeitenden Gewerbe, die einen Vorgeschmack auf die am nächsten Tag anstehenden Produktionsdaten geben werden.

>>> Donnerstag, 06.10.2022; 08:00


5. Wie scharf waren die Zinsdiskussionen im EZB-Rat im September? 

Der Rat der Europäischen Zentralbank (EZB) will über seine Zinsentscheidungen neuerdings zwar "von Meeting zu Meeting" entscheiden, aber Anfang September verkündete er gleichwohl seine Absicht, die Zinsen "in den nächsten paar Meetings" zu erhöhen. Dahinter steckt die Gewissheit, dass die Zinsen angesichts der hohen Inflation (zuletzt 10 Prozent) immer noch viel zu niedrig sind. Zusammen mit der Aussage einiger Ratsmitglieder, dass ein neutrales Zinsniveau, bei dem die Geldpolitik die Wirtschaft weder bremst noch antreibt, gegen Jahresende erreicht sein soll, ergibt das einen konstanten Handlungsdruck. Im Vorfeld der EZB-Ratssitzung Ende Oktober spekulieren Marktteilnehmer auf einen weiteren Zinsschritt von 75 Basispunkten - mindestens. Das jetzt zu veröffentlichende Protokoll der Beratungen vom 7./8. September könnte Aufschluss über die internen Diskussionen zum Thema Zinserhöhungstempo geben.

>>> Donnerstag, 06.10.2022; 13:30


6. Historisches Gipfeltreffen in Prag 

Insgesamt 44 Staats- und Regierungschefs zum Gründungsgipfel der "Europäischen Politischen Gesellschaft" nach Prag eingeladen, das schon im Vorwege als historisch eingestuft wird. Neben den Mitgliedsstaaten der Europäischen Union sind auch Vertreter aus Ländern wie den Balkanstaaten, der Ukraine, Moldau, dem Vereinigten Königreich und der Türkei eingeladen. In der ursprünglich vom französischen Präsidenten Emmanuel Macron vorgeschlagenen Initiative will man gemeinsame Interessen ausloten, um Sicherheit, Stabilität und Wohlstand der Region zu befördern.

Beim am nächsten Tag folgenden EU-Gipfel soll es u.a. um den ukrainischen Wunsch zum EU-Beitritt gehen. Über all dem schweben aber der russische Angriffskrieg auf die Ukraine und die Gaslecks an den Pipelines Nord Stream 1 und 2. Es gibt also viel zu bereden.

>>> Donnerstag und Freitag, 6. und 7. Oktober 2022


7. Materialmangel und Inflation belasten deutsche Produktion im August 

Die Produktion im produzierenden Sektor dürfte im August erneut von einem Mangel an Vorprodukten und Rohstoffen sowie von der hohen Inflation gebremst worden sein. Von Dow Jones Newswires befragte Volkswirte erwarten, dass der Output von Industrie, Bau- und Energiewirtschaft gegenüber dem Vormonat um 0,5 Prozent gesunken ist, nachdem er im Juli um 0,3 Prozent nachgelassen hatte. Viele Analysten rechnen damit, dass die deutsche Volkswirtschaft im dritten Quartal geschrumpft ist.

>>> Freitag, 07.10.2022; 08:00


8. US-Arbeitsmarkt im September robust trotz Rezession 

Das Jobwachstum in den USA dürfte im September trotz der technischen Rezession robust geblieben sein. Ökonomen rechnen nach dem Factset-Konsens mit einem Plus von 250.000 (August: 315.000) zusätzlichen Stellen. Die Arbeitslosenquote soll der Prognose zufolge bei 3,7 Prozent verharren. Bei den Stundenlöhnen erwarten die Ökonomen ein monatliches Plus von 0,3 (0,3) Prozent und eine jährliche Steigerung von 4,7 (5,2) Prozent. Die US-Notenbank hatte zuletzt zum dritten Mal in Folge ihren Leitzins um 75 Basispunkte erhöht, um die hohe Inflation einzudämmen. In ihren jüngsten Projektionen geht die Fed davon aus, dass ihr Leitzins schneller und auf ein höheres Niveau als bislang erwartet steigt, dass sich die Wirtschaft abschwächt und dass die Arbeitslosigkeit in einem Maße zunimmt, das historisch mit Rezessionen verbunden ist; das würde eine Arbeitslosenquote von etwa 5 Prozent bedeuten.

>>> Freitag, 07.10.2022; 14:30


9. Weil kann in Niedersachsen auf dritte Amtszeit hoffen 

Seit zehn Jahren ist der SPD-Politiker Stephan Weil bereits Ministerpräsident in Niedersachsen. Nun bewirbt er sich um eine dritte Amtszeit gegen seinen CDU-Herausforderer und Koalitionspartner Bernd Althusmann. In Umfragen liegt die SPD leicht vorn. Weil punktet mit seinem Kurs der Beständigkeit. Zudem hat Bundeskanzler Olaf Scholz (SPD) Weil durchaus einen Gefallen damit getan, dass der Abwehrschirm gegen hohe Strom- und Gaspreise im Volumen von bis zu 200 Milliarden Euro vor der Wahl angekündigt wurde. Die Sorge bei Bevölkerung und Unternehmen über den kommenden Winter dürfte sich etwas legen. Außerdem ist es hilfreich, dass Details zu den Preisbremsen wohl erst nach der Niedersachenwahl kommen. Denn beim Kleingedruckten könnte dem ein oder anderen klar werden, dass die Preise trotzdem hoch sein werden.

>>> Sonntag, 09.10.2022; 08:00/Schließung Wahllokale 18:00


Mitarbeit: Andreas Plecko, Andreas Kißler, Andrea Thomas, Hans Bentzien

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September 30, 2022 10:03 ET (14:03 GMT)